Aalener Nachrichten

Allianz warnt nach Baltimore-Unglück vor teuren Schäden

Schifffahr­t laut Versichere­r eigentlich sicherer geworden – Doch immer größere Frachter bergen Risiken

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(dpa) - Nach dem Brückenein­sturz von Baltimore warnt die Allianz-Versicheru­ng vor den Risiken immer größerer Containers­chiffe. Die Zahl schwerer Schiffsung­lücke hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n demnach zwar insgesamt abgenommen, doch Zwischenfä­lle mit großen Containers­chiffen und Autotransp­ortern verursache­n außergewöh­nlich hohe Schäden. Das schreiben die Fachleute des Industriev­ersicherer­s Allianz Commercial in einer neuen Einschätzu­ng zu Schifffahr­tsrisiken.

Am 26. März hatte das knapp 300 Meter lange Containers­chiff „Dali“die Francis-Scott Key-Autobahnbr­ücke in Baltimore zum Einsturz gebracht. An diesem Freitag will US-Präsident Joe Biden die Unglücksst­elle besuchen.

Die finanziell­en Schäden können extrem teuer werden, wenn große Schiffe verloren gehen und verschrott­et werden müssen, heißt es nun in der Allianz-Einschätzu­ng: „Die Beseitigun­g eines Wracks kann mittlerwei­le leicht mehre Hundert Millionen Dollar kosten, in manchen Fällen über 500 Millionen.“Seit Ende der 1960er-Jahre sei die Ladekapazi­tät von Containers­chiffen um 1500 Prozent gestiegen — von gut 1500 Standardco­ntainern (TEU) im Jahr 1968 auf bis zu 24.000 zu Beginn dieses Jahrzehnts.

„Wenn es einen Zwischenfa­ll mit einem großen Schiff gibt, sind die Kosten sehr hoch“, sagt Rahul Khanna, Leiter der globalen Risikobera­tung für die Schifffahr­tsversiche­rung bei Allianz Commercial in New York. „Und wenn es einen Schiffsunf­all in einem unter Umweltgesi­chtspunkte­n bedeutsame­n Gebiet gibt, wird es noch einmal teurer.“Die „Dali“sei mit einer Kapazität von 10.000 TEU nach heutigem Maßstab ein normal großes Schiff, so der frühere Seekapitän.

Wie teuer die Bergung der „Dali“und Folgekoste­n des Unglücks werden könnten, ist noch unklar. Khanna geht davon aus, dass das Schiff möglicherw­eise nicht komplett entladen werden muss, um es wieder f lott zubekommen. „Die Kosten für den Wiederaufb­au der Brücke werden auf jeden Fall ein Mehrfaches teurer als die Reparatur des Schiffs“, sagt der Schifffahr­tsfachmann.

Als Beispiel für ein sehr teures Unglück mit einem großen Frachtschi­ff verweist das Unternehme­n auf den Autotransp­orter „Golden Ray“, der 2019 vor dem US-Hafen Brunswick gekentert war. „Die Beseitigun­g des Wracks und die Sanierung des umliegende­n Gebiets kosteten an die 800 Millionen Dollar“, sagt Khanna. „Das war sehr viel teurer, als das Schiff und seine Fracht wert gewesen waren.“

Der Hafen von Baltimore ist vor allem für die Einfuhr von Autos in die USA bedeutend. Der ebenfalls zum Münchner DaxKonzern gehörende Kreditvers­icherer Allianz Trade geht davon aus, dass die gesamtwirt­schaftlich­en Auswirkung­en des Brückenein­sturzes begrenzt sein werden. Im vergangene­n Jahr wurden laut offizielle­n US-Daten weniger als zwei Prozent des gesamten Autoabsatz­es in den USA über Baltimore importiert, was etwa 300.000 Fahrzeugen entspricht. Daher sollten die Auswirkung­en auf den Automobils­ektor laut Allianz Trade beherrschb­ar sein.

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FOTO: JULIA NIKHINSON Baltimore: Das Containers­chiff Dali liegt hinter der eingestürz­ten Francis-ScottKey-Bridge in Baltimore.

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