„Pink, das hat was“versus „Nicht einmal geschenkt!“
Ganz ehrlich: Als ich das Deutschland-Trikot das erste Mal gesehen habe, dachte ich nur: Wow. Tatsächlich hat es mir auf Anhieb gefallen. Das sage ich auch nicht, weil mich meine Tochter an die Farben Pink oder Rosa in den vergangenen acht Jahren mehr als nur gewöhnt hat. Ich mag es, wenn Konventionelles auch einmal durchbrochen wird. Na klar, der Wiedererkennungsfaktor spielt eine Rolle, aber hierbei handelt es sich doch auch nur um das Ausweichtrikot.
Neben meinen BVB-Trikots, die ich ab und an beim AH-Fußball trage, sind auch einige Deutschland-Trikots dabei, die sowohl auf dem Sportplatz als auch bei WM und EM zum Einsatz kommen. Alle in Weiß. Öde. Jetzt gibt es ein Trikot in Pink, das ist doch super, bringt Farbe ins Spiel. Ich habe mich auch schon vorsichtig erkundigt, was ich denn für ein solches Trikot berappen müsste. Danach musste ich schon mehrfach schlucken. 100 Euro – ohne Beflockung, also nur das Trikot. Das ist happig und lässt meine Begeisterung durchaus ein wenig weichen. Noch weniger begeistern kann ich mich allerdings in diesem Jahr für den regulären Dress, der gefällt mir irgendwie überhaupt nicht. Begründung? Hab ich nicht.
Das kann sich aber schnell wieder ändern, wenn die ersten Erfolge eingefahren werden. Dann erübrigt sich vermutlich die komplette Diskussion rund um die Trikots, dann geht es nur um den Erfolg.
Da halte ich es mit dem Landrat: Da könnten auch Herzchen auf dem Trikot sein, Hauptsache wir kommen mindestens ins Halbfinale.
Und wieder daneben. Man sollte meinen, dass um die DFBElf herum in der Vergangenheit alle Tiefpunkte erreicht wurden. Doch bei einer Europameisterschaft im eigenen Land mit einem pinken Trikot aufzulaufen, das ist dann tatsächlich noch einmal ein perfekt gelungenes Eigentor. Was ist so schlimm an den traditionellen Farben, mit denen die Nationalmannschaft stets Erfolg hatte? Weiß, Schwarz, Rot, Gold – es hätte durchaus Varianten gegeben, die absolut zu unseren Kickern gepasst hätten.
Vermutlich hätten auch diese genügend Geld in die Kassen gespült. Bei dem Preis, der schon längst jede Bodenhaftung verloren hat, sowieso. Dennoch folgte schon wieder ein Griff in die Marketingkiste, die mit dem selten dämlichen Begriff „die Mannschaft“eigentlich schon den Gipfel erreicht zu haben schien. Ein pinkes Trikot, bei dem einzig und allein der Adler an unsere Nationalmannschaft erinnert – abgesehen von den Spielern natürlich – ist ein grobes Foul. Es ist das Ausweichtrikot. Wenigstens nur das.
Seit jeher sammele ich Trikots des VfB Stuttgart und der Nationalmannschaft, doch dieses Trikot würde ich nicht einmal geschenkt nehmen. Experimente sind erlaubt, aber doch bitte nur bei der Aufstellung. Glänzen sollte auf dem Feld freilich die Mannschaft und nicht das Trikot.
Daher bleibt meine Hoffnung, dass sie das auch im pinken Auswärtstrikot tut. Zuletzt gegen die Niederlande hat es zumindest schon einmal erfolgreich funktioniert.