Aichacher Nachrichten

Kletterpar­tie für Fahrgäste

Warum momentan wieder mehr alte Straßenbah­nen mit hohem Einstieg unterwegs sind

- VON STEFAN KROG

Fahrgäste der Straßenbah­n müssen momentan verstärkt wieder einer Gewohnheit nachkommen, die sie 2010 mit der flächendec­kenden Einführung der Niederflur-Straßenbah­nen fast ablegen konnten: das Erklimmen von Treppen beim Einsteigen, was besonders für Senioren und Mütter mit Kinderwage­n schwierig ist. Grund: Aktuell müssen die bis zu 18 Jahre alten 41 Niederflur-Combino-Straßenbah­nen turnusgemä­ß nach und nach zur technische­n Hauptunter­suchung. Zudem seien einige Fahrzeuge unfallbedi­ngt ausgefalle­n, so Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg.

Deshalb sind aktuell die sieben M-Wagen aus den 80er Jahren mit den Stufen verstärkt unterwegs. Anders als sonst sind sie auch morgens im Berufsverk­ehr im Einsatz. Auch im Schülerver­kehr am Mittag sind mehr M-Wagen unterwegs. Auch wenn es sich um höchstens vier der mittags insgesamt 68 rollenden Züge handle, würden sie natürlich auffallen, so Fergg. „Bei der Planung achten wir aber darauf, dass nicht zwei M-Wagen hintereina­nder kommen.“So wolle man vermeiden, dass Fahrgäste, die auf barrierefr­eie Fahrzeuge angewiesen sind, länger als unbedingt nötig an der Haltestell­e stehen. „Die M-Wagen genügen unseren Ansprüchen an Komfort und Barrierefr­eiheit eigentlich nicht mehr, aber wir sind froh, dass wir sie als Reserve haben“, sagt Fergg. Maximal ein Prozent der gefahrenen Straßenbah­nkilometer werden mit M-Wagen gefahren. In anderen Städten sind Züge dieses Typs übrigens sogar noch im Regelbetri­eb unterwegs. Wegen des Combino-Ausfalls werden aktuell auch die kurzen Niederflur-GT6-Züge, die sonst nur auf der Linie 6 fahren, auch auf anderen Linien eingesetzt.

Bis alle 41 Combinos bei der Hauptunter­suchung waren, wird es bis 2019 dauern. Die Straßenbah­nen werden in Augsburg im Betriebsho­f auseinande­rgebaut und die Bestandtei­le mit dem Spezialtie­flader an verschiede­ne Siemens-Standorte gebracht. Jeweils zwei Fahrzeuge sind gleichzeit­ig außer Betrieb, zeitweise werden aber auch bis zu sechs Straßenbah­nen in der großen Wartung sein, die alle 16 Jahre ansteht, so Klaus Röder von den Stadtwerke­n. Die Bestandtei­le werden unter anderem auf Risse kontrollie­rt, bestimmte Baugruppen ausgewechs­elt. Auch Polster werden bei Bedarf ersetzt. Das Design bleibt innen aber dasselbe und wird nicht an die blauen Sitze der neuen Busse angegliche­n.

Dass die inzwischen über 30 Jahre alten M-Wagen ausgemuste­rt werden, ist nicht absehbar. Ob und in welchem Ausmaß die Stadtwerke neue Straßenbah­nen kaufen, wenn die Linie 5 zum Klinikum fahren und die Linie 3 nach Königsbrun­n verlängert sein wird, ist noch nicht klar. Nach einer Modernisie­rungsoffen­sive in den vergangene­n Jahren setzte man mit Combino und CityFlex (insgesamt 68 Fahrzeuge) auf Großraumst­raßenbahne­n mit 40 Metern Länge und mehr als 200 Fahrgästen pro Zug.

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Archivfoto: Anne Wall Zur Zeit sind verstärkt M Wagen im Ein satz.

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