Observatorium soll weiterhin gebaut werden
Ellwanger Gemeinderat – Freie Wähler ziehen Antrag auf Streichung des Aussichts- und Spielturms der Landesgartenschau zurück
- In der Märzsitzung des Gemeinderats hatten die FreienWähler/Freien Bürger Ellwangen (FW/FBE) gefordert, den geplanten Aussichts- und Spielturm, der auf dem Landesgartenschaugelände entstehen soll, zu streichen. Das auch als Observatorium benannte Projekt war der Fraktion schlichtweg zu teuer. In der jüngsten Sitzung sollte nun über den Antrag beraten werden. Nach längerer Diskussion und viel Gegenwind der anderen Fraktionen beschlossen die Freien, ihren Antrag zurückziehen.
Die Fraktion hatte gefordert, das Observatorium als Teilausgleich für die Mehrkosten des Kultur- und Jugend-Zentrums (KuJuZe) und des Stegs Bachgasse, zweier weiterer Bauprojekte der LGS, zu streichen. Das Observatorium sei nie Teil des Landesgartenschau-Gewinnerentwurfs gewesen, sondern sei zusätzlich aufgenommen worden, erläuterte die Fraktionsvorsitzende Franziska Schuster. Es gebe bereits zahlreiche geplante Spielmöglichkeiten, da könne der Turm doch wirklich nicht so wichtig sein.
Zudem kritisierte Schuster, dass seit einem halben Jahr, seit der Gemeinderat dem Projekt zugestimmt habe, nicht viel passiert sei. Die Fraktionsvorsitzende forderte
ein Update zu Kostenberechnungen, Förderzusage und ob die Kosten überhaupt vom Haushalt gedeckt seien. Sie hinterfragte außerdem den gewählten Standort. Vielleicht müsse man eine Alternative suchen, die nicht nach wenigen Jahren von zwei Seiten mit Büschen und Bäumen zugewachsen sei, so Schuster.
Stefan Powolny, Geschäftsführer der LGS GmbH, widersprach der Fraktionsvorsitzenden. In der Ausschreibung sei sehr wohl enthalten gewesen, dass man einen Aussichtsort an der Aue bauen wolle. Laut Powolny erfüllt das Observatorium drei Aufgaben: Es
sei ein klassischer Aussichtsturm, soll eine Architektur ähnlich eines Kunstwerks besitzen und zudem ein Spielpunkt für Kinder und Familien sein. „Das soll ein Magnetpunkt der Landesgartenschau werden“, sagte er.
An den Planungen sei laut Powolny noch nicht weitergearbeitet worden, da man noch auf die finale Förderzusage vom Land Baden-Württemberg warte. Die sei aber eine reine Formalie, da das Regierungspräsidium Stuttgart den Zuschuss befürworte. Der Turm darf maximal 1,2 Millionen Euro kosten. Bei einer Förderung in Höhe von 720.000 Euro verbleibt ein Eigenanteil für die
Stadt von 480.000 Euro. Dieser könne aber noch durch Sponsoren reduziert werden, so Powolny. Ohnehin beschäftige sich das LGS-Team nahezu täglich mit Kosten und Zahlen, um im Budget oder sogar darunter zu bleiben. Aktuell sei man voll im Kostenrahmen.
Auch Oberbürgermeister Michael Dambacher betonte, dass es derzeit keine Hinweise darauf gebe, dass das zur Verfügung gestellte Budget nicht ausreichen werde. Außerdem mahnte der Verwaltungschef, man solle den LGS-Geschäftsführern Powolny und Nils Degen keine Hürden in den Weg bauen, solange sie sich im vorgegebenen Budget bewegten.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Armin Burger machte deutlich, dass seine Fraktion uneingeschränkt hinter dem Observatorium stehe. Es gehe hier um eine besondere Attraktion, die weit über den Durchführungszeitraum 2026 hinausreiche. Burger warnte, man dürfe die LGS durch Anträge, wie den der Freien Wähler, nicht zerreden oder gar eine negative Stimmung herbeiführen. Der Turm sei darüber hinaus das am höchsten geförderte Einzelprojekt der Schau.
Berthold Weiß, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, schloss sich dem „flammenden Plädoyer“seines CDUKollegen an. Man habe bis zur Landesgartenschau nur noch zwei Jahre Zeit und müsse nun zügig vorangehen. Man habe der LGS GmbH ein Budget gegeben, es sei nicht der Zweck des Gemeinderats, hier über Einzelprojekte zu diskutieren. Er forderte die Stadträte auf, dem LGS-Team zu vertrauen.
Die LGS sei das Event der Region, befand der SPD-Fraktionsvorsitzende André Zwick. Deshalb dürfe man auch nicht „mit aller Gewalt“sparen. Deshalb könne er den Antrag der Freien auch nicht ganz nachvollziehen. Der Turm sei zudem ein gutes Instrument, um eine Sichtbeziehung zu den „Türmen“der Innenstadt herzustellen, wobei Zwick unter anderem die Basilika meinte.
Wolfgang Seckler (Freie) hielt dagegen. Man sei nicht grundsätzlich gegen das Observatorium, sondern habe berechtigte Fragen gestellt. Das Bestreben seiner Fraktion sei, Kosten zu senken.
Nach kurzer Beratung verkündete Franziska Schuster, dass ihre Fraktion den Antrag zurückzieht. Die geforderten Fakten habe man nicht erhalten, deshalb wollten die Freien Powolny und Degen ihr volles Vertrauen aussprechen, dass sie das Projekt „vernünftig realisieren“.