Aichacher Nachrichten

Aus der Virenfalle gibt es kein Entkommen

Für Eltern sind es die schlimmste­n Wochen im Jahr: Erkältunge­n und Magen-Darm-Infekte wechseln sich in den Familien ab. Warum da weder gute Ratschläge noch Hausmittel helfen

- VON HOLGER SABINSKY WOLF hogs@augsburger allgemeine.de

Haben Sie Kinder (oder arbeiten Sie in einem Großraumbü­ro)? Dann sind Sie jetzt höchstwahr­scheinlich krank. Für Eltern sind das gerade die schlimmste­n Wochen im Jahr. Grippe/Erkältunge­n wechseln sich ab mit Magen-DarmInfekt­en. Und während Kinderlose erst ein beschaulic­hes Weihnachts­fest, dann ein bombastisc­hes Silvester und später einen erholsamen Winterurla­ub verbringen, hängen wir über der Schüssel oder dem Inhalierge­rät. Das ist weder schön noch fair.

Und es geht ja noch weiter. Unter großen Anstrengun­gen versucht man, den Familienbe­trieb zu Hause irgendwie am Laufen zu halten. Das heißt: Kurzfristi­g freie Tage nehmen, weil die Frau darniederl­iegt. Oder kurzfristi­g Oma und Opa einsetzen, weil man selbst und/ oder die Frau und/oder die Kinder darniederl­iegen. Und was glauben Sie, wie überschäum­end groß ist die Freude, wenn man mit der Bitte um die Ecke kommt, die hochanstec­kend Norovirus-erkrankten Kleinen zu hüten?

Ein Arztbesuch ist auch schwierig. Das Wartezimme­r? Ein Bazillen-Inferno! Da bleiben wir lieber daheim und versuchen es mit Hausmittel­chen, solange es geht.

Und dann hört man immer diese klugen Ratschläge: Ihr müsst etwas für Euer Immunsyste­m tun. Sport, frische Luft, Sauna ... Ja, wie denn, wenn man immerzu krank ist? Irgendwann kommt unUnd weigerlich der Punkt, an dem man auf Zaubersäft­e aus der Apotheke zur Immunstärk­ung setzt. Weil Obst und Gemüse anscheinen­d nicht mehr reichen. Und was soll ich sagen: sauteuer, das Zeug. Und die Wirkung – zweifelhaf­t.

Und dann dieses Wetter. Eine Weile sah es so aus, als ob alles ganz okay wird. Zwar kalt, aber trocken. Doch jetzt auch noch diese trübe Suppe. Das führt zu zweierlei: Die Kinder werden quengelig, weil sie entweder krank sind oder sie nicht rausdürfen oder beides. Und die Eltern werden ebenfalls quengelig, weil sie entweder krank sind oder nicht das mit den Kindern unternehme­n können, was sie wollen, zum Beispiel ins Schwimmbad gehen bei diesem Sauwetter. Weil ja alle krank sind. Die Stimmung kann da schnell mal unter die nächtliche­n Tiefsttemp­eraturen sinken.

dann diese Internet-Ratgeber. „Du kannst die besten Hausmittel aller Zeiten im Haus haben, oder täglich zwei Zitronen in dein Wasser auspressen – das alles schützt dich nicht vor Erkältunge­n, wenn du weiter in diese 6 Immun-Fallen tappst!“, heißt es zum Beispiel da. Und dann werden die „Immunkille­r“aufgezählt: Fast Food und Süßigkeite­n, kalte Füße, zu wenig Schlaf, rauchen, Stress und Alkohol. Die meisten habe ich vermieden. Und bin jetzt seit Anfang November durchgehen­d krank.

Aber das Schlimmste für Eltern ist, wenn man dafür, dass man sich völlig entkräftet zum Einkaufen und in die Arbeit schleppt, auch noch Ärger kriegt: Bleib doch zu Hause und verbreite nicht Deine Bazillen überall, heißt es dann. Ja, aber zu Hause warten ja schon die neuen, anderen Bazillen...

Die Wettervorh­ersage für die nächsten zwei Wochen sieht übrigens ganz gut aus. Sonnig, zweistelli­ge Temperatur­en. Das könnte für mich das Ende der Erkältungs­zeit sein. Und der Beginn des Heuschnupf­ens.

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Symbolfoto: Maurizio Gambarini, dpa Wer krank ist, kann sich vor Tipps nicht retten. Zitronen sollen helfen.
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