Bergheim: Sanieren oder abreißen?
Kontroverse Diskussion im Oberkochener Gemeinderat über ein Gebäude aus der NS-Zeit
- Sanieren, abreißen und neu bauen? Vor dieser Entscheidung steht der Oberkochener Gemeinderat beim Bergheim, das bis vor knapp zwei Jahren von der Sonnenbergschule genutzt wurde und seither leersteht. Das Stadtparlament hat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung beschlossen, beide Alternativen prüfen zu lassen.
Bürgermeister Peter Traub nannte das Gebäude ein Zeitdokument, war sich mit den Räten allerdings einig, dass es an eine Zeit erinnere, die zu den dunkelsten in der deutschen Geschichte gehöre.
Das Stadtoberhaupt neigte dazu, es gerade deshalb zu erhalten, während vor allem Joachim Heppner (Grüne) die Gegenposition vertrat und für einen Abriss plädierte: „Auf diese Zeit muss man nicht stolz sein und sich daran erinnern!“Das Haus sei nicht erhaltenswert.
Das so genannte Bergheim am Turmweg wurde nämlich 1937 erbaut und diente damals der Schulung der Hitlerjugend. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurden hier Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Von 1953 bis 1958 diente es als Kindergarten. Anschließend zog das damalige Progymnasium Oberkochen als Außenstelle des SchubartGymnasiums Aalen mit drei Klassen in das Gebäude ein. Von 1969 bis 2022 wurde es von der Sonnenbergschule als Sonder- beziehungsweise Förderschule genutzt. Seit diese an den Tierstein umgezogen ist, steht es leer.
In der Vorlage für den Gemeinderat war weiter zu lesen, das Gebäude stehe zwar nicht unter besonderem Denkmalschutz, stelle aber aufgrund seiner Historie ein Zeitzeugnis dar, das erhalten werden solle. Mittlerweile sei ein Nutzungskonzept erarbeitet worden. Demnach solle das Gebäude nach Generalsanierung und Umbau als Bürogebäude genutzt werden. Dadurch sei es möglich, die Gebäudesubstanz sowie die -hülle unter historischen Aspekten im Wesentlichen zu erhalten.
In der Sitzung schlug Traub vor, bei der Beschlussfassung auf die ursprünglich vorgesehene Festlegung auf eine gewerbliche Nutzung zu verzichten.Vielmehr solle man eine Planung und eine grobe Kostenschätzung einschließlich möglicherweise zu erzielender Mieten bei einer gewerblichen Nutzung oder bei einer Wohnbebauung erarbeiten lassen und dann entscheiden. Im Frühjahr 2025 könnte dann der Baubeschluss fallen.
Robert Ness (SPD) eröffnete die Diskussion mit der Forderung nach mehreren Alternativen. Dabei müsse man auch einen Abbruch in Betracht ziehen, weil dies mit weniger Kosten verbunden wäre. Der Bürgermeister verwies dagegen darauf, beim Bergheim handele es sich um ein Stück Oberkochener Geschichte.
Es sei ein schönes Gebäude, das die Stadt erhalten wolle. Das wäre aber nicht wirtschaftlich, wenn man sich für eine Wohnbebauung entscheiden sollte.
„Dann muss das Bergheim weichen!“Wohnbebauung sei wichtig, meldete sich Joachim Heppner zu Wort, und dafür sei die Lage des Bergheims prädestiniert. Als der Redner an die Geschichte des Hauses erinnerte und sagte, man solle daher keine Klimmzüge machen, um es zu erhalten, stellte Traub klar, er wolle die damalige Zeit keinesfalls glorifizieren. Es gehe aber auch darum, die Erinnerung an diese dunkle Zeit zu erhalten. „Aber wenn Sie sowieso schon festgelegt sind, machen Sie es weg“, wandte er sich an das Stadtparlament.
So weit war das Gremium allerdings noch nicht. Rainer Kaufmann von der CDU etwa konnte dem Argument, das Gebäude als Zeitdokument zu erhalten, durchaus etwas abgewinnen. Er plädierte daher dafür, alle Möglichkeiten zu prüfen und erst dann zu entscheiden. Dem schloss sich das Stadtparlament einmütig an.
„Auf diese Zeit muss man nicht stolz sein und sich daran erinnern!“, sagt Joachim Heppner von den Grünen.