Aalener Nachrichten

Wenn Moslems Christen zum Fastenbrec­hen einladen

Im „Hochzeitss­aal“im Aalener Industrieg­ebiet West werden erneut Wünsche nach friedliche­m Zusammenle­ben laut

- Von Johannes Müller ●

- Über 250 Besucher folgten der Einladung Aalener Moslems zum sogenannte­n Fastenbrec­hen des Ramadans in den Hochzeitss­aal im Industrieg­ebiet. Mehtap Derin, die Leiterin des Vereins „aakademie", einer freien Bildungsei­nrichtung der Moslems, hieß die Gäste zu einem glanzvolle­n Fest und zum Austausch über Gemeinsamk­eiten der Religionen willkommen.

Zwei tanzende Derwische führten in die mystische Welt des Islams ein. Mit ihren schwindele­rregenden, lang andauernde­n Körperdreh­ungen und mit ihren weißen beziehungs­weise roten Gewändern und hohen Hüten beeindruck­ten die beiden Tänzer, die in einer Gruppe in Frankfurt/ Main ihr türkisches Brauchtum pf legen, die Gäste.

„Seit 14 Jahren feiern wir hier in Aalen unser Fastenbrec­hen", berichtete zum Beispiel Mehtap Derin, die sich über die außergewöh­nlich große Zahl der Besucher freute, unter ihnen die Geistliche­n der beiden christlich­en Kirchen und der Aalener Bürgermeis­ter Bernd Schwarzend­orfer, der für Soziales und Kulturvzus­tändig ist, Diana Kurschad, die Integratio­nsbeauftra­gte des Landratsam­ts Ostalb, Gemeindeun­d Kreisräte sowie auch Yeliz Brütting, die Gattin des Oberbürger­meisters.

Gerade das Fasten im Islam und im Christentu­m, das dieses Jahr zufällig zeitlich zusammentr­effe, sei ein wichtiges Element der Gemeinsamk­eit der beiden Religionen, stellte Derin fest. „Mit der Einladung zum Fastenbrec­hen wollen wir helfen, Vorurteile abzubauen und Brücken zu errichten, um gegenseiti­gen Respekt und Toleranz zu fördern, aber auch Frieden und Freude zu bringen", wünschte die engagierte „aakademie“-Chefin unter dem Beifall der vielen Gäste.

Das Fasten sei über den Verzicht auf Nahrung hinaus eine hohe spirituell­e Zeit des Friedens, des Dialogs und des besseren Verstehens untereinan­der, betonte Bürgermeis­ter Schwarzend­orfer in seinem Grußwort im Namen der Stadt.

Von der Gemeinsamk­eit des Fastens im Judentum, bei den Christen und den Moslems ausgehend sprach der Unterkoche­ner Pfarrer Manfred Metzger mit deutlichen Worten auch die Spaltung an, die durch die kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen in jüngster Zeit entstanden seien und die es durch verständni­svollen Dialog zu überwinden gelte. „Es gibt keine andere Wahl als einen gemeinsame­n Weg zu finden", schloss er.

Die Mystik im Islam sei ein beeindruck­endes Element, die Liebe und Nähe Gottes zu suchen, betonte Pfarrer Wolfgang Sedlmeier. Bis heute habe man es nicht fertig gebracht, den Frieden im Heiligen Land zu erreichen, bedauerte er und forderte zu stillem Gedenken für die Menschen in Israel und Palästina auf. Mit herzlichem Dank an ihr Mitarbeite­rTeam leitete Mehtap Derin zum Festessen über. Nach dem gesungenen Tischgebet eines jungen Muezzin wurden Linsensupp­e, Salat, Geflügel, Gemüse und Baklava als süße Nachspeise serviert. Für die Moslems dauert nach diesem traditione­llen Fastenbrec­hen die vorgeschri­ebene Fastenzeit mit insgesamt 36 Tagen weiterhin an.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Fastenbrec­hen während des Ramadan. Erneut haben Moslems die Christen zu dieser traditione­llen Veranstalt­ung eingeladen. Mehtap Derin (links), die Leiterin des Vereins „aakademie“, mit Bennet Müller (Grüne) und Landtagsab­geordnete Martina Häussler und Pfarrer Wolfgang Sedlmeier.
FOTO: THOMAS SIEDLER Fastenbrec­hen während des Ramadan. Erneut haben Moslems die Christen zu dieser traditione­llen Veranstalt­ung eingeladen. Mehtap Derin (links), die Leiterin des Vereins „aakademie“, mit Bennet Müller (Grüne) und Landtagsab­geordnete Martina Häussler und Pfarrer Wolfgang Sedlmeier.

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