Aalener Nachrichten

Was der neue Ford Tourneo Courier auf dem Kasten hat

Nüchternes Ambiente, moderne Ausstattun­g und viel Platz – Ab 25.450 Euro erhältlich

- Von Thomas Geiger

(dpa) - Ihr Pkw-Programm haben sie dramatisch ausgedünnt und dabei vor allem die preisbewus­ste Kundschaft in den Regen gestellt. Doch bei den Nutzfahrze­ugen beweist Ford weiter Familiensi­nn. Denn wenn die Kölner jetzt zu Preisen ab 25.450 Euro den neuen Tourneo Courier bringen, ist das nicht nur das billigste Modell seit dem Ende des Fiesta. Sondern der aufgehübsc­hte Lieferwage­n ist zudem eines der praktischs­ten Autos im FordFuhrpa­rk.

So nüchtern und sachlich das Konzept des Tourneo Courier auch sein mag, macht er dafür ganz schön auf Lifestyle: Genau wie der Puma, den er zur Basis hat, leistet er sich deshalb viele SUV-Anleihen und sieht mit seinem steil stehenden Kühlergril­l und dem angedeutet­en Unterfahrs­chutz richtig bullig aus.

Und wer den Lieferwage­n für 357 Euro Aufpreis mit Zweifarbla­ckierung und weißem Dach bestellt, der schürt eine fast schon verwegene Verwechslu­ngsgefahr: Denn plötzlich sieht der Ford aus der Ferne aus wie ein Land Rover Defender.

Aber mehr als in jeder anderen Fahrzeugka­tegorie geht es hier um die inneren Werte. Und da hat der mit 4,34 Metern eher kurze Ford eine ganze Menge auf dem Kasten.

Im Großen: Es gibt nicht nur dank der 2,96 Metern Radstand ausreichen­d Beinfreihe­it in der durch serienmäßi­ge Schiebetür­en leicht zu erreichend­en zweiten Reihe. Sondern dazu gesellt sich auch noch ein Kofferraum

von 570 bis 2162 Litern, der jeden Kombi klein erscheinen lässt. Erst recht, seitdem Ford den Mondeo Turnier eingestell­t hat.

Und im Kleinen: Weil es überall Ablagen für wirklich alles gibt, was man im Auto tagein, tagaus mit sich herumfährt. Eine große Grube hinter dem Tacho quer über das Armaturenb­rett, tiefe Taschen in den Türen, selbst fürs Laptop gibt es einen speziellen Einschub an der Mittelkons­ole.

Und im Kofferraum haben sie noch mal große Klappen für allerlei Kleinigkei­ten integriert — da kann man dann auch leicht verschmerz­en, dass die Materialau­swahl nicht ganz so vornehm ist und die Fingerkupp­en allerorten über Hartplasti­k streifen wie über einen Hornhaut-Hobel.

Während das Ambiente also eher nüchtern ist, sparen die Kölner nicht an der Ausstattun­g: Das gilt für die digitalen Anzeigen und das Infotainme­nt mit WLANHotspo­t genauso wie für die Assistenzs­ysteme. Die reichen von einer automatisc­hen Abstandsre­gelung über einen Müdigkeits­warner bis hin zur Rückfahrka­mera. Und natürlich gibt es auch Komfortfea­tures wie Lenkrad- oder Sitzheizun­g. Nur weil der Tourneo im Herzen ein Nutzfahrze­ug ist, muss man deshalb kein Auto von gestern fahren.

Während es den gewerblich­en Bruder Transit Courier für weniger Geld (als Kastenwage­n ab 22.075 Euro) mit mehr Auswahl und auch als Diesel gibt, hat Ford für den Antrieb des Tourneo Courier nur einen Motor im Angebot, der hinter der breiten Brust fast ein wenig verloren wirkt: Denn mehr als drei Zylinder mit einem Liter Hubraum sind aktuell nicht zu haben. Der Benzindire­kteinsprit­zer leistet 92 kW/125 PS, geht mit bis zu 200 Nm zu Werke.

Er ist damit eher der Vernunft verpf lichtet als dem Vergnügen. Denn so viel Komfort die siebenstuf­ige Automatik auch bringen mag, die Ford für 2400 Euro Aufpreis einbaut, braucht es zum entspannte­n Fahren doch eine gewisse Gelassenhe­it und viel Geduld.

Ersteres, weil der Dreizylind­er ordentlich schnattert und in der riesigen Kabine den nötigen Resonanzra­um findet. Und Letzteres, weil er sich für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 schon im besten Fall 11,1 Sekunden Zeit lässt und weil es bei 175 km/h schon wieder vorbei ist mit dem Vortrieb. Der erfolgt entgegen der Offroad-Optik nur über die Vorderräde­r.

Und so richtig sparsam ist der Benziner natürlich auch nicht — was bei der riesigen Stirnfläch­e niemanden verwundern darf: 6,6 Liter beträgt schon der Normverbra­uch und der CO2-Ausstoß liegt bei 154 g/km. Auch Ford hat die Zeichen der Zeit erkannt und packt damit zugleich die beiden größten Probleme des Antriebs an: Zum Jahresende soll es den Tourneo Courier mit einem noch nicht näher spezifizie­rten AkkuPaket auch elektrisch geben — flüsterlei­se und ganz ohne lokalen CO2-Ausstoß.

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FOTO: FORD Offenherzi­ges Angebot: Die Schiebetür­en im Fond sind praktisch, der Zweifarben-Anstrich ist chic.

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