Stauffenberg-Enkelin zieht EBR-Besucher in den Bann
Sophie von Bechtolsheim hält an der Ellwanger Realschule eine bewegende Lesung
(ij) - Am 20. Juli 2024 jährt sich zum 80. Mal das Attentat auf Adolf Hitler. Dieses Gedenken nahmen die Organisatoren des Eugen-Bolz-Raumes unter der Leitung von Barbara Drasch zum Anlass, die Autorin und Enkelin Stauffenbergs, Sophie von Bechtolsheim, zu einer Lesung an die Eugen-Bolz-Realschule einzuladen. Ihr Buch „Stauffenberg. Mein Großvater war kein Attentäter“stand lange Zeit auf der Spiegel Bestsellerliste.Von diesem besonderen Abend mit Sophie von Bechtolsheim berichtet die Schule in einer Pressemitteilung.
Sophie von Bechtolsheim, Historikerin und Kommunikationswissenschaftlerin, gelang es durch ihren kompetenten, lebendigen Vortrag sofort, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen, heißt es in der Mitteilung. Bewegend sei besonders der Blickwinkel auf ihre Großmutter, Nina Schenk von Stauffenberg, die nach der Ermordung ihres Mannes großen Wert darauf gelegt habe, nicht als „Berufshinterbliebene“zu gelten. Ihre Lesung habe Sophie von Bechtolsheim mit farbigen Erzählungen aus dem Familienleben und den Gesprächen mit ihrer Großmutter ergänzt, denn als Jugendliche habe sie engen Kontakt zu ihr gehabt.
Der Autorin, Enkelin von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, sei es wichtig gewesen, dem zahlreich erschienenen Publikum seine Geisteshaltung, seine Motive und seine Lebensleistung nahezubringen. Nicht immer seien ihrer Ansicht nach die zahlreich erschienenen Publikationen dem gerecht geworden. Obwohl etwa 200 Menschen direkt oder indirekt in die Attentatspläne involviert gewesen, verfolgt, verhaftet und hingerichtet worden seien – darunter auch Eugen Bolz, der letzte Staatspräsident von Württemberg – habe sich die Wahrnehmung fast ausschließlich auf die Person von Claus Schenk Graf von Stauffenberg konzentriert, führt von Bechtolsheim in ihrer Lesung aus. Seine Persönlichkeit erfuhr und erfährt ihren Aussagen nach in der Geschichtsschreibung
die unterschiedlichsten und widersprüchlichsten Deutungen. Vom heroischen Übermenschen bis hin zum Volksverräter sei alles vertreten.
Nach der Lesung stellte sich Sophie von Bechtolsheim den zahlreichen Fragen der Zuhörer. Zur Überlegung, ob nicht die Welt heute angesichts so zahlreicher menschenverachtender Diktatoren viele Stauffenbergs brauchen würde, stellte die Autorin fest, dass ihr Großvater nicht darauf reduziert werden dürfe, dass er einen Diktator „um die Ecke“bringen wollte. Nach wie vor sei die Frage nach der ethischen Legitimation eines Tyrannenmordes von zentraler Bedeutung.
In seiner Begrüßungsrede hatte der stellvertretende Schulleiter Florian Eiberger betont, dass der Namensgeber der Schule, Eugen Bolz, als Vorbild für alle dienen könne, sich für den Erhalt unserer Demokratie einzusetzen. Auf die Frage, welche zentrale Botschaft der 20. Juli hinterlasse, stellte die Autorin fest, dass der Einsatz für die Demokratie sehr wichtig sei, dass dabei aber der Einsatz für den Erhalt des Rechtsstaates und der Gewaltenteilung von zentraler Bedeutung sei.