Sicherheitsdienst geht auf Patrouille
Das Ellwanger Unternehmen „Protekt Sicherheitsdienst“soll Hüttlingen sicherer machen
- In den vergangenen Jahren kam es in Hüttlingen immer wieder zu Pöbeleien, Vandalismus und Handgreif lichkeiten. Erst vor wenigen Wochen wurde ein 45-Jähriger im Mühlweg von zwei unbekannten jungen Männern angegriffen. Um solche Vorfälle möglichst zu verhindern, wird ab sofort an Wochenenden ein neuer Sicherheitsdienst durch die Gemeinde patrouillieren. Der „Protekt Sicherheitsdienst“soll niemanden verjagen oder gar angsteinf lößend sein, sondern den Hüttlingern ein Sicherheitsgefühl geben.
Der Einsatz des neuen Sicherheitsdienstes geht auf einen Beschluss des Hüttlinger Gemeinderats vom 28. September zurück. Bis Oktober sollen Geschäftsführer Timo Meier und seine Mitarbeiter, meist zu viert und mit einem Fahrzeug, Kontrollfahrten durchführen und „neuralgische Treffpunkte“, wie die Schule oder das Wehr beim Norma-Markt, abklappern. „Dabei ist Deeskalation unser oberstes Gebot. Wir wollen die Leute nicht verjagen oder ihnen Angst einflößen“, berichtet Meier. Ziel der Patrouillen sei, in Hüttlingen für ein besseres Sicherheitsgefühl zu sorgen.
Der „Protekt Sicherheitsdienst“, der in mehreren Städten auf Streife ist, hat dafür ein eigenes Konzept für Sicherheit im öffentlichen Raum und will Straftaten möglichst präventiv verhindern, indem die Sicherheitsdienstler mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Gespräch kommen und sie beispielsweise bei Alkohol- oder TabakKonsum nach dem Alter fragen. „So lässt sich viel entschärfen. Wenn die Polizei kommt, ist meist schon die volle Eskalation im Gange“, berichtet der Geschäftsführer und fügt an: „Wir wollen die Spielregeln klar machen und Grenzen aufzeigen, wenn es sein muss.“Das haben Timo Meier und seine Kollegen während der Corona-Zeit unter
anderem in der Aalener Helferstraße getan, nachdem es dort zu Auseinandersetzungen und sogar zu einem Brand gekommen war.
Die Ellwanger Firma blickt auf eine zehnjährige Erfahrung im Bereich Sicherheit und Personenschutz zurück und hat in der Region unter anderem bei den Faschingsumzügen in Neuler und Wört für Recht und Ordnung gesorgt.
Grundsätzlich arbeitet der Sicherheitsdienst in Uniform, wird aber auch in Zivil auftreten. Das sei der Knackpunkt. Denn potenzielle Störenfriede verhalten sich laut Meier Passanten und Zivilisten gegenüber meist ganz anders. In den ersten Wochen sei das Ziel herauszufinden, an welchen Stellen in Hüttlingen es vermehrt zu Straftaten kommen kann und wie viele potenzielle Gefährder es überhaupt gibt. „Wir wollen erst mal aufklären, ob es immer die gleichen Leute oder gar mehrere
Gruppen sind. Ob es bestimmte Routen und Plätze gibt“, berichtet Timo Meier. Das Ganze werde für die Verwaltung protokolliert. Wie genau der Sicherheitsdienst arbeiten wird, will er aber nicht verraten.
Laut Meier stehen bei den Kontrollen nicht nur Jugendliche im Fokus, wenngleich sie häufig in Gruppen unterwegs und seiner Erfahrung nach impulsiver als Erwachsene seien. „Trotzdem kontrollieren wir die Sicherheit von ganz Hüttlingen. Also zum Beispiel auch einen stark alkoholisierten 40-Jährigen“, betont er. Bürgermeisterin Monika Rettenmeier fügt an, dass die Gemeinde Jugendliche keineswegs vertreiben wolle. Vielmehr sollen sie sich, wie alle andere Bürgerinnen und Bürger auch, sicher und wohl fühlen.
Grundsätzlich stehen den Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes die gleichen Rechte zu, wie jedem
Bürger: das Jedermannsrecht. Gibt es also einen dringenden Tatverdacht, dürfen sie Menschen vorläuf ig festnehmen und die Polizei hinzuziehen. Außerdem darf der Dienst durch den Auftrag der Stadt auch vom Hausrecht Gebrauch machen. Timo Meier bezeichnet den „Protekt Sicherheitsdienst“daher als einen „Mittelweg zwischen Ordnungsamt und Polizei“.
Bis Ende Oktober wird der Sicherheitsdienst seine Kontrollen in ganz Hüttlingen durchführen. Danach soll eine mögliche Verlängerung des Auftrags im Raum stehen. Laut Hauptamtsleiter Fanz Vaas lässt sich die Gemeinde diesen Dienst 1000 Euro pro Monat kosten. Außerdem muss sich dieser nicht auf die Wochenenden beschränken. Sollte sich ein Tag unter der Woche als besonders kritisch erweisen, wird der Sicherheitsdienst seine Patrouillen f lexibel umstellen können.