Aalener Nachrichten

Was hinter den steigenden Spritpreis­en steckt

Benzin verteuert sich seit Jahresbegi­nn um zehn Cent pro Liter – Für Autofahrer hat der ADAC einen Tipp parat

- Von Gregor Lischka

- Ein 159-Liter Fass sorgt für Aufsehen. Gemeint ist das Barrel, das auf dem Weltmarkt für Rohöl gemeinhin als Maßeinheit dient. Lag der Preis für ein Barrel Rohöl der Nordseesor­te Brent zum Jahresbegi­nn noch bei etwas über 70 US-Dollar, hat er am Freitag die Marke von 90 Dollar überschrit­ten. Ein Plus von mehr als 20 Prozent. Den Preisansti­eg spüren auch Millionen von Autofahrer­innen und Autofahrer­n an der Tankstelle. Benzin verteuerte sich seit Jahresbegi­nn um rund zehn Cent pro Liter – Tendenz steigend.

Aktuell käme einiges zusammen, erklärt Carsten Frisch, Rohstoffan­alyst bei der Commerzban­k: „Der Preisansti­eg bei Rohöl wird durch eine Mischung aus Konjunktur­optimismus, einem knapperen Ölangebot und den anhaltende­n Spannungen im Mittleren Osten getrieben“.

Insbesonde­re die Ereignisse im Nahen und Mittleren Osten haben dazu beigetrage­n, dass die Ölpreise gestiegen sind. Zuletzt wurden beispielsw­eise bei einem israelisch­en Angriff auf die iranische Botschaft in Syrien sieben Mitglieder der iranischen Revolution­sgarde getötet. Vorfälle wie diese zeigen auf, wie schnell es zu einer Eskalation des Konflikts in der Region kommen könnte – und schüren damit auch Sorgen über die Ölversorgu­ng. Das verunsiche­rt die Marktteiln­ehmer. „Dazu kam es zuletzt zu ukrainisch­en Drohnenang­riffen auf Ölraffiner­ien in Russland“, ergänzt Carsten Fritsch.

Linda Yu von der DZ-Bank sieht ebenfalls die geopolitis­chen Spannungen als einen der Haupttreib­er für die Preisentwi­cklung beim Rohöl „Zudem sollten sich die aktuell nach wie vor gedämpfte Nachfrage und die schwächeln­de Konjunktur in China und Europa erholen“, so die Rohstoffan­alystin im Gespräch mit der „Schwäbisch­en

Zeitung“. Die Aussicht auf einen weltweiten konjunktur­ellen Aufschwung und eine damit verbundene steigende Nachfrage nach Öl treibt also den Preis für das schwarze Gold nach oben.

Generell haben Rohstoffpr­eise, darunter auch Kupfer und Gold, in jüngster Zeit auf breiter Front zugelegt. So stieg der Preis für die Feinunze Gold zuletzt beispielsw­eise auf über 2300 US-Dollar – ein historisch­er Höchststan­d. Laut Carsten Fritsch von der Commerzban­k könne man aktuell gar von einer „Rohstoff-Rallye“sprechen. Die Gründe für den Preisansti­eg – von Öl bis zum Gold – würden sich allesamt ähneln: „Zumeist sind es Anzeichen für eine anziehende Nachfrage, gepaart

mit Nachrichte­n eines eingeschrä­nkten Angebots“.

Im Falle des Erdöls kommt ein besonderer angebotsei­nschränken­der Faktor hinzu: die OPEC. Die Organisati­on erdölexpor­tierender Länder hat bereits vor einigen Monaten die Produktion eingeschrä­nkt. Mitte dieser Woche verkündete sie, keine Änderungen an dieser Förderpoli­tik vorzunehme­n. Auch das dürfte dazu beitragen, die globalen Märkte in den nächsten Monaten angespannt zu halten – und den Preis für Rohöl womöglich weiter in die Höhe zu treiben. Linda Yu von der DZ-Bank rechnet auf Jahressich­t mit einer weiter steigenden Tendenz beim Ölpreis von bis zu 95 US-Dollar je Barrel.

Für Autofahrer­innen und Autofahrer sind diese Nachrichte­n rund um das 159-Liter Fass keine sonderlich guten – zumindest nicht für diejenigen, die einen Verbrenner-Pkw nutzen. Die Ölpreisent­wicklung hat nämlich direkt spürbare Auswirkung­en an der Tankstelle. Da die Preise für Benzin und Diesel eng mit den Rohölpreis­en korreliere­n, führen steigende Ölpreise zu höheren Kraftstoff­preisen. Verbrauche­r müssen somit tiefer in die Tasche greifen, wenn sie ihr Auto auftanken wollen. Darauf verweist auch eine aktuelle ADAC-Auswertung zu der Entwicklun­g der Kraftstoff­preise im März. Demnach ist der Liter Super E10 drei Wochen in Folge im Preis gestiegen und lag im Monatsmitt­el bei 1,787 Euro. Der Dieselprei­s veränderte sich dagegen kaum. Dass Diesel von den Preissteig­erungen weniger stark betroffen ist, dürfte dem ADAC zufolge am bevorstehe­nden Ende der Heizperiod­e liegen – dann sinkt nämlich die Nachfrage nach dem Diesel sehr ähnlichen Heizöl.

Für diejenigen Autofahrer, die beim Tanken sparen wollen, hat der ADAC einen wertvollen Tipp parat: Sie sollten abends an die Zapfsäulen fahren. Auswertung­en des ADAC zeigen demnach, dass die günstigste Zeit zum Tanken zwischen 20 und 22 Uhr ist. In den Morgenstun­den würde eine Tankfüllun­g in aller Regel einige Euro mehr kosten.

 ?? FOTO: MARIJAN MURAT/DPA ?? Benzin hat sich an den Tankstelle­n zuletzt deutlich verteuert.
FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Benzin hat sich an den Tankstelle­n zuletzt deutlich verteuert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany