Unterkochen steht wie eine Eins hinter 32.4
Ortschaftsrat beschäftigt sich in einer Sondersitzung mit den möglichen Trassen des Albaufstiegs
- Die Reihen sind dicht gefüllt. Es muss nachgestuhlt werden. Wohl selten waren Plätze im Sitzungssaal des Unterkochener Rathauses so begehrt. Eins ist klar: Das Thema brennt zumindest den anwesenden gut 70 Unterkochenerinnen und Unterkochenern auf den Nägeln. Es geht um den Albaufstieg von der Unterkochener Tallage hoch zur A7. Eingentlich hatten sich alle Betroffenen nach langem Bürgerbeteiligungsverfahren für die „Vorzugsvariante 32.4“mit Tunnellösung ausgesprochen – und dann taucht plötzlich die Variante 19.1 als, so befürchtet der Ortschaftsrat, „Favorit“in den Planungen des Regierungspräsidiums (RP) wieder auf. Die Variante also, die neben dem Ausbau der bestehenden Trasse der L1084 so gar nicht nach dem Geschmack der Unterkochener ist. Zeit für eine Sondersitzung also, um sich zu formieren, um Kräfte zu bündeln, um nochmals klarzumachen, wie wichtig dem Ort das Thema ist.
Beifall gab’s zunächst für Oberbürgermeister Frederick Brütting dafür, dass er nach Unterkochen gekommen war. Das tut dem Ort gut, dass von der Stadtverwaltung Unterstützung kommt. „Wir sind tatsächlich überrascht“, so Ortsvorsteherin Martina
Lechner, „dass das Regierungspräsidium Varianten überprüft, die wir definitiv ausgeschlossen haben.“So beschließt der Ortschaftsrat am Ende auch, dem RP klarzumachen, den Ausbau der bestehenden Trasse und der Variante 19.1 abzulehnen und die Variante 32.4 „zur Grundlage der künftigen Planung zu machen“– natürlich einstimmig.
Frederick Brütting zeigte sich dankbar, dass der Ortschaftsrat nochmals die Initiative ergriffen habe, um den Schwung des vergangenen Jahres mitzunehmen. Er fasste zusammen: „Die Ortschaftsräte in Unterkochen und Ebnat, die Bürgerinitiative und die Gemeinderäte Aalen und Oberkochen ziehen an einem Strang. Wir haben uns rechtzeitig positioniert“, denn der Verkehr und damit die Lärmbelästigung werde ja nicht weniger, sagte er mit Verweis auf die Pläne der Firma Zeiss, in Ebnat zu expandieren. Aber, so fügte er an: „Die Pläne der Wirtschaft – Zeiss und Hensoldt – haben unser Anliegen auch wieder in den Blickpunkt gerückt“, was er als positive Entwicklung wertete.
schloss Grünen-Ortschaftsrat Alexander Asbrock an: „Die ,Vorzugsvariante Aalen 32.4’ sollte eine ,Vorzugsvariante Zeiss’ werden“, sagte Asbrock, der auch darauf hinwies, dass der Antrag auf diese Sondersitzung auf Antrag der Vertreter aller Fraktionen zustande gekommen sei. „Wir sind explizit gegen den Ausbau und gegen 19.1. Wir sollten
aus Zeitgründen nicht eine schlechte Variante wählen.“
„Ebnat blüht auf, darüber freuen wir uns“, sagte Harry Kühn von der CDU, „aber: Wir wollen nicht darunter leiden.“Er verwies auf den Einhorn-Tunnel in Schwäbisch Gmünd, der der Stadt sehr gut getan habe. Ähnliches erhofft er sich auch von der Tunnellösung für Unterkochen. „Gisela Weiland (CDU) meinte: „Der gesamte Ortschaftsrat steht dahinter“. Brigitte Willier von der SPD sah’s genauso: „Dass belegt der volle Saal heute.“Käme die Variante 19.1 wieder ins Gespräch,
sinke das Vertrauen der Bürger ins Verfahren. So sah es auch Claudia Maas von den Grünen: „Wenn der Bürgerwille nicht beachtet wird, droht Politikverdrossenheit. Wenn die Variante 32.4 nicht kommt, dann müssen wir uns zwischen Pest und Cholera entscheiden.“Martin Fähnle von den Freien Wählern vermutete gar einen politischen Schachzug dahinter, dass drei Varianten jetzt geprüft werden: „Tunnellösung zu teuer, 19.1 nicht machbar – dann bleibt nur noch der Bestandsausbau.“Ähnlich sah es auch OB Brütting, der zu diesem Zeitpunkt die Kostenfrage noch gar nicht diskutieren will. Und Anton Funk von der CDU fügte an: „Wir gehen mit der Variante 32.4 ins Rennen – und mit keiner anderen.“
Tiefbauamtsleiter Stefan Pommerenke erläuterte kurz, wie das Verfahren weitergehen werde. Ein Zeitplan, so Brütting, sei derzeit noch nicht abzusehen. Pommerenke fügte aber auch optimistisch an: „Mich beruhigt, dass wir alle hier keinen Millimeter auseinander sind. Das müssen wir nach außen tragen.“
Der Ortschaftsrat sorgt mit seinem Beschluss also für einen Schulterschluss und gibt sich kämpferisch. Auf den Einwand, dass man das doch beschlossen habe, meinte Ortsvorsteherin Lechner lapidar: „Und wenn wir das noch zehnmal beschließen müssen, dann beschließen wir es eben noch zehnmal.“Das „Linienfindungsverfahren“werde sich sicher noch Monate hinziehen, erklärte abschließend OB Brütting, „wir brauchen noch einen langen Atem“. Zunächst stehe am 3. Mai ein Gespräch mit dem Regierungspräsidium an, an dem auch Ortschaftsräte und Vertreter der Bürgerinitiative teilnehmen werden.
„Die Variante 32.4 zur Grundlage der künftigen Planung machen.“Einstimmiger Beschluss des Unterkochener Ortschaftsrats.
„Sonst haben wir die Wahl zwischen Pest und Cholera“, sagt Grünen-Ortschaftsrätin Claudia Maas.