Kurz vor der Osterfestmesse muss Organist absagen
Dirigent, Chor, Orchester und eine blinde Kirchenmusikerin meistern die Situation
- Schock am Ostersonntag: Um 8.30 Uhr erreichte die Nachricht Chordirektor Ralph Häcker, dass Organist Hans-Roman Kitterer erkrankt sei und seinen Dienst in der Marienkirche absagen müsse. Es blieb Häcker nur kurze Zeit, beim Einsingen vor der Osterfestmesse, sich in Windeseile die Änderungen zu überlegen, die dieser Ausfall für die Aufführung der vierstimmigen Messe für Chor, Soli und Orchester von Camille Saint-Saens bedeuten und sie rasch einzuüben.
Kaum hatte Häcker die fatale Nachricht mitgeteilt, meldete sich eine Sängerin aus dem Sopran und sagte, dass durch Zufall ihre Tochter Alexandra Schlotterer, eine hervorragend ausgebildete Kirchenmusikerin, zu Besuch nach Aalen gekommen sei, in ihrer Begleitung anwesend sei und bereit wäre, wenigstens die Osterlieder der Gemeinde an der Orgel zu begleiten. Ein Glücksfall im Unglück. So kam es, dass viele Gottesdienstbesucher kaum merkten, dass der Organist fehlte. Alexandra Schlotterer war in der Lage, die Osterlieder zu spielen und dazu noch mit einem triumphalen Nachspiel zu begeistern.
Der Dirigent hatte inzwischen auch Chor, Solisten und Orchester mit den Änderungen vertraut gemacht und die Situation gerettet, was nicht einfach war, weil gerade diese Messe aus der französischen Romantik sehr stark durch die Orgel geprägt ist. Der Chor erwies sich als bestens vorbereitet und die vier Solisten – Henriette Autenrieth (Sopran) aus Stuttgart, Susanne Simonsen (Alt) aus Ludwigsburg, Thomas
Petasch (Tenor) und Dirk Häcker (Bass) aus Aalen - überzeugten im Credo durch ein wunderbar homogenes Zusammenwirken. Die Sopranistin glänzte besonders in „Panis angelicus“von César Franck, wirkungsvoll begleitet von der Harfe (Magdalene Haller) und Violoncello (Martin Edelmann). Das Orchester übertraf sich selbst in der Bereitschaft, die kurzfristig nötig gewordenen Änderungen und Anpassungen reibungslos umzusetzen. Monika Böhm (Konzertmeisterin) hatte
dabei einen wichtigen Anteil.
Eingebettet in so viel ansprechende Kirchenmusik verkündete Pfarrer Wolfgang Sedlmeier die Osterbotschaft, ausgehend vom Johannes-Evangelium. Maria von Magdala habe sich zunächst auf die Erzählung des Engels im Grab vom auferstandenen Herrn verlassen müssen. Auch die Gläubigen heute leben aus dem Vertrauen auf das Hören der Nachricht. Wie bei Maria verleihe sie Sicherheit demjenigen, der sie annehme und sie in der Begegnung mit dem
Auferstandenen für sich vollziehe. Als glanzvoller Höhepunkt erstrahlte am Schluss das festliche „Halleluja“aus dem Messias von Händel. Großer, langanhaltender Beifall belohnte die großartige Leistung des Dirigenten und aller seiner Musiker.
Von glanzvollem Osterjubel erfüllt, wurden auch die Gottesdienstbesucher in der Salvatorkirche. Unter Leitung von Christine Mairle-Zirbs führte der Chor und das Orchester die „Missa brevis in B“von Mozart mit den Solisten
Marlies Mairle-Zirbs (Sopran), Monika Huber (Alt), Andreas Brune (Tenor) und Andreas Wiborg (Bass) sowie dem langjährigen Organisten Konrad Bader auf. Mit herzerfrischender Freude verkündete Pfarrer Dominique Nindjin die Botschaft von der Auferstehung Jesu. „Das macht uns Mut und Hoffnung“versicherte er. Der lebhafte Afrikaner verstand es, die Gottesdienstbesucher und die Orgel als Akteure in die zentrale Aussage miteinzubinden: „Jesus lebt!“