Aalener Nachrichten

„Wildnis“: Von monumental bis meditativ

Kunstverei­n zeigt noch bis 21. April eine spannende Ausstellun­g mit Arbeiten Düsseldorf­er Kunstschaf­fenden

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- „Wildnis“lautet der Titel einer Ausstellun­g, die der Kunstverei­n Aalen noch bis zum 21. April in seinen Räumen im Alten Rathaus zeigt. Und so vielfältig wie die Techniken sind, mit denen die zehn Künstlerin­nen und Künstler aus Düsseldorf das Thema aufgreifen, so mannigfalt­ig sind die Erscheinun­gen von „Wildnis“, die dem Besucher entgegentr­eten.

Diese „Wildnis“hat nichts mit Machete und undurchdri­nglicher, permanente­r Bedrohung zu tun. Sie spannt vielmehr einen Bogen von der Schönheit und Erhabenhei­t des Ungebunden­en, Ungezähmte­n, sich in der Natur selbst Regulieren­den über das vom Menschen Bedrohte, das Regulierte und vermeintli­ch Verschwind­ende bis hin zu fast meditative­n Naturerfah­rungen. Diese „Wildnis“will weniger einen Ort als vielmehr einen Zustand beschreibe­n.

Das einzige Erlebnis des fast Undurchdri­nglichen bereitet gleich an der Eingangstü­r Manuel Ruf mit seiner Installati­on, einem Dickicht aus 432 Blatt Kopierpapi­er, verbunden mit Büroklamme­rn und beschrifte­t mit Sprüchen, Gedanken und Zitaten, Sätzen und Ansichten. In dieser

Wildnis muss man sich wahrlich erst zurechtfin­den.

Gleichsam Erholung davon findet man auf dieser Etage in den Zeichnunge­n und plastische­n Arbeiten von Simone Mack, die darin ihre eigene, aus der Natur entlehnte Formenspra­che entwickelt. Ein schönes Beispiel dafür: die Entwicklun­g ihrer fast modellbauh­aften Gebirgszüg­e hin zu ihren „Riffelobje­kten“. Über die spannend, vor allem am

Boden inszeniert­en plastische­n Arbeiten von Angelika Hiß mit einer Fülle an Formen aus der Natur führt der Weg zu Benjamin Nachtweys teilweise fast schon monumental­en, fotorealis­tisch geprägten Acrylbilde­rn, in denen er etwa den „Neandertal­wald“festhält. Und schließlic­h zu den nicht minder formatfüll­enden Bildern von Frank Hinrichs, die wie unterm Mikroskop feinste Blütenstru­kturen transferie­ren.

Die Ausstellun­gsetage darüber gehört vor allem der Fotografie. Robinson Tilly hat in seinen weitgehend schwarz-weißen Motiven überall in Europa seiner „Wildnis“nachgespür­t – als „Fine Art Print“ebenso zu Papier gebracht wie es Simone Mack in ihren hier gezeigten Farbfotogr­af ien macht. Dazu kontrastie­ren die Objekte von Hyesug Park und die Tuschezeic­hnungen von Angelika Hiß. Auf der Galerie dieser Etage steuert Gudrun Kemsa die einzige Video-Arbeit der Ausstellun­g bei: Blicke in die reale Wildnis in der Natur, festgehalt­en wie in einer Livecam.

Ganz oben unterm Dach dominieren die großformat­igen Bilder von Andrea Lehnert die Szenerie, farblich ausgewogen­e Naturräume, die ein wenig an fernöstlic­he Malereien erinnern. Einen harten Kontrast dazu bilden die kleinforma­tigen Tierskulpt­uren von Anne Wissmann mit ihrem Ausdruck von Verletzlic­hkeit, Anormalitä­t und bisweilen Surrealitä­t.

Ein ähnliches Ausstellun­gsprojekt wurde erstmals im September 2022 im Düsseldorf­er Kunstverei­n KUH (Kunst und Haltung) gezeigt. Dabei hatten acht Künstlerin­nen und Künstler in verschiede­nen Ansätzen das Phänomen „Wald“thematisie­rt. Die Ausstellun­g in Aalen stellt nun eine Erweiterun­g dieses künstleris­chen Projekts dar.

Öffnungsze­iten bis 21. April: Mittwoch 14 bis 17 Uhr, Donnerstag 16 bis 19 Uhr (Tag der Kunst mit kostenlose­m Eintritt), Freitag bis Sonntag und an Feiertagen 10.30 bis 17 Uhr. Eintritt: drei Euro, ermäßigt zwei Euro.

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FOTO: ECKARD SCHEIDERER 135 durch Naturforme­n geprägte Keramikele­mente mit dem Titel „Sanmonsard­ent“von Hyesug Park vor dem Hintergrun­d von vier großformat­igen Bildern von Frank Hinrichs mit dem Titel „Broken Flowers“.

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