Aalener Nachrichten

Zeichen gegen Rassismus und für Vielfalt

Zahlreiche Besucher erleben einen Abend der interkultu­rellen Begegnung mit Musik, Tanz und Essen aus drei verschiede­nen Küchen

- Von Johannes Müller

- Der große Saal im evangelisc­hen Gemeindeha­us ist am Samstagabe­nd bis auf den letzten Platz besetzt gewesen. Kein Wunder, denn es lockte ein attraktive­s Programm interkultu­reller Begegnung mit Musik und Tanz sowie Spezialitä­ten aus der türkischen, ukrainisch­en und tamilische­n Küche.

Besser lasse sich die Gemeinsamk­eit friedliche­n Zusammense­ins nicht demonstrie­ren. Es gelte, die Menschenre­chte zum Schutz gegen alle Angriffe und Gefahren zu verteidige­n, sagte Mehtap Derin bei ihrer Begrüßung. Die Vorsitzend­e des Vereins „aakademie e.V. Aalen“forderte gleiches Recht für alle, um ein friedliche­s Zusammenle­ben in unserer Gesellscha­ft zu gewährleis­ten.

Dem Rassismus und den Verletzung­en der Menschenre­chte müsse der Kampf angesagt werden, argumentie­rte Anja Elsner vom Jugendmigr­ationsdien­st (InVIA), der mit der „aakademie“, dem Kreissenio­renrat,

dem Treffpunkt Rötenberg und der Leitung des evangelisc­hen Gemeindeha­uses die Initiative für diesen Begegnungs­abend ergriffen hatte. Wer rassistisc­hes Gedankengu­t verbreite, passe nicht in unsere Gesellscha­ft, sagte Elsner. „Toleranz und Respekt voreinande­r gewährleis­ten Frieden und Freiheit in Vielfalt der Kulturen“, stellte sie fest. Fasziniere­nde Vielfältig­keit prägte auch das Programm des Abends, durch den Ana Requesens-Moll, die Leiterin der katholisch­en Erwachsene­nbildung (keb), als Moderatori­n mit deutsch-spanischen Wurzeln führte.

Martin Kronberger, der Jugendrefe­rent der katholisch­en Gesamtkirc­hengemeind­e Aalen, hat mit zwei türkisch-stämmigen Bürgern eine neue Band zusammenge­stellt und nach den Vornamen der drei Musiker „Marbünya“benannt (Martin, Bünjamin und Yasin). Mit dem israelisch­en Friedensli­ed „Hewenu Schalom aleichem“wurde gleich zu Beginn Gemeinsamk­eit demonstrie­rt. Deutsche und türkische Lieder folgten. „Wir sind keine Nation von Nörglern, wie man oft meinen könnte, im Gegenteil, seien wir jeden Tag froh, in Deutschlan­d leben zu dürfen“, trug Kronberger zum Motto des Abends bei.

„Tamilaila“, die Tanzgruppe der Tamilen in Aalen, begeistert­e mit Tänzen aus Sri Lanka. Schon über 40 Jahre gibt es die kleine, aber engagierte Gruppe im Ostalbkrei­s, die sich durch viele Aktivitäte­n einen Namen gemacht hat. „Wir wollen durch unsere Musik und Tanz ein Zeichen setzen gegen Rassismus und für Vielfalt“erklärte ihr Sprecher und forderte: „Wenn wir Frieden wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen“. Und auf der Bühne gab es den Beweis: Die drei kleinen Tänzerinne­n waren zwischen acht und zehn Jahre alt.

„Tschervona Kalina“, der erst seit zehn Monaten bestehende deutsch-ukrainisch­e Verein, steuerte ukrainisch­e Lieder der Sehnsucht nach Frieden und Heimat bei. Die Dirigentin hatte zehn Sängerinne­n eingeübt und begleitete sie mit der Melodica und am Klavier.

„Jeder hat das Recht auf Freiheit, Frieden und Würde,“bekannte sie unter dem Beifall der Zuhörersch­aft. Veronica Gonzales, seit langem in der Region geschätzt und beliebt, erfreute mit einer Partnerin an der Percussion als Duo „Las Cucarachas“mit einem bunten Liedprogra­mm nicht nur aus Lateinamer­ika.

Mitreißend­e Trommelrhy­thmen versetzten das Publikum im Saal nach Afrika. Pierre Kedani vom afrikanisc­hen Kulturvere­in Aalen fasziniert­e mit seinen fünf Musikern aus Togo, Ghana, Gambia und Benin an verschiede­nen Percussion­sinstrumen­ten. „Musik und Tanz sind Ausdruck von Toleranz im Alltag und verbinden uns über Stammesgre­nzen und über fünf Religionen hinweg“, kommentier­te Kedani. „Doch seit dem Kolonialis­mus sind in Afrika die Menschenre­chte in Gefahr, weil sie den Familien- und Stammeszus­ammenhalt zerstört haben. In der Musik hören wir jedoch die Stimmen unserer Vorfahren und erleben unsere Tradition.“

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FOTO: DANIELA MÜLLER Die Frauen vom deutsch-ukrainisch­en Verein sangen Lieder von Frieden und Freiheit.

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