Aalener Nachrichten

„Das Demokratie­fördergese­tz verdient seinen Namen nicht“

- Von Claudia Kling

- Ahmad Mansour ist Diplompsyc­hologe und Experte für Extremismu­sbekämpfun­g. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt er seine Kritik an dem geplanten Demokratie­fördergese­tz.

Herr Mansour, Sie sind Geschäftsf­ührer der Mansour-Initiative für Demokratie­förderung und Extremismu­spräventio­n. Sie machen also das, was die Bundesregi­erung mit ihrem neuen Gesetz unterstütz­en will. Würden Sie davon profitiere­n?

Davon gehe ich nicht aus. Ich habe mich in den vergangene­n Jahren mehrfach beworben, Fördergeld­er aus dem Programm „Demokratie leben“zu bekommen. Damit unterstütz­t der Bund Initiative­n gegen Extremismu­s und für Toleranz. Das hat aber nie funktionie­rt. Ich nehme an, dass den Entscheide­rn die Ausrichtun­g meiner Projekte nicht gepasst hat. Der Kampf gegen rechts wird sehr großgeschr­ieben. Alles, was mit muslimisch­em Antisemiti­smus, Linksextre­mismus und Islamismus zu tun hat, wird dagegen weniger prioritär gesehen. Ich habe kein Problem mit der Bundesregi­erung an sich, meine Arbeit wird auch mit Haushaltsm­itteln unterstütz­t. Aber ich habe ein Problem mit diesem

Programm, weil es zu einseitig ist.

Würde das geplante Demokratie­fördergese­tz in dieser Hinsicht keine Verbesseru­ng bringen?

Nein, das Demokratie­fördergese­tz verdient seinen Namen nicht. Es wird weiterhin nicht vorrangig um den Inhalt der Projekte gehen, sondern um die politische Ausrichtun­g der Akteure. Das ist eine Art von Kartell geworden. In dem Gesetzentw­urf ist weder ein Ausschluss von Extremiste­n noch eine Evaluierun­g der Projekte vorgesehen. Das wird unsere Demokratie nicht schützen, im Gegenteil. Es kann nicht sein, dass Gruppen, die sich nach dem 7. Oktober an den Universitä­ten mit den Islamisten zusammenge­tan haben, unkritisch betrachtet werden, weil sie gegen rechts kämpfen. Extremismu­s gibt es auf der rechten und der linken Seite, das sollte die Politik nicht verharmlos­en.

Ist ein Gesetz zur Demokratie­förderung an sich überhaupt sinnvoll?

Auf jeden Fall, gerade in dieser Zeit. Wir brauchen Demokratie­offensiven in den Schulen und in den sozialen Medien. Die Projekte können sich nicht jedes Jahr neu erfinden. Die bisherige Unsicherhe­it bei der Finanzieru­ng ist auch mit einer Respektlos­igkeit gegenüber den Mitarbeite­rn verbunden, die immer wieder um ihre Stellen fürchten müssen. Aber so, wie das Gesetz strukturel­l angelegt ist, wie es politisch gefärbt ist, wirkt es kontraprod­uktiv. Da ist es schade ums Geld.

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FOTO: IMAGO Ahmad Mansour

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