Mehr Bio in den Höfen – und auf den Tellern?
Zahl der Biohöfe in Deutschland steigt – Ausbauziel der Regierung liegt aber noch in weiter Ferne
(dpa) - Der Ausbau der Biolandwirtschaft in Deutschland ist vom Ziel der Bundesregierung für das Jahr 2030 noch weit entfernt. Bis dahin sollen 30 Prozent der Agrarflächen ökologisch bewirtschaftet werden – so sieht es die „Bio-Strategie 2030“vor. Im Jahr 2023 allerdings lag der Anteil erst bei 11,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt nun mitteilte.
Im Vergleich zu 2020 stieg der Anteil nur moderat, damals lag die Quote bei 9,6 Prozent. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1,85 Millionen Hektar ökologisch genutzt (plus 16 Prozent). Die meisten Ökof lächen gab es in Bayern mit 423.000 Hektar, gefolgt von Brandenburg mit 228.400 Hektar und Mecklenburg-Vorpommern mit 199.700 Hektar. Auch die Zahl der Ökobetriebe legte um gut zehn Prozent auf rund 28.700 zu. Damit setzt nun mehr als jeder zehnte landwirtschaftliche Betrieb (elf Prozent) auf Ökolandbau.
Aber reicht das, um das Ziel von 30 Prozent bis 2030 zu erreichen? Die Vorgabe sei „ganz klar ambitioniert“, schrieb Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) selbst im Vorwort der Strategie. Dennoch könne sich die Umstellung sowohl für die Gesellschaft wie auch für die Betriebe rechnen: „30 Prozent Bio sind eine große Chance für zukunftsfeste Betriebe, Umwelt und Klima.“So halbiere der Ökolandbau f lächenbezogen zum Beispiel den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen im Pf lanzenbau, heißt es.
Von elf Prozent binnen sieben Jahren auf 30 Prozent zu kommen, sei „aus heutiger Sicht sehr ambitioniert“, sagt auch der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken. „Ohne ein verändertes Einkaufsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher wird es nicht gehen.“Sprich: Bioprodukte müssen sich besser verkaufen als bisher.
Angesichts der hohen Inf lation im Jahr 2022 war vielen die Lust auf das meist teurere Bio vergangen. Doch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sieht mittlerweile eine Trendwende. „Die Nachfrage nach Biolebensmitteln erholt sich“, sagt BÖLW-Vorstand Peter Röhrig. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2023 hätten alle Vertriebsbereiche vom Fachhandel über Drogerien und Supermärkte bis zum Discounter ein Umsatzplus mit Biolebensmitteln gemeldet. „Dieser Trend setzt sich unseres Erachtens fort.“Auch der Bauernverband geht davon aus, dass die Nachfrage nach Ökoprodukten zum langfristigen Aufwärtstrend zurückkehren wird.
Biolebensmittel seien zudem eine „Inf lationsbremse“, sagt Röhrig vom BÖLW. Habe die Inf lationsrate im Jahr 2023 bei Bio bei rund fünf Prozent gelegen, seien es bei konventionellen Lebensmitteln etwa neun Prozent gewesen. Monatszahlen lägen dem Verband nicht vor, aber es gebe keine Hinweise darauf, dass die Entwicklung in den vergangenen Wochen grundlegend anders verlaufen wäre.