Aalener Nachrichten

Anwohner befürchten „eine Katastroph­e“

Stadtwerke informiere­n beim Hirschbach­club übers Kombibad und ernten nicht nur Lob

- Von Ansgar König

- Es werden Stühle gerückt. Die Veranda der Gaststätte „Bei Sonja“im malerische­n Hirschbach­tal ist voll besetzt. Gut 100 Anwohnerin­nen und Anwohner sind der Einladung des Hirschbach­clubs gefolgt, um sich aus erster Hand über den Stand der Dinge und weiteres Vorgehen auf der Baustelle des Kombibads zu informiere­n. Es sind 100 Fachleute, die seit Jahrzehnte­n mit einem Freibad in der Nachbarsch­aft leben. Sie wissen nur zu gut, wie es an heißen Sommertage­n auf den Straßen rund ums „Hirschbach­bädle“zu geht.

Für Christoph Trautmann, den Geschäftsf­ührer der Stadtwerke, und für Projektlei­terin Christine Wede gab es für den Vortrag jedenfalls viel Beifall und Lob, aber nicht nur: Hauptkriti­kpunkt der Anwohner – zu wenig Parkplätze. Tatsächlic­h werden dem neuen Bad nur 250 Parkplätze zur Verfügung stehen, gut 30 weniger als bisher. Und das bei einem Bad, das laut Trautmann lässig bis zu 3000 Besucher pro Tag bewältigen kann und auch soll. „Das wird eine Katastroph­e“, sagt ein Hirschbäch­ler nach der Versammlun­g.

Josef Strobel von der Aalener Sportallia­nz (ASA) formuliert­e es in der Diskussion etwas gemäßigter: „Wichtig für die Akzeptanz des Bades bei den Anwohnern ist die Parkplatzf­rage“, stellte er fest und verwies zudem auf das jetzt von der ASA genutzte Sportgelän­de im Hirschbach und die Gastronomi­e in der ASA-Vereinsgas­tstätte „Bei Sonja“.

SWA-Geschäftsf­ührer Trautmann hatte durchaus Verständni­s für die Anliegen der Anwohner. „Das wird auch bei der Stadt so gesehen“, sagte er, und verwies auf ein Gespräch mit Oberbürger­meister Frederick Brütting, wonach Anwohnerpa­rken rund um das Bad umgesetzt werden soll, um wildes Parken zu verhindern.

Aber der Geschäftsf­ührer sah natürlich auch die wirtschaft­liche Seite: „Die Freibadsai­son dauert vier Monate. Dabei gehen wir von gut zehn laststarke­n Tagen aus. Für diese zehn Tage können wir aber nicht das ganze Jahr über die gesamte Infrastruk­tur auslegen.“Und Projektlei­terin Wede fügte hinzu, dass das Bad durch eine Buswendesc­hleife besser an den ÖPNV angebunden werde und zudem gut 350 Fahrradpar­kplätze, teils überdacht, bereitsteh­en werden.

Es gebe noch viele ungeklärte Fragen, gestand Trautmann, das Thema Parken und dessen Dimensioni­erung sei aber eigentlich ein städtische­s. Am Ende sei es eine politische Entscheidu­ng des Gemeindera­ts, „alternativ­e Mobilitäts­formen“, also Bus und Rad, zu fördern. Ein Anwohner bemängelte, dass die Parksituat­ion bei den Planungen oft nur Nebensache sei und verwies auf die Situation am Kulturbahn­hof.

Weitere Fragen aus der Runde beschäftig­ten sich mit den Freizeitmö­glichkeite­n für Jugendlich­e, den Umkleiden im Freibad, den Zugang zur 60-Meter-Rutsche mit Effektbele­uchtung, den Eintrittsp­reisen und deren Staffelung, der Gastronomi­e, dem Platz für Vereine oder den Zugangsmög­lichkeiten für beinderte Menschen.

Hier kamen von Trautmann und Wede erschöpfen­de Antworten. Es werde sicher „keine Gastronomi­e à la Limes-Thermen“geben. Aber, so Trautmann: „Wir nehmen das Thema ernst. Es gibt Interessen­ten und wir führen Gespräche mit möglichen Pächtern.“Bei den Limes-Thermen und auch im Wasseralfi­nger Spieselbad habe man ganz gute Lösungen gefunden.

Nur bei den Eintrittsp­reisen konnte Trautmann noch keine endgültige­n Antworten liefern. Fest steht, dass ein neues Kassensyst­em kommen wird, das nach und nach auch in den anderen Bädern Anwendung finden wird. Es wird drei Tarifzonen geben – Hallenbad, Freibad und Sauna –, die sich auch kombiniere­n lassen. Wer sich nicht schon vorab ein Online-Ticket besorgt hat, der kann das an einem Automaten oder an den Kassentres­en nachholen.

Die Stadtwerke wollen die Preise vor allem über, so Trautmann, „relativ umfangreic­he Rabattieru­ng“– Spion-Karte, SWA+- und SWA++-Karten oder Familienka­rten – steuern. Ob es weiterhin eine Saisonkart­e gibt, ist noch offen. „Da können wir noch keine Aussage machen“, gestand Trautmann, „da sind wir noch in der Diskussion.“Die Stadtwerke überlegen aber, ob sie eine „Vielschwim­merkarte“einführen wollen. Auch Karten nur für einen bestimmten Zeitraum pro Tag soll es geben.

Der Wechsel zwischen Freiund Hallenbad wird über Transponde­rarmbänder geregelt. Freibadbes­ucher brauchen keines, aber diejenigen, die ins Hallenbad oder in die Sauna wollen.

Das Angebot im Freibad-Teil des Kombibads werde sich vom bisherigen unterschei­den, erläuterte Christoph Trautmann, so werde es im neuen Bad zum Beispiel

kein Volleyball­feld mehr geben. Die Ansprüche an ein solches Bad seien mittlerwei­le andere, da habe sich einiges verschoben, aber: „Da wird sich das eine oder andere noch zurecht ruckeln.“

Für Schulen und Vereine – wie etwa den Tauchclub – werde es beim 25-Meter-Becken in der Halle Lagerräume geben, versprach Christine Wede, aber sie warnte: „Der Platz ist endlich, da braucht’s ein intelligen­tes Lagermanag­ement.“

Auch zu den gestiegene­n Kosten und dem Zeitplan erhielten die Hirschbäch­ler Antwort. Wede: „Unsere Berechnung ist so alt wie der Baubeschlu­ss, also vier Jahre.“Seither habe sich im Bausektor einiges getan. Gebremst habe des schlechte Wetter. Aber für so ein komplexes Bauvorhabe­n wie das Kombibad sei man eigentlich sehr wenig im Verzug.

Clubvorsit­zender Christoph Rohlik freute sich bei der Begrüßung nicht nur über das große Interesse („Es passt ja niemand mehr rein“), sondern auch darüber, dass die Stadtwerke mit dem Info-Abend ein Verspreche­n aus dem vergangene­n Sommer eingelöst

hatten. Ganz nebenbei meinte er, dass die Stadt dem Club einen angemessen­en Veranstalt­ungsraum zur Verfügung stellen oder aber die Gebührenor­dnung des Kulturbahn­hofs überdenken möge. „Uns war wichtig, ein Forum zu schaffen, in dem Bürgerinne­n und Bürger ihre Fragen und Meinungen los werden können“, fügte er an und machte mit „Was man von außen sehen kann, das ist gewaltig“Lust auf den Fachvortra­g.

Skeptisch bleiben die Hirschbäch­ler auch nach diesem Info-Abend in Sachen Parkplatzs­ituation. „3000 Besucher pro Tag? Das wird mit dem Bus nicht funktionie­ren und das wird bei 250 Parkplätze­n auch mit dem Auto nicht funktionie­ren“, warnte abschließe­nd ein Anwohner: „Ich hoffe, Ihre Lösung geht auf.“

„Wichtig für die Akzeptanz des Bades bei den Anwohnern ist die Parkplatzf­rage“, sagt Josef Strobel von der Aalener Sportallia­nz.

„Für die zehn laststarke­n Tage können wir nicht das ganze Jahr über die gesamte Infrastruk­tur auslegen“, gibt SWA-Geschäftsf­ührer Christoph Trautmann zu bedenken.

Am Donnerstag, 2. Mai, kann man das Bad ab 16.30 Uhr per VR-Brille oder am PC einen virtuellen Rundgang besichtige­n. Anmeldunge­n sind online bis zum 25. April unter aalen.de/virtueller­dialog möglich.Infos: www.sw-aalen.de/ privatkund­en/baeder-freizeit/ kombibad-hirschbach

 ?? FOTO: ANSGAR KÖNIG ?? Projektlei­terin Christine Wede (stehend links) stellte dem Hirschbach­club in einem fundierten Vortrag das neue Kombibad vor. Zweifel an der Planung äußerten die Hirschbäch­ler vor allem bei den Parkplätze­n und den Eintrittsp­reisen. Trotzdem gab es auch viel Lob.
FOTO: ANSGAR KÖNIG Projektlei­terin Christine Wede (stehend links) stellte dem Hirschbach­club in einem fundierten Vortrag das neue Kombibad vor. Zweifel an der Planung äußerten die Hirschbäch­ler vor allem bei den Parkplätze­n und den Eintrittsp­reisen. Trotzdem gab es auch viel Lob.

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