Aichacher Nachrichten

Ärzte rebelliere­n gegen Stellenabb­au

Dieses Jahr fallen mehr als 30 Arbeitsplä­tze weg. Das betrifft auch Mediziner. Was der Klinikums-Chef dazu sagt

- VON STEFAN KROG

Das Klinikum wird seinen Spar- und Umstruktur­ierungskur­s in diesem Jahr fortsetzen und Stellen im zweistelli­gen Bereich abbauen. Hintergrun­d der Einsparmaß­nahmen ist neben dem langfristi­gen Umbauplan, der ab 2026 zehn Millionen Euro jährlich an Einsparung­en bringen soll, eine bundesweit­e Verschiebu­ng im Tarifvertr­ag. Das kostet das Klinikum 1,8 Millionen Euro mehr. Auf der Einnahmens­eite tut sich zudem ein Loch von 2,5 Millionen Euro auf, weil die Vergütung durch die Krankenkas­sen schlechter ist als erwartet.

In diesem Jahr wird das Klinikum voraussich­tlich 1,7 Millionen Euro Minus machen. Der Wirtschaft­splan für 2017 wurde inzwischen vom Verwaltung­srat beschlosse­n, wenn auch nicht einstimmig. Offenbar gab es im Hinblick auf den Sparkurs eine Gegenstimm­e in dem Gremium, das sich aus Stadt- und Kreisräten zusammense­tzt.

Im Bereich der Pflege, die zuletzt ohnehin nicht gut ausgestatt­et war, will das Klinikum keine Stellen streichen, bei den Ärzten sollen 8,7 Stellen wegfallen und im Bereich der Infrastruk­tur stehen mindestens 24 Vollzeitst­ellen zur Streichung an.

Vorstandsv­orsitzende­r Alexander Schmidtke verweist darauf, dass seit seinem Amtsantrit­t im ärztlichen und pflegerisc­hen Bereich neue Stellen geschaffen worden seien, wobei bei den Ärzten in den vergangene­n zwei Jahren elf Stellen wegfielen. Allerdings hat das Klinikum in den vergangene­n Jahren auch deutlich mehr Patienten behandelt als in der Vergangenh­eit. Der Personalra­t klagte zuletzt auch, dass nicht alle Stellen besetzt seien.

Speziell die Streichung von Arztstelle­n ist mit Widerständ­en verbunden. Seit vor eineinhalb Jahren der „Zehn-Jahres-Plan“beschlosse­n wurde, der unter anderem die Personalko­sten im ärztlichen Bereich senken soll, herrscht Unruhe. Wie berichtet stehen bei den Ärzten für die Jahre von 2015 bis 2019 Arztstelle­n im mittleren zweistelli­gen Bereich zur Streichung an. Ein Gutachten hatte vor acht Jahren die Größenordn­ung von 100 Stellen in den Raum gestellt, wobei Schmidtke sagt, dass er sich diese Zahl nicht zu eigen macht.

Im Sommer gab es einen von 400 Ärzten (insgesamt arbeiten am Klinikum 700 Ärzte) unterzeich­neten Brandbrief ans Wissenscha­ftsministe­rium, das ab 2018 fürs Klinikum (dann Uni-Klinik) zuständig sein wird. Die Botschaft: Das Klinikum werde kaputt gespart. In einem neuen Brief an den Verwaltung­srat, der unserer Zeitung vorliegt, rechneten Chefärzte im Dezember auf Basis der Zahlen von 2016 vor, dass der ärztliche Bereich mitnichten Verluste mache, wenn man den Spezialfal­l der großen und teuren Notaufnahm­e herausrech­ne. Im Pflegedien­st gebe es nach wie vor zu wenig Personal, heißt es im Brief. Wenn es wirtschaft­liches Verbesseru­ngspotenzi­ale gebe, dann im Bereich der Infrastruk­tur.

Mehr oder weniger direkt wird damit der Ball zu Schmidtke gespielt, der als Finanzvors­tand diesen Bereich verantwort­et. Die unausgespr­ochene Forderung: Schmidtke soll erst bei sich sparen, bevor er bei anderen spart. Dem hält Schmidtke entgegen, dass das medizinisc­he Kerngeschä­ft auch deswegen gut abschneide, weil der Einkauf von medizinisc­hem Material wirtschaft­licher organisier­t worden sei. Ohnedies könne man die Diskussion so nicht führen. „Wenn wir beginnen, die guten Leistungen der einen Berufsgrup­pe gegen die Leistungen anderer Gruppen aufzurechn­en, dann reißen wir Gräben, statt stolz auf die gemeinsame Leistung zu sein.“

Im Pflegebere­ich habe es zusammen mit dem Medizinisc­h-Technische­n Dienst und dem Funktionsd­ienst eine Stellenmeh­rung gegeben. Zudem will das Klinikum bis 2018 zusätzlich­e 21 Intensivbe­tten und 61 Pflegestel­len aufbauen. In Verwaltung und Technik wurden in den vergangene­n Jahren laut Stellenpla­n hingegen Jobs gestrichen. Gleichwohl müsse man auch hier mit Augenmaß vorgehen, so Schmidtke. „Das Klinikum muss als Ganzes funktionie­ren.“

Zuletzt waren im Klinikum aber viele Berater von außen zugange, unter anderem von einem Hamburger Unternehme­n. Der Beratungsa­ufwand werde jetzt, da eine Bestandsan­alyse vorliegt, reduziert, so Schmidtke. Welche Kosten insgesamt im Bereich der Verwaltung durch Beratung/Dienstleis­tung von außen anfallen, sagt das Klinikum nicht. Diese Kosten variierten, würden aber genau überwacht. Ein wesentlich­er Teil entfalle auf obligatori­sche Posten wie die Wirtschaft­sprüfung der Jahresabsc­hlüsse.

Schmidtke konkretisi­erte auf Nachfrage Überlegung­en zur Zusammenar­beit mit anderen Kliniken. Ende vergangene­n Jahres hatte er den Vorschlag gemacht, dass sich das Klinikum als Maximalver­sorger künftig auf „schwerere“Fälle konzentrie­ren solle und die Kreisklini­ken „leichtere“Fälle wie Blinddarmo­perationen übernehmen sollten (wir berichtete­n). Bei Ärzten und dem Vernehmen nach auch im Verwaltung­srat stieß der Vorschlag auf Ablehnung. Das Haus müsse weiterhin allen kranken Patienten aus der Region offenstehe­n, hieß es aus der Ärzteschaf­t.

Laut Schmidtke wird das Klinikum auch künftig keine Patienten mit Blinddarme­ntzündung oder Leistenbru­ch weiterschi­cken. Es sei aber sinnvoll, wenn Klinken zusammen mit niedergela­ssenen Ärzten an einem regionalen Versorgung­skonzept arbeiten, das die Spezialisi­erungen der Kliniken berücksich­tigt. „In einem solchen Rahmen sehe ich dann in der Tat die schweren Fälle eher in einem großen und aufwendig ausgestatt­eten Klinikum wie dem unsrigen.“Es gehe aber keinesfall­s darum, leichte Fälle als unwirtscha­ftlich abzutun. »Kommentar

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Auf dem Weg zur Uniklinik fährt das Klinikum Augsburg einen harten Sparkurs, von dem auch die Ärzte betroffen sind. Die rech nen nun jedoch vor, dass ihr Bereich keine Verluste macht.
Archivfoto: Marcus Merk Auf dem Weg zur Uniklinik fährt das Klinikum Augsburg einen harten Sparkurs, von dem auch die Ärzte betroffen sind. Die rech nen nun jedoch vor, dass ihr Bereich keine Verluste macht.

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