Wenn Moslems Christen zum Fastenbrechen einladen
Im „Hochzeitssaal“im Aalener Industriegebiet West werden erneut Wünsche nach friedlichem Zusammenleben laut
- Über 250 Besucher folgten der Einladung Aalener Moslems zum sogenannten Fastenbrechen des Ramadans in den Hochzeitssaal im Industriegebiet. Mehtap Derin, die Leiterin des Vereins „aakademie", einer freien Bildungseinrichtung der Moslems, hieß die Gäste zu einem glanzvollen Fest und zum Austausch über Gemeinsamkeiten der Religionen willkommen.
Zwei tanzende Derwische führten in die mystische Welt des Islams ein. Mit ihren schwindelerregenden, lang andauernden Körperdrehungen und mit ihren weißen beziehungsweise roten Gewändern und hohen Hüten beeindruckten die beiden Tänzer, die in einer Gruppe in Frankfurt/ Main ihr türkisches Brauchtum pf legen, die Gäste.
„Seit 14 Jahren feiern wir hier in Aalen unser Fastenbrechen", berichtete zum Beispiel Mehtap Derin, die sich über die außergewöhnlich große Zahl der Besucher freute, unter ihnen die Geistlichen der beiden christlichen Kirchen und der Aalener Bürgermeister Bernd Schwarzendorfer, der für Soziales und Kulturvzuständig ist, Diana Kurschad, die Integrationsbeauftragte des Landratsamts Ostalb, Gemeindeund Kreisräte sowie auch Yeliz Brütting, die Gattin des Oberbürgermeisters.
Gerade das Fasten im Islam und im Christentum, das dieses Jahr zufällig zeitlich zusammentreffe, sei ein wichtiges Element der Gemeinsamkeit der beiden Religionen, stellte Derin fest. „Mit der Einladung zum Fastenbrechen wollen wir helfen, Vorurteile abzubauen und Brücken zu errichten, um gegenseitigen Respekt und Toleranz zu fördern, aber auch Frieden und Freude zu bringen", wünschte die engagierte „aakademie“-Chefin unter dem Beifall der vielen Gäste.
Das Fasten sei über den Verzicht auf Nahrung hinaus eine hohe spirituelle Zeit des Friedens, des Dialogs und des besseren Verstehens untereinander, betonte Bürgermeister Schwarzendorfer in seinem Grußwort im Namen der Stadt.
Von der Gemeinsamkeit des Fastens im Judentum, bei den Christen und den Moslems ausgehend sprach der Unterkochener Pfarrer Manfred Metzger mit deutlichen Worten auch die Spaltung an, die durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in jüngster Zeit entstanden seien und die es durch verständnisvollen Dialog zu überwinden gelte. „Es gibt keine andere Wahl als einen gemeinsamen Weg zu finden", schloss er.
Die Mystik im Islam sei ein beeindruckendes Element, die Liebe und Nähe Gottes zu suchen, betonte Pfarrer Wolfgang Sedlmeier. Bis heute habe man es nicht fertig gebracht, den Frieden im Heiligen Land zu erreichen, bedauerte er und forderte zu stillem Gedenken für die Menschen in Israel und Palästina auf. Mit herzlichem Dank an ihr MitarbeiterTeam leitete Mehtap Derin zum Festessen über. Nach dem gesungenen Tischgebet eines jungen Muezzin wurden Linsensuppe, Salat, Geflügel, Gemüse und Baklava als süße Nachspeise serviert. Für die Moslems dauert nach diesem traditionellen Fastenbrechen die vorgeschriebene Fastenzeit mit insgesamt 36 Tagen weiterhin an.