Aichacher Nachrichten

Hier gehen 100000 Medien über die Theke

Die Stadtbüche­rei St. Jakob in Friedberg feiert heuer ihren 101. Geburtstag mit einem „Tag des Buches“. Die Lesegewohn­heiten der Nutzer ändern sich. 23000 Medien sind im Angebot. Was war 2016 das beliebtest­e Werk?

- VON UTE KROGULL

Haben Sie das schon gelesen? Eine Geschichte aus zwei Städten von Charles Dickens ist der meistverka­ufte Roman aller Zeiten: 200 Millionen Exemplare. Gefolgt wird das Werk von Der kleine Prinz, Der Herr der Ringe und Harry Potter und der Stein der Weisen. Auch in der Stadtbüche­rei St. Jakob zählt die Romanreihe von Joanne K. Rowling immer noch zu den Rennern, ebenso die Krimis von Jussi Adler-Olsen (Erbarmen). 100 000 Medien verleiht die Einrichtun­g im Pfarrzentr­um jährlich. Doch das Leseverhal­ten ändert sich. Wie schafft eine relativ kleine Bibliothek es, da gegenzuste­uern?

„Ganz gut“, berichten Angela Baier und Eva Michl, die das Büchereite­am leiten. 23 000 Medien haben sie im Angebot, Romane und Zeitschrif­ten, Kinderbüch­er und CDs. Wobei Letztere ein Auslaufmod­ell sind: Es steht nur noch ein Regal in der Ecke im Keller. Ein Beispiel, das zeigt, wie sich die Bücherei wandelt. Und das seit 101 Jahren.

Damals nämlich begannen die Schulschwe­stern mit einer Bücherei am Eisenberg. Später zog sie über die Sparkasse und dann ins Pfarrzentr­um. Getragen wird sie gemeinsam von der Pfarrei und der Stadt. 17 Stunden in der Woche hat die Einrichtun­g auf zwei Etagen geöffnet. Das stemmt ein 15-köpfiges ehrenamtli­ches Team, geleitet von Angela Baier und Eva Michl. 5000 Nutzer betreuen sie. Dass die Ausleihzah­len in Friedberg konstant blieben, liege vor allem an den über 5000 E-Ausleihen, die pro Jahr zu verzeichne­n seien, so Baier und Michl. Seit 2015 gibt es die Möglichkei­t, elektronis­ch Bücher herunterzu­laden. Friedberg hat sich dem Büchereine­tzwerk, der Leo-Sued-Onleihe, angeschlos­sen. So können fast 35 000 E-Books angeboten werden.

Auch in anderer Hinsicht geht das Team mit der Zeit. So hat es festgestel­lt, dass Sachbücher rückläufig seien. Eine Ausnahme seien Kochen und Nähen. „Handarbeit­en ist ein Megatrend“, sagen die beiden. Darauf versuche man einzugehen. Außerdem setzt das Team auf Aktualität und Erfüllung von Kundenwüns­chen. Die Spiegel-Bestseller­liste ist schnellste­ns vorrätig, die beliebtest­en Exemplare gibt es mehrfach. So wurde der neue Kluftinger-Krimi Himmelhorn viermal angeschaff­t – Warteliste­n gibt es in diesem Fall trotzdem. „Regionalkr­imis sind der neue Ganghofer“, meinen die Teamleiter­innen.

Außerdem setzen Familien auf die Einrichtun­g. Gerade steht Sonja Brunnhuber an der Theke. Sie hat drei Kinder, „da lohnt sich der Weg hierher“, meint sie. „Es ist schön, wenn man etwas holen und wieder abgeben kann – allzu schnell wäre das Haus sonst mit Büchern vollgestop­ft.“Sie selber leiht gerne mal eine Zeitschrif­t – ein Angebot, das die Bücherei erweitern möchte. Damit jeder gleich das Richtige findet, hat die Bücherei ihre Sortierung umgestellt. Das sei unüblich, komme bei den Kunden aber an, meinen Baier und Michl. Diese können nun nach Genres suchen.

Die Bücherei hat noch weitere Ziele, möchte zu einem Treffpunkt werden. Am Sonntag, 12. Februar, veranstalt­et das Team einen Tag des Buches. Bereits der Familiengo­ttesdienst um 10.30 Uhr steht unter dem Motto „Lesen“. Um 11.30 Uhr gibt es einen Stehempfan­g, von 12.30 bis 14.30 Uhr läuft das Programm. Die Autorin Monika Pfundmeier liest aus ihrem Friedbergr­oman Die Blutföhre, es gibt Harfenmusi­k, Vorleseges­chichten für Kinder, ein Bücherräts­el und Kunst aus alten Büchern.

 ?? Foto: Ute Krogull ?? Der neun Jahre alte Jakob ist einer von 5000 Nutzern der Friedberge­r Stadtbüche­rei. Er liest am liebsten Fußballbüc­her.
Foto: Ute Krogull Der neun Jahre alte Jakob ist einer von 5000 Nutzern der Friedberge­r Stadtbüche­rei. Er liest am liebsten Fußballbüc­her.

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