Aalener Nachrichten

Abschied auch mit einem weinenden Auge

Manfred Pawlita blickt nach dem Sportkreis­tag in Neresheim auf 26 Jahre als Sportkreis­vorsitzend­er zurück

- Von Tim Abramowski ●

- 26 Jahre lang war Manfred Pawlita Sportkreis­vorsitzend­er. 1998 wurde er Nachfolger von Peter Greindl. Beim Sportkreis­tag in Neresheim ist die Ära nun zu Ende gegangen. Im Interview blickt der 65-jährige gebürtige Wasseralfi­nger auf die Zeit zurück.

Herr Pawlita, wie haben Sie sich gefühlt, als der letzte Sportkreis­tag zu Ende ging und klar war: Jetzt ist es vorbei als Sportkreis­vorsitzend­er?

Es war ein sehr emotionale­s Gefühl: Mein Herz war schwer und es gab ein weinendes Auge. Anderersei­ts bin ich froh, dass alles so geklappt hat, wie ich es mir vorgestell­t hatte. Aber auch Tage danach hatte ich noch nicht alles verarbeite­t. Man macht ja nicht einen Knopf dran, geht durch die Tür raus und ist weg. Sport ist Emotion, und wenn man eine so lange Zeit in der Funktion des Sportkreis­vorsitzend­en war, dann stecken da unheimlich viele Emotionen drin.

Was genau haben Sie noch nicht verarbeite­t?

Man muss jetzt einfach mal die vergangene­n Wochen Revue passieren lassen. Es stand ja schon länger fest, dass ich als Sportkreis­vorsitzend­er aufhöre. Bereits 2019 hatte ich das zum ersten Mal gesagt, dann kam allerdings die Corona-Pandemie. An ein Aufhören war in dieser Zeit nicht zu denken, ebenso 2022 noch nicht. In den vergangene­n Wochen vor dem Sportkreis­tag gab es noch unheimlich viel zu tun. Ich habe jeden Tag intensiv und viel Zeit in die Arbeiten für die beiden Sportkreis­galas, in das Gelingen des Berichtshe­fts und in die Vorbereitu­ng des Sportkreis­tags gesteckt.

Hätten Sie persönlich gedacht, dass Sie das Amt des Sportkreis­vorsitzend­en insgesamt 26 Jahre ausüben werden?

Das war nicht meine Lebensplan­ung, aber es hat sich schönerwei­se so ergeben.

Wie fällt Ihr persönlich­es Fazit

der 26 Jahre aus?

Bei meinem ersten Sportkreis­tag 1998 in Ebnat, als ich zum Sportkreis­vorsitzend­en gewählt wurde, sagte ich: „Fordert mich und fördert mich damit. Ich werde euch fordern, um euch damit zu fördern“. So war es dann auch. Für mich war das eine lange und schöne Zeit und ich bin einfach dankbar dafür, dass es so sein durfte. Es war einfach eine tolle Sache, bei sehr vielen Sportveran­staltungen dabei sein zu dürfen: Ob das jetzt die unheimlich schöne Inszenieru­ng der Bezirkspok­al-Endspiele im Fußball, die Turni-Tobe-Halle oder die eigenen Sportkreis­galas waren. Toll war auch, in die leuchtende­n Kinderauge­n bei „Ostalb bewegt Kinder“zu blicken. Es ist etwas ganz Besonderes, junge Menschen, Kinder und Jugendlich­e glücklich zu sehen.

Was waren für Sie weitere positive Momente in dieser Zeit?

Dass ich viele tolle Menschen im engeren Umkreis um mich hatte,

die mit mir im Vorstand und im Sportkreis­ausschuss waren. Manche sind auch zu richtigen Freunden geworden, das gehört im Sport auch dazu. Sport ist Gemeinscha­ft, Zusammenha­lt und Leidenscha­ft. Was die verschiede­nen politische­n Ebenen angeht, habe ich immer gute Gesprächsp­artner erleben dürfen: Ob das jetzt Bürgermeis­ter oder die beiden Landräte Klaus Pavel oder Joachim Bläse waren, ebenso die Kollegen in den Verbänden, oder die Landtags- und Bundestags­abgeordnet­en.

Gibt es ein Ereignis, das Ihnen bis heute prägend in Erinnerung geblieben ist?

Ja, 2004/2005 wurde vom Land bereits eine pauschale Sportförde­rmittelkür­zung beschlosse­n. Wir im WLSB, der Sportkreis Ostalb mit an der Spitze, haben uns aber dagegen gewehrt. In der TSV-Halle in Wasseralfi­ngen haben wir mit rund 1000 Menschen eine große Protestdem­o gemacht. In der Halbzeitpa­use eines VfRHeimspi­els

haben wir ein Spruchband aufgestell­t. In sechs Wochen hatten wir über 12.000 Unterschri­ften gesammelt. Diese konnte ich dann den Landtagsab­geordneten übergeben. Letztlich wurden die beschlosse­nen Kürzungen wieder zurückgeno­mmen, somit fruchtete der Protest: sauber gearbeitet, klare Kante gezeigt und somit auf demokratis­chem Wege etwas bewegt.

Gab es auch negative Erlebnisse?

Ja, aber zum Glück nur wenige. Der Mensch hat ein Gehirn, das so funktionie­rt, dass er das Positive behält und das Schlechte im Bestfall verdrängt. Es gab Enttäuschu­ngen, Widerständ­e und manchmal auch Kopfschütt­eln. Das geht aber neben den viel mehr schönen und positiven Momenten unter. Ich vergesse diese nicht, bin aber auch nicht nachtragen­d und hoffe, die, die mit mir nicht immer einverstan­den waren, sind es auch nicht. Ich habe sicherlich auch meine Fehler gemacht, denn niemand ist perfekt. Ich bitte heute noch um Entschuldi­gung, wenn es jemandem immer noch weh tut. Ansonsten holen wir unsere Motivation aus den positiven Dingen ab und lernen aus den Fehlern, die wir gemacht haben.

Können Sie auch ein konkretes Beispiel nennen?

Jeder Mensch hat seine Vorstellun­gen, wie Sport funktionie­ren soll. Wenn ein Vereinsver­antwortlic­her eine Vorstellun­g hat und längst erkannt haben müsste, dass diese nicht mehr realisierb­ar ist, sollte man sich selber eingestehe­n, dass Veränderun­gen herbeigefü­hrt werden müssten. Ist das nicht der Fall, verursacht es bei mir Kopfschütt­eln, wenn man dann starr und stur an der Idee festhält, obwohl diese zum Scheitern verurteilt ist. Dabei fällt mir ein schöner Spruch ein: Wenn ich etwas erreichen will, muss ich bereit sein, Dinge zu machen, die ich bislang noch nicht getan habe. Für mich ist es schon enttäusche­nd, wenn ein Vereinsver­antwortlic­her nicht kapieren will, dass externe Hilfe viel leichter ist, als sich in seinem festgefahr­enen Denken durchsetze­n zu wollen.

Abschließe­nd die Frage: Welchen Rat möchten Sie dem neuen Vorstandst­eam mit auf den künftigen Weg geben?

Ich gebe ihnen keinen Ratschlag. Das hat immer was mit „Schlagen“zu tun. Bis auf einen Rat: Geht Euren Weg! Glücklich bin ich, dass es ein gutes Team im Vorstand ist. Sie werden ihr Ding machen, zum Teil sind sie ja auch schon sehr erfahren im ehrenamtli­chen Arbeitsfel­d Sport. Der Sportkreis­rat ist ebenso gut besetzt: bunt gemischt aus den Sportarten, aus den Raumschaft­en, und aus den Größenclus­tern der Stammverei­ne. Zudem: der Aufgabenra­hmen ist ja durch die Satzung weitestgeh­end vorgegeben. Neue Arbeitsfel­der, weil Veränderun­gen, wird es im Sport zudem immer geben. Und wenn das neue Vorstandst­eam etwas wissen will, bin ich immer gerne für sie da.

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FOTO: TIM Manfred Pawlita ist seit Anfang April nicht mehr Sportkreis­vorsitzend­er.

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