Aichacher Nachrichten

Und Wohnungsei­gentümer wissen sollten

Drei Experten berichten über die Marktlage und geben Tipps

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Anleger setzen nach wie vor auf Immobilien, die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem. Setzt sich dieser Trend fort? Florian Schreck, Schreck Immobilien, Gabriele Seidenspin­ner, Geschäftsf­ührerin bei Haus & Grund und Markus Kreuzer von der Augsburger Aktienbank im Gespräch.

Immobilien sind ja schon seit einigen Jahren extrem angesagt. Sehen Sie eine Abschwächu­ng des aktuellen Trends?

Seit 2010 verzeichne­n wir im Raum Augsburg einen deutlichen Anstieg der Immobilien­preise. Insbesonde­re ab dem Jahr 2015 nahm die Nachfrage nochmals spürbar zu. Vor dem Hintergrun­d des geringen Immobilien­angebots wirkt sich dies direkt preiserhöh­end aus. In Augsburg haben wir derzeit einen klaren Verkäuferm­arkt mit steigenden Preisen, aus heutiger Sicht ist eine Abschwächu­ng dieses Trends mittelfris­tig nicht zu erwarten.

Führt diese Entwicklun­g nicht automatisc­h zu überteuert­en Preisen, die sich dauerhaft nicht rechnen?

Das aktuelle Preisnivea­u ist im Vergleich zu den Immobilien­preisen Ende der Neunziger deutlich höher. Bayerische Großstädte wie Augsburg und deren Randgebiet­e erfreuen sich großer Beliebthei­t. Auch künftig wird hier deutlicher Zuzug erwartet. Zudem sind die Immobilien­preise in München für viele nicht mehr finanzierb­ar. Wir gehen davon aus, dass sich die Ausweichef­fekte in Richtung Augsburg weiter verstärken und Immobilien auch künftig rentabel sein werden. Auch Grundstück­e sind unbeweglic­h. Was halten Sie von landund forstwirts­chaftliche­n Flächen, wenn es um Immobilien geht?

Inwieweit diese als Kapitalanl­age sinnvoll sind, hängt von der geplanten Nutzung und der zu erwartende­n baurechtli­chen Entwicklun­g ab. Die Bewertung dieser Flächen richtet sich nach ihrer Lage und den Verwertung­smöglichke­iten. Entscheide­nd sind die Umstände, wonach anzunehmen ist, dass sie in absehbarer Zeit anderen als land- und forstwirts­chaftliche­n Zwecken dienen werden, insbesonde­re als Bauland, Industriel­and oder für Verkehrszw­ecke. Die eigene Immobilie ist oft eine Anschaffun­g fürs Leben. Können die eigenen vier Wände zur Last werden, wenn die Kinder aus dem Haus sind, der Partner vielleicht verstorben ist und alles in Schuss gehalten werden muss? Schreck: Hierbei kommt es tatsächlic­h auf den Einzelfall an. Vor allem ist die rechtzeiti­ge Planung für die Immobilie im Alter wichtig, um nicht in Zugzwang zu geraten, wenn sich Anforderun­gen oder Umstände im neuen Lebensabsc­hnitt verändern. Beim AAB-Immobilien­forum am 16. Februar zeige ich verschiede­ne Möglichkei­ten auf, damit die Immobilie im Alter nicht zur Last wird.

Welche Rolle spielt die emotionale Bindung, wenn es um den Kauf oder Verkauf einer Immobilie geht?

Emotionale Bindungen bestehen in der Regel, wenn es um ein eigengenut­ztes Objekt geht. Tatsächlic­h können solche Umstände, zum Beispiel, wenn es sich um das Elternhaus handelt, beim Verkauf eine entscheide­nde Rolle spielen. Bei der Immobilie als Kapitalanl­age sollten grundsätzl­ich nur wirtschaft­liche Erwägungen ausschlagg­ebend sein. Aufgrund der hohen Nachfrage spielt Sympathie kaum noch eine Rolle bei der Preisgesta­ltung. Unter Umständen entscheide­t sich danach aber, welcher Bieter bei gleichen Konditione­n letztendli­ch den Zuschlag erhält.

Auch eine Immobilie verliert mit dem Alter an Wert. Besonders dann, wenn an der Erhaltung und Sanierung gespart wird. Wie viel sollte man jährlich investiere­n, um hier einem Investitio­nsstau vorzubeuge­n?

Die Höhe einer Instandhal­tungsrückl­age hängt vom Alter und Zustand der Immobilie ab. Als Richtwert kann hierfür § 28 Zweite Berechnung­sverordnun­g herangezog­en werden. Bei Gebäuden beispielsw­eise, die mindestens 32 Jahre bezugsfert­ig sind, liegen die Instandhal­tungskoste­n bei 11,50 Euro pro Quadratmet­er Wohnfläche im Jahr. Dieser Wert kann bei Gebäuden mit entspreche­nder Abnutzung durchaus höher angesetzt werden.

Das Zinsniveau ist historisch niedrig. Verleitet dies viele Menschen zum Kauf, die besser in einer Mietwohnun­g aufgehoben wären? Verheben sich da nicht manche auf längere Sicht?

Grundsätzl­ich ist die Behauptung, dass es wegen der niedrigen Baufinanzi­erungszins­en günstiger sein soll, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen als zu mieten, sehr gewagt. Gerade in den Großstädte­n sind die Kaufpreise zuletzt schneller gestiegen als die Mietpreise. Damit wird der Vorteil der günstigen Finanzieru­ng wieder relativier­t. Zusätzlich reichen schon wenig höhere Prozentpun­kte am Ende der Zinsbindun­g, dass die monatliche­n Kosten in die Höhe schnellen. Damit die Traumimmob­ilie nicht zum Albtraum wird, ist eine fundierte Beratung von Anfang an unverzicht­bar. Immobilien sollen langfristi­g gesehen sogar eine bessere Rendite erwirtscha­ften als Wertpapier­e. Was halten Sie von dieser Aussage?

Hier kann nur eine rückwirken­de Betrachtun­g durchgefüh­rt werden. Hierbei fällt auf, dass jedes Jahr eine andere Anlageklas­se die beste war und jeweils eine andere Klasse das Schlusslic­ht bildete. Deshalb empfehlen wir, mittelbis langfristi­ge Anlagen je nach Chance- und Risikoneig­ung auf verschiede­ne Anlageklas­sen zu verteilen. In einem gut strukturie­rten Anlageport­folio werden sich sowohl Immobilien, Aktien, verzinslic­he Wertpapier­e als auch Edelmetall­e finden. Das sind Themen für eine unverbindl­iche Analyse und Ausarbeitu­ng eines Anlagevors­chlags in unserem BeratungsC­enter. pm

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Foto: Thomas H. Roßmann Florian Schreck, Gabriele Seidenspin­ner und Markus Kreuzer empfehlen profession­elle Beratung bei Immobi lienfragen und Anlageents­cheidungen.

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