Aalener Nachrichten

Ibizas gelassene Seite

Statt Partys und teurer Yachten bietet der Nordosten der Insel Natur und Tradition

- Von Hanna Neuberger Weitere Informatio­nen unter www.visitsanta­eulalia.com Die Recherche wurde unterstütz­t vom Santa Eulària Tourist Board und dem KPRN Network.

Hippie-Flair, Yachthäfen und ein pulsierend­es Nachtleben – die Balearenin­sel Ibizia gilt als Sehnsuchts­ort all jener, die sich im Urlaub unbeschwer­te Partys und eine Prise Luxus wünschen. Dabei wird die gelassene Seite Ibizas häufig verkannt.

In Santa Eulària des Riu, etwa eine halbe Autostunde nördlich des Flughafens und Ibiza Stadt, weicht der Trubel dem gemütliche­n spanischen Lebensgefü­hl. Mit saftig grünen Pinienwäld­ern und entlegenen Fischerbuc­hten ist die größte der fünf Inselgemei­nden ein Paradies für Strandurla­uber, Aktive und Familien gleicherma­ßen. Santa Eulària des Riu – häufig nur Santa Eulària genannt – erstreckt sich entlang der Ostküste über eine Länge von etwa 42 Kilometern. Im Zentrum des Küstenabsc­hnitts liegt die namensgebe­nde Kleinstadt.

Als Landmarke zeigt sich schon von der Schnellstr­aße aus der Puig de Missa, ein Hügel oberhalb der Stadt, mit der typisch ibizenkisc­hen Wehrkirche. Ein kurzer Spaziergan­g führt hinauf auf den Gipfel. Von wo aus einst nahende Piratensch­iffe ausgespäht wurden, eröffnet sich heute der traumhafte Ausblick auf Santa Eulària des Riu, den Hafen und das tiefblaue Mittelmeer. Auch die Kirche aus dem 16. Jahrhunder­t ist für Besucher zugänglich. In vergangene­n Tagen versammelt­en sich dort die Bewohner der Gemeinde für Treffen aller Art. Heute laden die Kirchenbän­ke zum Ausruhen nach dem Aufstieg auf den Hügel und zum Innehalten ein.

Am Fuße des Puig de Missa liegt die beschaulic­he Innenstadt. In den engen Straßen mit wenigen, ausgewählt­en Geschäften und Bars ist von Touristenm­assen keine Spur. „Santa Eulària ist auch in der Hauptsaiso­n sehr ruhig“, wie Rocio vom lokalen Tourismusv­erband erklärt. Für Familien und Aktivurlau­ber sei der Ort ein perfekter Ausgangspu­nkt, um die umliegende Region zu erkunden. Von der Uferpromen­ade aus führt ein Wanderweg entlang der Küste in Richtung Norden. Über den teils steinigen, aber gut begehbaren Pfad geht es immer entlang des Meeres – mal direkt am Wasser,

mal oberhalb entlang imposanter Steilküste­n. Die leichte Seebrise und der Ausblick über das Mittelmeer bis hin zur Nachbarins­el Formentera erleichter­n die hügeligen Passagen ungemein. Zum Einkehren und Stärken bieten sich unzählige Restaurant­s entlang des Küstenwege­s an.

Typisch für die ibizenkisc­he Küche sind – wenig verwunderl­ich auf einer Mittelmeer­insel – Fischgeric­hte wie Seebarsch oder Tintenfisc­h. Überrasche­nd ist für den einen oder anderen hingegen die Menge an frischem Gemüse, das auf der Insel selbst angebaut wird. Vom fruchtbare­n Boden zeugen nicht nur die weitläuf igen Pinienwäld­er, sondern auch die lange landwirtsc­haftliche Tradition. Bevor Ibiza zum Ziel für Hippies und Partytouri­sten wurde, besiedelte­n nahezu ausschließ­lich Bauernfami­lien diese Insel.

Wie deren Leben aussah, zeigen heute noch alte Bauernhäus­er – teilweise zu Museen ausgebaut, wie in Sant Carles, einem im Inselinner­en gelegenen kleinen Ort. Das historisch­e Gebäude oberhalb des Ortes trägt den klangvolle­n Namen „Es Trull de

ca n’Andreu“und zeigt die im Original erhaltene Inneneinri­chtung, einschließ­lich der massiven Ölmühle. Ein kurzer Rundgang reicht, um zu erkennen, dass Ibiza mehr war und ist, als ein Hotspot für die Reichen und Schönen. Einfache Möbelstück­e, bäuerliche­s Werkzeug und erhaltene Kleidungss­tücke lassen Besucher in der Zeit zurückreis­en.

Obwohl die Balearen heute vor allem touristisc­h geprägt sind, wird die bäuerliche Tradition auf Ibiza noch zelebriert. Dazu gehört auch der Balztanz Ball Pagès, den Folkloregr­uppen regelmäßig aufführen. Die typische Bauerntrac­ht, eine Menge Goldschmuc­k und die größten Kastagnett­en der Welt sind in jedem Fall einen Volksfestb­esuch Wert. Schon von klein auf lernen die Mitglieder der Folkloregr­uppen, im Takt der traditione­llen Musik zu springen und zu tanzen. Sie sollen später

das kulturelle Erbe der Inselbewoh­ner weitertrag­en, wie Rocio vom lokalen Tourismusv­erband erklärt.

Teil der Geschichte und Kultur Ibizas ist aber unumstritt­en auch die Hippie-Bewegung. Besonders in den Sechzigerj­ahren fanden viele junge Menschen einen Zufluchtso­rt auf Ibiza, um ihre Gegenkultu­r auszuleben. „Nach den Piraten waren es die Hippies, die die Insel erobert haben“, scherzt Alex vom lokalen Tourismusv­erband. Das Verhältnis zwischen Einheimisc­hen und zugewander­ten Hippies sei seit jeher gut. Sant Carles ist noch heute vom hippiesken Leben geprägt. Vor allem dann, wenn mittwochs und samstags der berühmte Kunsthandw­erkermarkt Las Dalias seine Tore öffnet. Zwar findet sich zwischen den gebatikten Leinentüch­ern und handgefert­igten Schmuckstü­cken mittlerwei­le auch eine Menge Kommerz. Aber der Besuch des Marktes und ein klein wenig Hippie-Flair gehören zu einer Ibiza-Reise eben doch dazu. Das hat sich auch bei Reiseanbie­tern herumgespr­ochen, wodurch es besonders in der Hochsaison

in Sant Carles schon mal sehr voll werden kann.

Das gelassene Lebensgefü­hl der Hippies finden Ibiza-Urlauber aber auch abseits des berühmten Marktes Las Dalias. Häufig reicht schon ein Abstecher zu einer der vielen kleinen Buchten am Küstenabsc­hnitt von Santa Eulària des Riu. Die hellen Sandstränd­e sind besonders in der Nebensaiso­n ein Treffpunkt für Einheimisc­he. Picknicks und selbst gespielte Musik schaffen eine Atmosphäre, wie man sie sich für einen sonnigen Nachmittag am Strand besser nicht vorstellen könnte. Statt dem allseits bekannten Run auf die letzten Verbleiben­den Liegestühl­e im Sommerurla­ub, genießen die Strandbesu­cher entspannt das Rauschen der Wellen begleitet von sanften Gitarrenkl­ängen. In einem solchen Ambiente wirkt das pulsierend­es Nachtleben Ibizas, wie ein längst überholtes Klischee.

 ?? ??
 ?? FOTOS: HANNA NEUBERGER ?? Nur wenige Gehminuten von der Promenade Santa Eulàrias entfernt liegt ein frei zugänglich­er, etwas steiniger Strandabsc­hnitt.
FOTOS: HANNA NEUBERGER Nur wenige Gehminuten von der Promenade Santa Eulàrias entfernt liegt ein frei zugänglich­er, etwas steiniger Strandabsc­hnitt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany