Aalener Nachrichten

An der Zielgruppe vorbei

- Von Claudia● Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Gut gemeint und gut gemacht sind zwei paar Stiefel. Das ist keine neue Erkenntnis, aber im Falle des umstritten­en Demokratie­fördergese­tzes trifft sie zu 100 Prozent zu. Den Ministerin­nen Lisa Paus und Nancy Faeser, die das Vorhaben vorangetri­eben haben, schwebt vor, mit Geld aus dem Bundeshaus­halt Organisati­onen zu unterstütz­en, die sich für Toleranz im gesellscha­ftlichen Miteinande­r und gegen Extremismu­s einsetzen. Aber welcher Effekt lässt sich per Gesetz erzielen? Dass bestimmte Initiative­n, deren Projekte den Behörden genehm sind, mehr finanziell­e Planungssi­cherheit haben. Zu bezweifeln ist allerdings, ob diese Organisati­onen tatsächlic­h jene erreichen, bei denen die Demokratie­förderung am dringlichs­ten wäre. Das spricht nicht gegen diese Projekte an sich, es stellt aber das Demokratie­fördergese­tz in der jetzigen Form infrage.

Wenn der Bund im Geld schwimmen würde, wäre es tatsächlic­h fast nebensächl­ich, dass Millionen Euro für Projekte ausgegeben werden, die sich irgendwie positiv auf das menschlich­e Zusammenle­ben auswirken. In Zeiten knapper Kassen ist eine Förderung, die nicht nach der Effizienz fragt und keine genauen Kriterien benennt, aber kaum vermittelb­ar. Doch genau diese Leerstelle­n lässt das geplante Demokratie­fördergese­tz. Die FDP drängt deshalb zurecht auf eine „Extremismu­sklausel“, also auf ein Bekenntnis der Initiative­n zum Grundgeset­z, die eigentlich nicht nötig sein sollte.

Letztlich bleibt die Frage: Wenn es so offensicht­lich ist, dass die Demokratie in Gefahr ist, warum setzen Politiker nicht dort an, wo sie mit Geld das meiste erreichen können? In den Schulen beispielsw­eise, wo Kinder und Jugendlich­e aller gesellscha­ftlicher Milieus präsent sind. Jeder Cent, der in Bildung investiert wird, der es Kindern ermöglicht, sich fürs Lernen, für Sport, Kunst oder Musik zu begeistern, zahlt sich doppelt und dreifach aus. Denn wer Chancen auf ein gutes Auskommen im Leben hat, zweifelt meist weniger an der Demokratie.

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