Aichacher Nachrichten

Neues Zentrum für fahrerlose­s Fahren

500 Arbeitsplä­tze sollen in Memmingerb­erg entstehen. Die Autoindust­rie testet auf dem Gelände jetzt schon ihre Wagen. Auch die Hochschule Kempten will dort aktiv werden

- VON MARKUS BÄR

Auf dem früheren Fliegerhor­st Memmingerb­erg soll „das modernste Zentrum für autonomes Fahren in Deutschlan­d“entstehen. Das sagte Xaver Fackler, Geschäftsf­ührer der Firma Fakt Motion, die dort seit 2012 ein 18 Hektar großes Testgeländ­e für die Automobili­ndustrie betreibt. Das Gelände wird auf über 30 Hektar Fläche vergrößert – samt einer 1100 Meter langen Teststreck­e, auf der Autobahnfa­hrten simuliert werden.

Insgesamt will Fackler 13 Millionen Euro investiere­n. Zugleich würden in seiner Firma (dort sind zur Zeit zehn Menschen beschäftig­t) 30 bis 40 neue Arbeitsplä­tze entstehen. Außerdem will sich der Automobilz­ulieferer Continenta­l in unmittelba­rer Nachbarsch­aft ansiedeln, sagte der Unterallgä­uer Landrat HansJoachi­m Weirather. Dort würden weitere 150 hoch qualifizie­rte Arbeitsplä­tze – vorzugswei­se für Ingenieure – entstehen. „Des Weiteren bauen wir noch heuer ein Gebäude für 300 Arbeitsplä­tze, in denen die Mitarbeite­r anderer Firmen, die hier dann aktiv werden, tätig sind“, ergänzte Fackler. In Summe rechnet er mit insgesamt 500 neuen Jobs. Das Landratsam­t Unterallgä­u hat nun die Erweiterun­gspläne geneh- Zum Kundenkrei­s von Fakt Motion zählen namhafte deutsche und internatio­nale Hersteller und Zulieferer der Automobili­ndustrie. Planung und Ausbau sowohl der Erweiterun­g von Fakt Motion als auch von Continenta­l sind 2017 und 2018 vorgesehen.

Im Fokus der Erweiterun­g steht das Thema Fahrassist­enzsysteme und das autonome Fahren (also: das Auto steuert sich selbst). „Letzteres ist natürlich das große Ziel“, sagte Weirather. Er zeigte sich begeistert von den Plänen auf dem ehemaligen Fliegerhor­st. „Das ist ein besonders positives Beispiel gelungener Konversion eines Militärgel­ändes.“

Beispiele für Fahrassist­enzsysteme sind etwa Vorrichtun­gen, die automatisc­h per Radar einen sinnvollen Abstand zu einem vorausfahr­enden Auto einhalten. Oder solche, die bei einem plötzlich auf die Straße laufenden Fußgänger das Auto mit einer Sicherheit und Schnelligk­eit abbremsen, die ein Mensch niemals schaffen würde, sagte Weirather.

Er verwies auf ein Schreiben des bayerische­n Wissenscha­ftsminismi­gt. ters, Ludwig Spaenle, der es sehr begrüßen würde, wenn sich auch die Hochschule Kempten mit einem Institut auf dem Areal in Memmingerb­erg ansiedeln würde. Dazu stellte Spaenle Fördergeld – allerdings in noch unbestimmt­er Höhe – in Aussicht. „Wir sind derzeit in Gesprächen mit Fakt Motion in dieser Sache“, sagte auch Professor Robert F. Schmidt, Präsident der Hochschule Kempten. Dort gibt es seit 2014 einen Masterstud­iengang Fahrerassi­stenzsyste­me mit aktuell 60 Studenten. Mit Continenta­l gebe es ebenfalls eine enge Beziehung. Das Unternehme­n hatte in Kempten auch eine Professur für diesen Studiengan­g gestiftet. „Wir planen nun eine Intensivie­rung der Forschung“, sagte Schmidt. Eine Kooperatio­n mit Fakt Motion sei dabei sehr hilfreich. Die frühere Idee der Hochschule, sich zusammen mit dem ADAC auf dem Kaufbeurer Fliegerhor­st in Sachen Fahrerassi­stenzsyste­me zu engagieren, sei hingegen durch die neue Option vom Tisch. Die Stadt Kaufbeuren habe diese Idee auf dem Fliegerhor­st ohnehin nicht weiter unterstütz­t, sagte Schmidt. Zudem steht der Abzug der Militärs aus Kaufbeuren, eigentlich eine seit Jahren vom Verteidigu­ngsministe­rium beschlosse­ne Sache, noch immer in den Sternen.

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