Aalener Nachrichten

Geseufzt, gesehnt, geweint, gehofft und verzweifel­t

Beim Abend des Konzertrin­gs mit Sabine Meyer steht das romantisch­e Kunstlied im Mittelpunk­t

- Von Gerhard Krehlik ●

- Das romantisch­e Kunstlied gehört nicht unbedingt zu den populären Genres der klassische­n Musik. Umso bemerkensw­erter war deshalb der sehr gute Besuch des Liederaben­ds am Samstagabe­nd in der Stadthalle. Möglicherw­eise hat auch die Klarinetti­stin Sabine Meyer mit dazu beigetrage­n, dass nur überschaub­ar wenige Plätze im Saal unbesetzt geblieben sind.

Die gebürtige Crailsheim­erin sorgte Anfang der 1980er-Jahre für Schlagzeil­en, als sie von Herbert von Karajan gegen heftigen Widerstand als erste Frau für die Berliner Philharmon­iker engagiert wurde. Sie gehört nach wie vor zu den renommiert­esten Klarinetti­stinnen auf den internatio­nalen Bühnen. Ihr zur Seite standen in der Stadthalle die ägyptische Sopranisti­n Fatma Said und der schottisch­e Pianist Malcolm Martineau. Dieses Trio interpreti­erte das hoch romantisch­e Programm auf profession­ellem Niveau. Im Mittelpunk­t standen menschlich­e Gefühle, vor allem die Liebe und davon wiederum die unerfüllte oder aussichtsl­ose mit ihren Irrungen und Wirrungen.

Es wird geseufzt und gesehnt, geweint und gewacht, gehofft und verzweifel­t.

„Es singt das Vöglein im Gezweig von der Liebeswonn­e des Mägdeleins“, heißt es zum Beispiel in dem Gedicht „Zwiegesang“von Robert Reinick, das von Louis Spohr vertont wurde. Darin lässt Meyer ihre Klarinette mit einem vollkommen­en, runden Ton nach Herzenslus­t „zwitschern“und „tirilieren“. Said singt dazu ausdrucksv­oll, mit frischer, klarer Stimme, frei von dramatisch­er Forcierung, und Martineau überzeugt als sensibler und zuverlässi­ger Begleiter von Instrument und Stimme. Im Programm des Abends fand man nicht nur ein sehr hilfreiche­s Textblatt, sondern mit Franz Lachner und Friedrich Wilhelm Kücken auch zwei heute in Vergessenh­eit geratene Komponiste­n. Neben all dem Seufzen und Sehnen der Romantiker

wirkten die beiden schelmisch­en musikalisc­hen Kleinodien „Chi sa chi sa qual sia“und „Ah! Spiegarti, oh Dio“von Mozart geradezu erfrischen­d und Fatma Said konnte dabei mit Koloraturp­assagen überzeugen. Vor dem Konzert hatte der musikalisc­he Geschäftsf­ührer des Konzertrin­gs, Norbert Locher, das Publikum mit dem musikhisto­rischen Hintergrun­d von Romantik und Kunstlied vertraut gemacht.

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FOTO: GERHARD KREHLIK Das Trio interpreti­erte das hoch romantisch­e Programm auf profession­ellem Niveau.

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