Aalener Nachrichten

Der siebte 007

Nach Daniel Craigs Abschied läuft die Suche nach einem neuen James Bond

- Von Philip Dethlefs

(dpa) - Wer wird der nächste James Bond? Die Gerüchtekü­che brodelt in diesen Tagen wieder. Dem britischen Schauspiel­er Aaron Taylor-Johnson („Bullet Train“) liege angeblich ein Angebot für die begehrte Rolle vor, berichtete „The Sun“. Die Meldung schlug internatio­nal hohe Wellen. Dabei hatte die Boulevardz­eitung erst vor ein paar Wochen behauptet, Oscar-Gewinner Cillian Murphy („Oppenheime­r“) sei der Topfavorit auf den vakanten Agentenjob. Insider sind sich sicher: Die Spekulatio­nen sind frei erfunden. Die Entscheidu­ng über den siebten 007 – nach Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan und Daniel Craig – ist bislang nicht gefallen.

Was sagen die Bond-Produzente­n?

Die Firma EON, die seit 1962 („James Bond – 007 jagt Dr. No“) insgesamt 25 „James Bond“-Filme produziert hat, kommentier­t keine Spekulatio­nen. Allerdings äußerte sich Produzenti­n Barbara Broccoli im Februar kurz und knapp: „Nein“, sagte sie am Rande einer Gala in London auf die Frage von Szenekenne­r Baz Bamigboye, ob es einen neuen Stand gebe. „Es gibt nichts, was ich über den nächsten Bond-Film sagen kann. Es gibt gar nichts. Noch passiert nichts.“Die Gerüchte rissen trotzdem nicht ab.

Welche Schauspiel­er sind im Gespräch?

Die Liste ist nahezu endlos. Zu den prominente­sten Namen der vergangene­n Jahre zählen Tom Hardy, Idris Elba, Tom Hiddleston, Richard Madden, Taron Egerton, Barry Keoghan oder Cillian Murphy. Und Henry Cavill, der in den 2000er-Jahren am Casting teilnahm, bevor sich Craig durchsetzt­e. Kaum ein angesagter Schauspiel­er, der im Boulevard nicht schon als Martini trinkender Geheimagen­t gehandelt wurde. Zudem halten die englischen Buchmacher die Gerüchte mit ihren Wetten auf den siebten Bond-Darsteller am Laufen. Mit der Realität hat das wenig zu tun.

Welcher Typ wird gesucht?

Das hängt maßgeblich davon ab, welche Stilrichtu­ng die Filme einschlage­n. Broccoli kündigte an, man werde Bond „neu erfinden“. Das überrascht nicht. Auf den Humor von Roger Moore folgte der ernsthafte Timothy Dalton. Nach den bunten Filmen mit Pierce Brosnan wurde es mit Craig eher düster. „Ein erfolgreic­her neuer James Bond ist üblicherwe­ise eine Reaktion auf den Vorgänger“,

sagt Ajay Chowdhury, Autor von „Some Kind of Hero: The Remarkable Story of the James Bond Films“. „Ein leichterer, klassische­rer Bond könnte nach der eher dunklen und düsteren Stimmung der jüngsten Abenteuer wie „Casino Royale“und „Skyfall“erfrischen­d sein.“

Wann wird eine Entscheidu­ng erwartet?

Das ist völlig offen. In der Regel wird erst ein Regisseur verpflicht­et und ein Drehbuchen­twurf vorgelegt, bevor ein Casting stattfinde­t. Der Regisseur dürfte ein Mitsprache­recht haben – und auch Amazon, das nach der Übernahme von MGM 50 Prozent am Bond-Franchise hält. Das letzte Wort hat EON mit den beiden Machern Barbara Broccoli und Michael G. Wilson. Wenn der Prozess für „Bond 26“noch nicht begonnen hat, wie Broccoli sagt, dann ist wohl frühestens 2025 mit einer Entscheidu­ng zu rechnen.

Hätte Aaron Taylor-Johnson dann Chancen?

Prinzipiel­l passt der kernige Brite gut ins Profil. Die Produzente­n wollen dem Vernehmen nach einen jüngeren, unverbrauc­hten Schauspiel­er, dessen Gesicht nicht zu bekannt ist und der mehrere 007-Filme drehen könnte. Mit 33 Jahren ist Taylor-Johnson im besten Alter, ganz im Gegensatz zu Cillian Murphy, der mit 47 wohl zu alt ist. Ein bekannter Star wie etwa Henry Cavill ist Taylor-Johnson noch nicht, aber er könnte es bald werden. Demnächst ist er neben Ryan Gosling in „The Fall Guy“und als Titelheld im Comic-Abenteuer „Kraven The Hunter“im Kino zu sehen. Für viele Fans wäre TaylorJohn­son eine hervorrage­nde Wahl als Bond.

Warum kann es keine Frau werden?

Weil Produzenti­n Broccoli längst ausgeschlo­ssen hat, dass Bond das Geschlecht wechselt. „Ich finde nicht, dass eine Frau James Bond spielen sollte“, sagte sie dem „Hollywood Reporter“. „Ich bin eher dafür, Rollen für Frauen zu schaffen, anstatt Männerroll­en

von Frauen spielen zu lassen.“Ein so kontrovers­er Schritt würde zudem ein großes Risiko an den Kinokassen bedeuten. „Die Marke Bond wurde über 60 Jahre sorgfältig etabliert und ist zu einem kommerziel­len Giganten geworden“, meint BondExpert­e Chowdhury. Radikale Änderungen seien deshalb unwahrsche­inlich.

Könnte der neue James Bond von einem schwarzen Schauspiel­er gespielt werden?

„Er sollte britisch sein“, sagte Broccoli, „und britisch kann jede Ethnie sein.“Der bislang letzte James-Bond-Film thematisie­rte das subtil. Zu Beginn von „Keine Zeit zu sterben“ist Craigs Bond im Ruhestand. Seine berühmte Agentennum­mer 007 hat eine schwarze Agentin (Lashana Lynch) übernommen, mit der Bond später zusammenar­beitet. Neben Idris Elba, der mit 51 Jahren zu alt für die Rolle sein dürfte, wurde „Bridgerton“-Star Regé-Jean Page vorübergeh­end als James-Bond-Anwärter gehandelt.

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FOTO: NICOLE DOVE/DANJAQ AND METRO GOLDWYN MAYER PICTURES/UNIVERSAL PICTURES /DPA Wird als Agent 007 abgelöst: Der britische Schauspiel­er Daniel Craig als James Bond in einer Szene des Films „Keine Zeit zu sterben“.

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