Kafka gespiegelt in der Musik
Signum Quartett kommt mit Dominique Horwitz nach Ravensburg – Wort und Musik verschmelzen zu einem großen Ganzen
- Einen besonderen Kaf ka-Abend versprechen das Signum Quartett und der Schauspieler Dominique Horwitz für ihren Auftritt am kommenden Mittwoch, 10. April, im Konzerthaus Ravensburg.
In Biografien von Künstlerinnen und Künstlern oder in Porträts von Ensembles reihen sich oft Superlative über gewonnene Preise und Wettbewerbe, renommierte Auftrittsorte oder berühmte Orchester und Dirigentinnen und Dirigenten aneinander. Auch das in Bremen beheimatete Signum Quartett wartet mit diesen Superlativen auf, und doch machen bei diesem Ensemble rund um den Geiger Florian
Donderer, die Geigerin Annette Walther, den südafrikanischen Bratschisten Xandi van Dijk und den Cellisten Thomas Schmitz noch andere Besonderheiten neugierig. Sowohl in den Konzertprogrammen als auch in ihren CDEinspielungen strebt das Ensemble nach einer besonderen Dramaturgie, die eine Geschichte erzählt und Werke zu einer Einheit verschmelzen lässt.
So verband das Signum Quartett in zwei Schubert-Einspielungen Streichquartette mit Liedern, die dank der sensibel ausgehorchten Bearbeitung durch Xandi van Dijk auf Geigen, Bratsche und Cello „gesungen“werden. Sowohl die einzelnen Mitglieder als auch das Quartett als Ganzes weiten ihr Repertoire in beide Richtungen zur
Barockmusik wie zur zeitgenössischen Musik aus. 2015 rief das Quartett das innovative Social-Media-Projekt #quartweet ins Leben, das weltweit Komponisten unabhängig von Alter und Ausbildung dazu einlädt, ein kurzes Quartett von 140 Zeichen oder weniger über Twitter zu senden. Das Ergebnis – 140 Noten in großer Dichte auf vier Stimmen verteilt – ist auf dem eigenen YouTube-Kanal nachzuhören. Vor zwei Jahren rief das Quartett in Bremen zudem „SIGNUM open space“als Zentrum für genreübergreifende Begegnungen von Kulturschaffenden und Publikum ins Leben.
Wenn dieses hellwache und neugierige Ensemble auf den ebenfalls so vielseitigen Schauspieler, Chansonnier und Autor
Dominique Horwitz trifft, entsteht das Kafka-Projekt, das die Künstler bereits vor ein paar Jahren entwickelt haben und das nun, im 100. Todesjahr des Prager Schriftstellers, besonders aktuell ist. Neben umfassenden Kaf kaBiografien und Filmen beleuchtet diese Konzertlesung den Dichter aus Sicht der Zeitgenossen und anderer Komponisten des 20. Jahrhunderts. Dabei gehen Musik und Text ineinander über, Wort und Musik sind teils übereinandergelegt, musikalische Übergänge werden neu geschaffen. Der pausenlose Abend ist durchkomponiert.
In einer Rezension der „Frankfurter Neuen Presse“heißt es: „Sie verweben Texte von Franz Kafka und Musik derart miteinander, dass es einen das Fürchten lehrt. (...) Der Zufall bringt es mit sich, dass Horwitz dem Dichter gleicht, sein Kopf und die markanten Ohren ähneln Kafka, dem er sich beim Lesen nachgerade anverwandelt. Der Einfall, die Musik nicht nach den Texten laufen zu lassen, sondern sie mit ihnen so zu verklammern, dass beide nicht mehr auseinander zu bringen sind, ist grandios.“Texte aus Kafkas Nachlass treffen auf Musik von Schnittke oder Schostakowitsch und ziehen hinein in eine auf ganz andere Art „kafkaeske“Welt.
Der Kafka-Abend mit dem Signum Quartett und Dominique Horwitz findet am Mittwoch, 10. April, um 20 Uhr im Konzerthaus Ravensburg statt. Es gibt noch Karten.