Nur ein Beschuldigter besitzt 14,2 Millionen Bilder und 162.000 Filme
Die Zahlen bei Kinder- und Jugendpornografie sind trügerisch – Viele Fälle haben ungeheures Datenvolumen
- Es hat nicht viele Zahlen in der Kriminalstatistik des Jahres 2023 gegeben, die zurückgegangen sind, einige aber doch. So gab es einen Rückgang von 24,1 Prozent bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Ganz anders verhält es sich im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie, wenn die Statistik auf den ersten Blick auch anderes vermuten lässt.
Der stärkste Rückgang bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurde im Ostalbkreis
verzeichnet, hier gingen die Straftaten um 30,5 Prozent zurück, im Rems-Murr-Kreis gab es einen Rückgang um 23,2 Prozent, im Landkreis Schwäbisch Hall um 13,5 Prozent. Bei Vergewaltigungen falle auf, „dass 32 der 73 Opfer – ein Opfer war männlich – eine Bekanntschaft, Freundschaft oder zumindest f lüchtige Bekanntschaft zur Täterin beziehunsgweise zum Täter hatten“, erklärt Aalens Polizeipräsident Reiner Möller.
Die Aufklärung der kinderund jugendpornografischen Delikte liegt Möller besonders am
Herzen. „Wenn man sich die Statistik anschaut, dann könnte man meinen, dass es besser werde, denn die Fallzahlen gehen schließlich zurück. Das ist jedoch trügerisch, wie so vieles in der Statistik“, so Möller. Im März 2021 habe man die Ermittlungsgruppe Kinderpornografie eingerichtet, davor sei man mit rund 2,5 Kollegen in diesem Bereich tätig gewesen, erinnert sich Möller. Dann habe man die Ermittlungsgruppe mit über zehn Personen eingerichtet, mittlerweile seien es 18 Beamtinnen und Beamte. Ein rasanter Ausbau.
Die Statistik ist deswegen trügerisch, weil die Polizei eine ziemlich hohe „Halde“, so wird es genannt, habe. 2023 seien 650 Fälle registriert worden, „die noch liegen und aufgrund der Masse noch nicht bearbeitet werden konnten. Das sind 50 mehr als im Vorjahr“, so Möller. Deswegen sei auch das Bild, das die Zahlen zum Jahresabschluss zeigen, schlichtweg ein falsches, erklärt der Polizeipräsident. Von 369 bearbeiteten Fällen im Jahr 2022 sank die Zahl auf 217 ein Jahr später. Zum Vergleich: 2016 waren es noch 32 Fälle.
Es ist eine unglaublich große Menge an Material, das inhaltlich bearbeitet werden muss. Möller nannte bei der Jahrespressekonferenz Zahlen zum aktuellsten Fall, damit man sich ein Bild machen könne. „Alleine dieser Fall hat ein Datenvolumen von 36,5 Terabyte. Dieser Beschuldigte hat 14,2 Millionen Bilder und 162.000 Filme. Das ist nichts, was man mal eben in einer Woche durchforstet, ganz gleich, mit welcher Software, mit welcher künstlichen Intelligenz“, erklärt Möller, warum sich einige Fälle ziehen würden.