Eltern gründen eine Freie Schule Aalen
Weitere Interessierte gesucht – Initiatoren wollen Bildungslandschaft erweitern – Selbstbestimmtes Lernen
- Sie sind selbst junge Eltern, und sie möchten „einen Ort schaffen, an dem Kinder mit Freude lernen und wachsen können“. Deshalb suchen derzeit sieben Engagierte weitere Menschen für die Gründung einer Freien Schule Aalen.
„Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt Pascal Gröger als einer der Initiatoren. „Wir brauchen Räume, Personal und Leute, die mitmachen möchten.“Was sie haben, ist ein Zeitplan – im September soll der Gesamtantrag über die Schulgründung beim Regierungspräsidium Stuttgart eingereicht werden – und den Wunsch, „die Bildungslandschaft im Ostalbkreis zu erweitern“um eine Schule, die der intrinsischen Motivation der Kinder folgt, abseits von „festen Stundenplänen, Frontalunterricht und Leistungsdruck“.
Das Ziel sei das gleiche, erklärt Pascal Gröger, „am Ende der Grundschulzeit sollen alle Kinder lesen, schreiben und rechnen können“. Die Landesbildungspläne müssen eingehalten werden. Aber die Wege zu diesen Lernzielen sollen andere sein – über selbstbestimmtes Lernen und demokratische Mitbestimmung. Das Ziel ist es, die Grund- in eine weiterführende Schule münden zulassen, am liebsten in Form einer Gemeinschaftsschule, denn: „Alle Kinder sollen mitmachen können.“
Der Grundgedanke: Wenn Pascal Gröger seine Töchter beobachtet, drei und vier Jahre alt, freut er sich über ihre spielerische Neugierde und Begeisterung. „Alle Menschen besitzen einen inneren Antrieb zu lernen, eine intrinsische Motivation“, erkärt der Naturwissenschaftler. „Wenn man sie da abholt“, ist er überzeugt, „schafft man ein optimales Lernumfeld.“Deshalb möchten die Schulgründer für die Kinder „eine Umgebung schaffen, die die instrinsischen Kräfte schützt und stärkt“.
Das Konzept: Die Initiatoren möchten den Kindern „selbstständiges Lernen im eigenen Rhythmus unter Beobachtung kompetenter Lernbegleitung in einer anregend gestalteten Lernumgebung“ermöglichen. So steht es in einem Flyer, den sie verteilen. Statt fester Klassen soll es „sich immer wieder neu findende, kleine Interessengruppen geben, die altersübergreifend mit- und voneinander lernen, in
ihrem eigenen Tempo und nach ihrer eigenen Neugierde“. Ein Beispiel: Einige Kinder kochen oder backen gerne. „Beim Backen merken sie gar nicht, dass sie dabei auch Mathe machen“, verdeutlicht Pascal Gröger. Ein zweites Beispiel: Viele Kinder erfinden begeistert Geschichten. „Als Werkzeug brauchen sie dafür aber die Schrift.“Die „Input-Einheiten“, um Rechnen oder Schreiben zu lernen, kommen von den Lehrkräften, genauso wie die Begleitung über den Tag hinweg, von der Besprechung am Morgen über die selbst organisierten Lernprozesse bis hin zum Fazit am Ende des Schultags. Natürlich könne nicht alles am Lernen immer Spaß machen, aber: „Man lernt es, um ans Ziel zu kommen.“
Die Kinder: Sie dürfen ihre Schule ihrem Alter entsprechend mitgestalten, werden ernst genommen und an Entscheidungen beteiligt. „Kinder sind unsere wichtigste Ressource. Sie werden so sein, wie wir als Gesellschaft sie gebildet und sozialisiert haben“, erklärt Pascal Gröger. Deshalb ist es den gründenden Eltern wichtig, dass die Kinder an der Freien Schule Aalen lernen, wie man in einer Gemeinschaft gut miteinander umgeht, Lösungen aushandelt und Konf likte gewaltfrei löst. Mit einem Missverständnis
in Bezug auf Beteiligung räumen sie auf: „Das bedeutet nicht, dass wir Erwachsene die Kinder alle Entscheidungen treffen lassen. Das wäre eine Überforderung“, betont Pascal Gröger. „Wir Erwachsenen behalten die Verantwortung, denn wir haben einen Wissensvorsprung. Wir wissen zum Beispiel, was gesund ist“, betont er.
Die Lehrkräfte und Eltern:
Die Lehrkräfte gestalten ihre Schule mit, werden nach den Vorgaben des Landes bezahlt, ebenso ist Elterneinbezug Teil der Idee und Eltern können an der Schule mitwirken und Ämter übernehmen.
Was die Freie Schule Aalen nicht will: Einen Bezug auf bestimmte Reformpädagogen oder Ideologien. „Bei uns suchen sich die Kinder ihre eigenen Lernwege.
Wir unterstützen sie dabei und bieten dafür viele unterschiedliche Methoden und Lernmaterialien an“, erklärt Pascal Gröger. Es gebe auch keine religiöse Ausrichtung und keine Ideologie. „Wir gehen nach der Wissenschaft und deren neusten Erkenntnissen.“
Die nächsten Schritte: Das Regierungspräsidium Stuttgart muss anerkennen, dass ein besonderes pädagogisches Interesse bei der Freien Schule Aalen vorhanden ist. Deshalb erarbeiten die Eltern derzeit Schwerpunkte mit besonderen Inhalten, die an ihrer Schule gelehrt werden sollen. Bildung für nachhaltige Entwicklung wird dazugehören, auch in Form von Kreislaufwirtschaft. Auch der musikalisch-ästhetische Bereich ist ihnen wichtig. „Aber hier wären
hierfür ausgebildete Lehrkräfte notwendig. Hier wären neue Leute super“, sagt Pascal Gröger. Bald wollen die Gründer außerdem dem Bundesverband der Freien Alternativschulen (BFAS) beitreten, einem Zusammenschluss von über 120 Freien Alternativschulen und Gründungsinitiativen in Deutschland.
Die Finanzierung: Die Anschubfinanzierung ist über Bürgschaften der GLS-Bank möglich, nach drei Jahren beginnt die staatliche Finanzierung. Wie jede Privatschule wird auch ein Schulgeld verlangt werden müssen, das nach Einkommen gestaffelt sein soll. Und nicht zuletzt hoffen die Initiatoren auf Spenden. „Wir möchten, dass Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten zu uns kommen können“, erklärt Pascal Gröger. „Dafür wären Spenden umso wichtiger.“