30 Jahre „Vom Fass“oder Totgeglaubte leben länger
Robert Brenner, besser bekannt als Bubu, machte sich 1994 mit seinem Geschäft in der Mittelbachstraße selbstständig
- Für seine Freunde und Stammkunden ist er der Bubu, für die älteren Kunden ist er Herr Brenner. Seit 30 Jahren führt der 60-Jährige das Geschäft Vom Fass in der Mittelbachstraße. Das Jubiläum am 2. April gebührend feiern kann Robert Brenner allerdings nicht, weil die Stadt ab 8. April rund zwei Monate lang das Pflaster in der Mittelbachstraße erneuern muss. „Das Festen ist allerdings nicht aufgehoben, es wird nur aufgeschoben.“
In Aalen ist Bubu bekannt wie ein bunter Hund. In der Kreisstadt oder besser gesagt im Herzen der Altstadt ist er auch aufgewachsen. Noch genauer gesagt in der etwa 200 Jahre alten Gebäudehälfte, in dem sich seit drei Jahrzehnten im Erdgeschoss sein Laden Vom Fass befindet. Erworben hat diese sein Großvater in den 60er-Jahren. Dieser war übrigens der letzte Turmwächter in Aalen, der gemeinsam mit seiner Frau in der evangelischen Stadtkirche gewohnt hat, erzählt Bubu.
Nach dem Kauf der Gebäudehälfte in der Mittelbachstraße zogen Bubu’s Großeltern und seine Eltern hier ein. Viele Jahre wurde das Erdgeschoss des Ladens Vom Fass als Wohnraum genutzt. Davor hatte hier jahrzehntelang die Bäckerei Pahl ihren Standort, erinnert sich Bubu. Als die Fußgängerzone immer größer geworden sei, habe er den Entschluss gefasst, das ehemalige Wohnzimmer in ein Geschäft umzufunktionieren. Diese Idee sei auch der Tatsache geschuldet gewesen, dass der gelernte Maschinenschlosser und Maschinenbautechniker in dieser Zeit seinen Arbeitsplatz bei dem insolvent gegangenen Unternehmen Wöhr verloren habe.
Nach dem Umbau der Räumlichkeiten zu einem Ladengeschäft habe er sich selbstständig gemacht. Auf der Suche nach einem Angebot, das seine italienischen Feinkost-Spezialitäten ergänzt, sei er aufgrund einer Annonce in der Zeitung auf den Weinkauf Kiderlen mit Sitz in Ravensberg aufmerksam geworden, von dem er Balsamico-Essing, Olivenöl und Brandy beziehen wollte. Daraufhin sei ihm das Angebot offeriert worden, in das neu gegründete Franchiseunternehmen Vom Fass als Partner einzusteigen. Dazu habe er sich auch durchgerungen und sei der erste Franchisenehmer gewesen. Mittlerweile gebe es über 300 Vom-Fass-Geschäfte, viele davon in Deutschland, aber auch in Europa und in Übersee.
Zu Beginn sei das Sortiment mit 30 Produkten viel kleiner gewesen. Heute gibt es im „Vom Fass“rund 100 Angebote, zu denen neben Essigen, Ölen, Spirituosen, Weinen auch Feinkost zählt. Auch die Ladeneinrichtung habe sich im Laufe der Jahre verändert. Regale habe es anfangs nicht gegeben, vielmehr seien Fässer übereinander gestanden.
Das Angebot von offenen Produkten, die in Flaschen abgefüllt werden, habe die Kunden als Neuheit zu Beginn abgeschreckt, sagt Bubu. Nach einem Jahr sei das Geschäft allerdings angezogen. In diesem Zug habe Bubu auch eine Aushilfe eingestellt, die ihm zeitweise unter der Woche und vor allem an Samstagen unter die Arme gegriffen habe. Mittlerweile gehören mit Gudrun Taps, Elvira Peuker, Manuela Bader, Sabine Knobel und Katrin Klug fünf Mitarbeiterinnen zu seiner Mannschaft, die er auf 500-Euro-Basis eingestellt habe. Drei davon, genauer gesagt Gudrun Taps, Elvira Peuker und Manuela Bader würden ihn seit über 20 Jahren begleiten.
Totgesagte leben länger. Dieser Spruch trifft auch auf Bubu und die Eröffnung seines Ladens Vom Fass zu. Noch heute erinnert er sich an den Satz eines Nachbarn, der ihm prophezeit habe, dass er nicht länger als ein Jahr durchhalte. Doch diesen habe er Lügen gestraft. Noch heute, 30 Jahre später, gibt es den Bubu und seinen Laden, der nicht nur von Aalenern, sondern auch von Bürgern aus Ellwangen, Schwäbisch Gmünd oder Heidenheim frequentiert werde.
Profitiert habe Bubu von dem heute nicht mehr existierenden Buchladen Bücher Jahn in der Mittelbachstraße, der ihm eine gewisse Frequenz beschert habe. Weitere Lauf kundschaft habe ihren Weg mit der Eröffnung des Mercatura und des Ärztehauses in die Mittelbachstraße und somit zu ihm gefunden. Angesichts der Corona-Pandemie und den explosionsartigen Kosten im Rahmen der Energiekrise und des Ukrainekriegs sei das Kaufverhalten allerdings sehr verhalten und die Frequenz in der City sei zurückgegangen.
Trotz widriger Umstände fühlt sich Bubu auch nach 30 Jahren
„So lange es mir Spaß macht, mache ich das Geschäft weiter“, sagt Bubu.
in seinem Laden wohl. Seinen Schritt in die Selbstständigkeit habe er nicht bereut. Schön seien vor allem die Momente,
wenn Stammkunden hier am Freitag oder Samstag den Laden betreten, ihn mit einem Vesper überraschen und dann gerne mit
ihm auch mal ein Glas Wein genießen würden. Wie lange er das Geschäft Vom Fass noch führt, kann er nicht sagen. „So lange es mir noch Spaß macht.“