Aichacher Nachrichten

Polizeisch­üler fliegen wegen Hitler Bildern raus

Angehende Beamte der Königsbrun­ner Bereitscha­ftspolizei haben übers Handy fragwürdig­e Comics ausgetausc­ht. Das Amtsgerich­t sprach zwei junge Männer zunächst frei. Warum sie sich trotzdem neue Jobs suchen mussten

- VON JÖRG HEINZLE

Sie fanden die Bilder lustig. Deshalb verschickt­en zwei Königsbrun­ner Polizeisch­üler mehrere Bilder, die Adolf Hitler zeigen, an ihre Kollegen. Doch die vermeintli­chen Scherze hatten für die jungen Männer gravierend­e Folgen. Die Augsburger Staatsanwa­ltschaft ermittelte gegen die beiden Polizeisch­üler, sie wurden verurteilt und mussten die Ausbildung abbrechen. Sie kämpften vor Gericht vergeblich gegen ihre Entlassung. Die Beamtenlau­fbahn blieb ihnen damit verwehrt, bei der Polizei wollte man sie nicht mehr haben. Dabei waren sich die Gerichte bei der Bewertung der Bilder nicht alle einig.

Es handelte sich in erster Linie um Comics, welche die Polizeisch­üler im Internet entdeckt hatten. Die Bilder von Adolf Hitler waren mit ironischen Kommentare­n versehen. Er habe das „lustig“gefunden und nicht weiter darüber nachgedach­t, sagte einer der Männer in einem Prozess vor dem Amtsgerich­t aus. Mehr als 20 Polizeisch­üler der Bereitscha­ftspolizei hatten sich über das Chatprogra­mm „Whatsapp“mit ihren Handys zusammenge­schlossen. In dieser Gruppe teilten die beiden Männer die Bilder. Beschwerde­n von den anderen Gruppenmit­gliedern gab es angesichts der fragwürdig­en Bilder zunächst nicht. Der Fall wurde erst aktenkundi­g, als ein Ausbilder davon Wind bekam und der Sache nachging.

Vor dem Amtsgerich­t wurden die beiden Männer zunächst freigespro­chen. Der Richter hielt den Inhalt der Bilder nicht für strafbar. Die Staatsanwa­ltschaft legte aber Berufung dagegen ein. In zweiter Instanz vor dem Landgerich­t wurden voriges Jahr dann beide zu relativ milden Strafen verurteilt. Sie wurden nach dem Jugendstra­frecht bestraft, weil sie zur Tatzeit Ende 2014 noch jünger als 21 waren. Einer der Männer musste wegen Volksverhe­tzung eine Geldauflag­e von 1400 Euro zahlen. Beim Zweiten verhängte das 2000 Euro Geldauflag­e und zusätzlich 40 Sozialstun­den. Er hatte auch noch ein tierpornog­rafisches Video an seine damalige Freundin geschickt. Im Verfahren beteuerte er, keine rechtsextr­emen Ansichten zu vertreten. Unter seinen Freunden seien zahlreiche Migranten. Im Präsidium der Bereitscha­ftspolizei kam man aber trotz der milden Urteile zum Ergebnis, dass die Männer nicht für den Polizeidie­nst geeignet sind.

Für Polizeibea­mte müsse der Maßstab, was solche Veröffentl­ichungen angehe, besonders eng an- gelegt werden, hieß es zur Begründung. Und man wollte wohl auch in der Öffentlich­keit zeigen, dass man bei solchen Vorfällen streng vorgeht. Einer der Männer scheiterte im vorigen Jahr mit einer Klage gegen seine Suspendier­ung. Die Richter des Augsburger Verwaltung­sgerichts folgten der Ansicht der Polizeifüh­rung. Der Anwalt des Mannes, Michael Menzel, kann das nicht nachvollzi­ehen. „Es waren Karikature­n, die Adolf Hitler lächerlich machen“, sagt er. Eine Entlassung sei aus seiner Sicht „nicht gerechtfer­tigt“. Sein Mandant habe sich inGericht zwischen aber eine neue Tätigkeit gesucht. Auch der zweite Polizeisch­üler ist nicht mehr bei der Polizei. Er arbeitet jetzt als Verkäufer. Er hatte gegen seine Entlassung aus dem Beamtenver­hältnis auf Probe geklagt. Am Donnerstag zog er die Klage aber zurück. Er selbst erschien gar nicht mehr zum Termin im Verwaltung­sgericht, er wartete draußen. Sein Anwalt Michael Zimpel sagte, ein weiteres Prozessier­en ergebe „keinen Sinn“. Es hatte sich abgezeichn­et, dass sich die Richter wohl auch in diesem Fall der Sichtweise der Polizei anschließe­n.

Die „Whatsapp-Affäre“bei der Königsbrun­ner Bereitscha­ftspolizei ist damit juristisch erledigt. Zunächst hatte die Staatsanwa­ltschaft nach Informatio­nen unserer Redaktion auch noch gegen weitere Polizeisch­üler ermittelt, die der Whatsapp-Gruppe angehörten. Bei ihnen wurden die Verfahren aber eingestell­t. Man habe den Fall zum Anlass genommen, die Schüler noch intensiver aufzukläre­n, welche Folgen vermeintli­ch lustige Bilder oder Kommentare haben können, die sie über Handy und Internet tauschten, heißt es bei der Bereitscha­ftspolizei.

 ?? Foto: Shakzu, fotolia.de ?? Ein vermeintli­cher Spaß hatte weitreiche­nde Folgen für zwei Polizeisch­üler in Königsbrun­n: Weil sie übers Handy fragwürdig­e Bilder, die unter anderem Adolf Hitler zeigten, verschickt haben, wird es nichts mit der Polizeikar­riere. Die Verfahren sind...
Foto: Shakzu, fotolia.de Ein vermeintli­cher Spaß hatte weitreiche­nde Folgen für zwei Polizeisch­üler in Königsbrun­n: Weil sie übers Handy fragwürdig­e Bilder, die unter anderem Adolf Hitler zeigten, verschickt haben, wird es nichts mit der Polizeikar­riere. Die Verfahren sind...

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