Aalener Nachrichten

Mehr Bio in den Höfen – und auf den Tellern?

Zahl der Biohöfe in Deutschlan­d steigt – Ausbauziel der Regierung liegt aber noch in weiter Ferne

- Von Christophe­r Weckwerth und Friederike Marx

(dpa) - Der Ausbau der Biolandwir­tschaft in Deutschlan­d ist vom Ziel der Bundesregi­erung für das Jahr 2030 noch weit entfernt. Bis dahin sollen 30 Prozent der Agrarfläch­en ökologisch bewirtscha­ftet werden – so sieht es die „Bio-Strategie 2030“vor. Im Jahr 2023 allerdings lag der Anteil erst bei 11,2 Prozent, wie das Statistisc­he Bundesamt nun mitteilte.

Im Vergleich zu 2020 stieg der Anteil nur moderat, damals lag die Quote bei 9,6 Prozent. Insgesamt wurden im vergangene­n Jahr 1,85 Millionen Hektar ökologisch genutzt (plus 16 Prozent). Die meisten Ökof lächen gab es in Bayern mit 423.000 Hektar, gefolgt von Brandenbur­g mit 228.400 Hektar und Mecklenbur­g-Vorpommern mit 199.700 Hektar. Auch die Zahl der Ökobetrieb­e legte um gut zehn Prozent auf rund 28.700 zu. Damit setzt nun mehr als jeder zehnte landwirtsc­haftliche Betrieb (elf Prozent) auf Ökolandbau.

Aber reicht das, um das Ziel von 30 Prozent bis 2030 zu erreichen? Die Vorgabe sei „ganz klar ambitionie­rt“, schrieb Bundesland­wirtschaft­sminister Cem Özdemir (Grüne) selbst im Vorwort der Strategie. Dennoch könne sich die Umstellung sowohl für die Gesellscha­ft wie auch für die Betriebe rechnen: „30 Prozent Bio sind eine große Chance für zukunftsfe­ste Betriebe, Umwelt und Klima.“So halbiere der Ökolandbau f lächenbezo­gen zum Beispiel den Ausstoß von klimaschäd­lichen Treibhausg­asen im Pf lanzenbau, heißt es.

Von elf Prozent binnen sieben Jahren auf 30 Prozent zu kommen, sei „aus heutiger Sicht sehr ambitionie­rt“, sagt auch der Generalsek­retär des Deutschen Bauernverb­ands, Bernhard Krüsken. „Ohne ein veränderte­s Einkaufsve­rhalten der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r wird es nicht gehen.“Sprich: Bioprodukt­e müssen sich besser verkaufen als bisher.

Angesichts der hohen Inf lation im Jahr 2022 war vielen die Lust auf das meist teurere Bio vergangen. Doch der Bund Ökologisch­e Lebensmitt­elwirtscha­ft (BÖLW) sieht mittlerwei­le eine Trendwende. „Die Nachfrage nach Biolebensm­itteln erholt sich“, sagt BÖLW-Vorstand Peter Röhrig. Bereits in der zweiten Jahreshälf­te 2023 hätten alle Vertriebsb­ereiche vom Fachhandel über Drogerien und Supermärkt­e bis zum Discounter ein Umsatzplus mit Biolebensm­itteln gemeldet. „Dieser Trend setzt sich unseres Erachtens fort.“Auch der Bauernverb­and geht davon aus, dass die Nachfrage nach Ökoprodukt­en zum langfristi­gen Aufwärtstr­end zurückkehr­en wird.

Biolebensm­ittel seien zudem eine „Inf lationsbre­mse“, sagt Röhrig vom BÖLW. Habe die Inf lationsrat­e im Jahr 2023 bei Bio bei rund fünf Prozent gelegen, seien es bei konvention­ellen Lebensmitt­eln etwa neun Prozent gewesen. Monatszahl­en lägen dem Verband nicht vor, aber es gebe keine Hinweise darauf, dass die Entwicklun­g in den vergangene­n Wochen grundlegen­d anders verlaufen wäre.

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