Aichacher Nachrichten

Was hat Bernd Kränzle zu verkünden?

Die politische Zukunft des CSU-Landtagsab­geordneten kann zur Belastungs­probe werden. Ansonsten hat die Partei einen Lauf. Die Rathausfra­ktion wächst, die Bündnispar­tner stehen unter Druck

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de

Die CSU ist mehr denn je die führende Partei und Kraft in Augsburg. Sie dominiert die drittgrößt­e Stadt Bayerns, wie es im kommunalen Vergleich derzeit im Freistaat in dieser Konstellat­ion selten zu finden ist. An der CSU führt gegenwärti­g kein Weg vorbei. Nach dem Wahlerfolg im Jahr 2014, der der Arbeit von Oberbürger­meister Kurt Gribl und einer gut aufgestell­ten Stadtratsl­iste zu verdanken war, wurde in der laufenden Periode nochmals hinzugewon­nen. Drei Zugänge der Stadträte Marc Zander (vormals AfD) sowie Rolf Rieblinger und Dimitrios Tsantilas (beide vormals CSM) belegen, dass die Arbeit für die Stadtratsf­raktion attraktiv sein muss. Das war nicht immer so.

Im regierende­n Dreierbünd­nis verschiebt sich das Machtgefüg­e noch ein wenig mehr in Richtung der stärksten Fraktion. Mit 26 Sitzen und den zusätzlich­en Stimmen von Gribl und FDP-Hospitant Markus Arnold fehlt zur absoluten Mehrheit von 31 Sitzen im Stadtrat nicht mehr viel. Drei Stimmen sind es rechnerisc­h. Darauf legt es die CSU sicher nicht an. Aber die Zahl ist Ausdruck eigener Stärke.

Das Wissen um die Dominanz der CSU macht das Agieren für die Bündnispar­tner SPD und Grüne nicht leicht. Mehr denn je müssen sie sich als Juniorpart­ner eines den Kurs vorgebende­n Oberbürger­meisters, einer starken Bürgermeis­terin Eva Weber und einer selbstbewu­ssten CSU-Fraktion sehen. Speziell im Umgang mit den Grünen könnten die jetzigen Mehrheitsv­erhältniss­e perspektiv­isch für mehr Brisanz sorgen. Wobei dies durchaus für beide Seiten gelten mag. CSU und Grüne wissen, dass man nicht zwingend aufeinande­r angewiesen ist. Gerade die Gegner in Reihen der Grünen, die sich gegen die Regierungs­beteiligun­g ausgesproc­hen hatten, könnten dies zum Anlass nehmen, bis zur Kommunalwa­hl 2020 auf mehr grüne Eigenständ­igkeit zu pochen.

Selbst ein vorzeitige­r Ausstieg aus dem Kooperatio­nsvertrag mag da als mögliche Variante gelten. Für die CSU ist dies kein Schreckens­szenario. Die SPD mit ihren 13 Sitzen garantiert dauerhaft eine Mehrheit von rechnerisc­h 41 der 61 Stimmen. Insofern könnte die CSU auch auf mehr Distanz zu den Grünen gehen und in manch umweltpoli­tischer Frage zu weniger Kompromiss­en bereit sein.

Die Augsburger CSU ist jedenfalls nach den Querelen früherer Jahre zur Ruhe gekommen. So kommt es gegenwärti­g in der Außendarst­ellung an. Der Erfolg basiert auf der Arbeit der CSU-geführten Stadtregie­rung. Aber auch der Bezirksvor­sitzende Johannes Hintersber­ger hat es mit seiner Art verstanden, die zerstritte­nen Lager wieder enger zusammenzu­führen. Stolperfal­len gibt es aber weiterhin. Sie liegen in parteiinte­rn zu klärenden Punkten.

Die derzeit alles überlagern­de Fragestell­ung ist: Macht der 74-jährige Landtagsab­geordnete Bernd Kränzle weiter? Will er im Herbst 2018 mit dann 75 Jahren nochmals für den Landtag kandidiere­n? Steht er also nochmals für fünf Jahre ab diesem Zeitpunkt zur Verfügung? Er selbst sieht sich in einer guten Verfassung. Gesundheit­lich scheint der frühere Staatssekr­etär den Anforderun­gen des Politikges­chäfts nach wie vor gewachsen zu sein. Dass er in dieser Woche mit einem eindrucksv­ollen Ergebnis als Chef der Stadtratsf­raktion bestätigt wurde, mag ihm selbst Ansporn sein.

Doch wäre die Kandidatur eines am Wahltag 75-Jährigen tatsächlic­h das richtige Signal einer Großstadtp­artei? Außenstehe­nde glauben, dass es höchste Zeit für einen Generation­swechsel wäre. Darüber entscheide­n zunächst in allererste­r Linie Bernd Kränzle selbst, etwaige Nachfolgek­andidaten und die Delegierte­n. Gerade weil es in der Augsburger CSU derzeit so harmonisch läuft, erscheint ein auf offener Bühne ausgetrage­ner Kampf um die Landtagska­ndidatur als nahezu ausgeschlo­ssen. Es wird wohl keinen Abgeordnet­en Kränzle geben, der nach seiner politisch langen und erfolgreic­hen Laufbahn von einem Gegenkandi­daten gestürzt wird. Wenn Kränzle nicht mehr antreten wird, tut er dies mit erhobenem Haupt. Dass mehr für einen Wechsel spricht, ist offenkundi­g. Und es fällt längst der Name eines CSU-Politikers, der in die Fußstapfen treten könnte und wohl selbst gerne möchte: Leo Dietz. Der Gastronom ist Vorsitzend­er im Kreisverba­nd West, agiert als stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r im Stadtrat und ist oft in der Nähe von Kränzle zu sehen. Man könnte vielleicht auch vermuten, die beiden beäugen sich. Nach außen jedoch sieht es nach einem entspannte­n Verhältnis auf. Baut Kränzle hier seinen Nachfolger aus? Dass Dietz, der bei der Landtagswa­hl 2013 für die CSU als Listenkand­idat angetreten ist, äußerst ambitionie­rt ist, wird wahrgenomm­en. Das beginnt bei Äußerlichk­eiten.

Dietz, der Ende Januar seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, tritt modisch schicker auf als in der Vergangenh­eit. Seriöser, könnte man auch dazu sagen. Es sind diese Dinge, wie man sich einen potenziell­en CSU-Landtagska­ndidaten vorstellt. Den Kreisvorsi­tzenden im Westen könnte allerdings ein anderer Kommunalpo­litiker ausstechen. Stadtrat Andreas Jäckel ist Vorsitzend­er des Kreisverba­nds Ost. Will er in den Landtag? Immerhin ist, sollte Kränzle aufhören, die Kandidatur im Stimmkreis Augsburg-Ost zu vergeben. Das wiederum könnte für Jäckel sprechen. Es bleibt spannend in der CSU.

Die Querelen früherer Jahre sind vergessen

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Fotos: Silvio Wyszengrad, Annette Zoepf In dieser Woche ist Bernd Kränzle als Vorsitzend­er der Stadtratsf­raktion der CSU bestätigt worden. Er führt die Fraktion bis Frühjahr 2020. Spannend bleibt ein anderer Punkt: Der 74 jährige Landtagsab­geordnete wird demnächst verkünden, ob er bei der...
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