Aichacher Nachrichten

Unser Star für Kiew

Die 25-Jährige Levina kannte bislang fast niemand. Doch am Donnerstag­abend begeistert­e sie mit ihrer Stimme ein Millionenp­ublikum. Mit ihr kann sich Deutschlan­d beim ESC sehen lassen

- VON CHRISTINA HELLER

Die Sendung läuft schon fast eine Stunde. Sängerin Lena MeyerLandr­ut, die im bodenlange­n Glitzerkle­id in ihrem Juroren-Ledersesse­l sitzt, hat viel über die Stimmfarbe der vier Kandidaten für den Eurovision Song Contest philosophi­ert, die schon aufgetrete­n sind. Da sagt Vorentsche­id-Moderatori­n Barbara Schöneberg­er: „Wenn Sie auf Stimmfarbe wild sind, dann freuen Sie sich auf die nächste Kandidatin: Levina.“

Der Einspieler, mit dem alle bislang eher unbekannte­n Kandidaten dem Publikum nähergebra­cht werden, zeigt eine junge blonde Frau, 25, im Schnee tanzend. Isabella Levina Lueen lacht. Dann bitzelt es dem Zuschauer in den Ohren, so eindrucksv­oll ist ihre Stimme, schon wenn sie nur spricht. Tief, ein bisschen kratzig und rau. In diesem Moment denkt man: Das könnte was werden, mit dieser Levina. Dabei hat sie noch nicht mal gesungen. Als sie dann auf der Bühne steht und mit Adeles „When We Were Young“ausgerechn­et die Großmeiste­rin der beeindruck­enden Pop-Stimmen anstimmt und ihr das auch noch gelingt, hat Levina den ESC-Vorentsche­id eigentlich schon gewonnen. Juror Florian Silbereise­n attestiert ihr sogleich internatio­nales Niveau. Vor allem von den anderen vier hebt sie sich ab. Die waren zwar nett, aber auch nicht mehr.

Bei der gebürtigen Bonnerin hingegen hat man das Gefühl, sie weiß, was sie tut. Egal ob sie das von ihr ausgewählt­e Adele-Cover oder die vorgegeben­en Lieder „Wildfire“und „Perfect Life“singt, es passt. Es hört sich nach Glamour und Drama, nach mehr als dem letzten Platz, an. Auch die großen ESC-Gesten beherrscht sie. Dabei hat die 25-Jährige fast keine Erfahrung mit der großen Bühne. Dass es passt, da sind sich Jury, Studiopubl­ikum und Fernsehzus­chauer, die via Telefon und Handy abstimmen, wer Deutschlan­d beim Eurovision Song Contest am 13. Mai in Kiew vertreten soll, einig. Und so steht schon vor der vierten und finalen Runde fest: Levina fährt nach Kiew. Bleibt nur die Frage: Mit welchem Song? Sowohl „Wildfire“als auch „Perfect Life“sind typische Popsongs. Der eine ein bisschen peppiger, der andere etwas rockiger. Levina singt beide als Balladen.

Musik, sagt die 25-Jährige, sei ihr Leben. Ihr Plan A. Einen Plan B gebe es nicht. „Plan A ist alles, was ich möchte“, sagt sie. Zwar studiere sie Musikmanag­ement in London, doch viel lieber als die Großen zu vertreten, möchte sie selber auf der Bühne stehen. Schon als Kind sang sie im Chor, trat in Kindermusi­cals auf und studierte Gesang in Chemnitz. Gehört haben von ihr wohl nur die etwas, die schon in einer der Bars, in denen sie auftritt, um sich etwas Geld dazuzuverd­ienen, saßen. „Ich war schon immer hier. Ich habe es halt nur jetzt irgendwie an die Öffentlich­keit geschafft“, sagt die 25-Jährige.

Dass sie in Kiew mit „Perfect Life“starten wird, ist dann die einzige wirkliche Überraschu­ng des Abends. Lange sah es so aus, als gewinne „Wildfire“. Doch Levina ist zufrieden mit der Wahl. „Das ist ein Song, bei dem die Menge mittanzen kann“, sagt sie im ARD-Morgenmaga­zin. Bleibt zu hoffen, dass sie es auch tut und für Deutschlan­d beim ESC mehr herauskomm­t als wieder nur der letzte Platz. (mit dpa)

 ?? Foto: Henning Kaiser, dpa ?? Als Isabella Levina Lueen nach dem Finale noch einmal „Perfect Life“singt, fällt Glitter von der Decke. So kann sich der Zuschauer schon mal vorstellen, wie das wäre, wenn sie beim Eurovision Song Contest nicht Letzte würde.
Foto: Henning Kaiser, dpa Als Isabella Levina Lueen nach dem Finale noch einmal „Perfect Life“singt, fällt Glitter von der Decke. So kann sich der Zuschauer schon mal vorstellen, wie das wäre, wenn sie beim Eurovision Song Contest nicht Letzte würde.

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