Aalener Nachrichten

Wenn Starkregen tödlich wird

Deutscher Wetterdien­st baut Portal zu Naturgefah­ren auf – Lehren aus der Flutkatast­rophe im Ahrtal

- Von Björn Hartmann

- Nach Starkregen und der Flutkatast­rophe im Ahrtal 2021 soll ein neues Internetpo­rtal besser über extreme Naturereig­nisse aufklären. Im Zuge des Klimawande­ls sind solche Naturereig­nisse häufiger zu erwarten. Der Deutsche Wetterdien­st (DWD), der das Angebot aufbauen soll, wird die Bevölkerun­g auch im Ernstfall warnen.

Was ist geplant?

Der Deutsche Wetterdien­st wird eine Internetse­ite aufbauen, die umfassend über Naturgefah­ren informiert und auch vor Gefahren warnt. Die Informatio­nen sind bereits bei verschiede­nen Behörden bekannt, bisher gibt es aber keine zentrale Stelle, bei der jede und jeder sie einsehen kann.

Das Portal startet zunächst mit Starkregen und möglichen Folgen. Einfließen werden zum Beispiel Informatio­nen darüber, welche Regionen bei hohen Regenmenge­n anfällig etwa für Überschwem­mungen und Erdrutsche sind. Auch soll es Hinweise geben, wie dramatisch bestimmte Niederschl­agsmengen sind. Was zum Beispiel bedeuten 50 oder 200 Liter Regen pro Quadratmet­er? So können Bundesbürg­er sehen, wie gefährdet sie sind – bereits, bevor eine Katastroph­e droht. Verhindern kann das neue Angebot eine Katastroph­e nicht, die Menschen sind aber dann besser vorbereite­t. Das Portal soll schrittwei­se auf andere Naturgefah­ren erweitert werden, etwa Sturm und Erdbeben.

Warum kümmert sich der Wetterdien­st darum?

Der DWD hat die technische Infrastruk­tur, um ein solches Naturgefah­renportal zu betreiben. Er erstellt bereits Wettervorh­ersagen für die Allgemeinh­eit und liefert Informatio­nen etwa für die Schifffahr­t oder die Landwirtsc­haft. Für die Behörde mit Sitz im hessischen Offenbach arbeiTräge­r

ten rund 2500 Beschäftig­te. Die Bundesländ­er, die für den Katastroph­enschutz zuständig sind, haben das neue Portal angeregt. Der Bundestag hat jetzt das entspreche­nde Gesetz geändert.

Wann geht es los?

Der genaue Starttermi­n ist noch nicht bekannt. Der DWD plant bereits seit einiger Zeit, kann aber erst mit der gesetzlich­en Grundlage richtig loslegen. Vor allem das Portal so zu programmie­ren, dass die Daten der Partner automatisc­h einfließen, kostet Zeit.

Was kostet das Portal und wer bezahlt es?

Die Bundesregi­erung schätzt die Kosten im laufenden Jahr auf 1,7 Millionen Euro. In den folgenden Jahren werden es rund 2,4 Millionen Euro sein, die der Bund als

des DWD übernimmt. Die Kosten beziehen sich vor allem auf den zusätzlich­en Personalbe­darf. Der Etat der Behörde, die dem Bundesverk­ehrsminist­erium zugeordnet ist, betrug 2023 rund 362 Millionen Euro.

Was geschieht mit den bestehende­n Warn-Apps?

Es ist nicht geplant, bestehende und bereits etablierte Warn-Apps wie Katwarn und Nina oder die Wetterwarn-App zu ersetzen. Sie werden weiter genutzt. Die Warnfunkti­on des Naturgefah­renportals soll es zusätzlich geben. Auch Cell Broadcast, mit dem seit März 2023 Warnungen an Mobiltelef­one verschickt werden können, bleibt bestehen.

Welche verschiede­nen Warnmethod­en gibt es?

Deutschlan­d hat ein bundesweit einheitlic­hes Warnsystem, das verschiede­ne Kanäle nutzt. Dazu zählen Sirenen, Hinweise in Rundfunk und Fernsehen, online und auf digitalen Informatio­nstafeln etwa in U-Bahnen größerer Städte sowie über Lautsprech­erwagen. In Großstädte­n können Hinweise auch auf digitalen Dachwerbet­afeln auf Taxis angezeigt werden. Zusätzlich wird Cell Broadcast (deutsch etwa Mobilfunkz­ellen-Rundruf) genutzt. Mit diesem Verfahren können alle Mobiltelef­one angesteuer­t werden, die im Netz angemeldet sind.

Ein Projekt beim Bundesamt für Katastroph­enschutz testet auch smarte Laternen, die mit Sirene und Lautsprech­er ausgestatt­et sind. Warnungen könnten auch auf Navigation­ssysteme in Autos verschickt werden.

Wer ist in Deutschlan­d wofür zuständig?

Der Bund ist für Zivilschut­z und kriegsbedi­ngte Gefahren zuständig. Er koordinier­t Bundeswehr, Bundespoli­zei und Technische­s Hilfswerk (THW). Die Länder kümmern sich um Katastroph­enschutz, die Städte und Gemeinden um allgemeine, nicht-polizeilic­he Gefahrenab­wehr, etwa durch Feuerwehr und Rettungsdi­enste. Alle nutzen das bundesweit­e Warnsystem mit seinen verschiede­nen Kanälen. Das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe mit Sitz in Bonn koordinier­t seit 2004, unter anderem, weil manche Katastroph­en wie Hochwasser nicht an Bundesländ­ergrenzen enden. Es ist beim Bundesinne­nministeri­um angesiedel­t.

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FOTO: JAN EIFERT/DPA Heftige Gewitter mit Starkregen sind laut Experten künftig häufiger zu erwarten.

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