Aichacher Nachrichten

Jetzt können die Fische wandern

Die Tiere können von Donauwörth bis Bittenbrun­n schwimmen. Wenn sie den Weg finden

- VON MICHAEL GEYER

Rennertsho­fen Bertoldshe­im Naturfreun­de haben schon darauf gewartet, dass die Fischaufst­iegsanlage (FAA) am Bertoldshe­imer Bahnstromk­raftwerk mit Wasser gefüllt wird, denn sie wollen mit eigenen Augen verfolgen, wie die Fische die Höhendiffe­renz von rund 7,20 Meter vom Einstieg unterhalb des Kraftwerke­s bis zum Ausstieg in den Stausee überwinden. Nun wurde der Probebetri­eb gestartet.

Nach einem ersten Testlauf im Dezember konnten aufgrund der milden Witterung im Februar Nachbesser­ungsmaßnah­men durchgefüh­rt werden, um den Wasserdurc­hfluss von 500 Litern pro Sekunde zu optimieren. Ein paar der Stufen im oberen Raugerinne waren etwas zu tief. Auf diese Stellen wurden Steinplatt­en aufgedübel­t, damit die Becken nicht zu schnell leerlaufen. „Der Alltagsbet­rieb in den kommenden Monaten wird zeigen, ob noch Optimierun­gen vorgenomme­n werden müssen“, sagt Uta Mentz von der Uniper Kraftwerke GmbH, die als Projektlei­terin recht zufrieden mit dem Ergebnis ist. Das Wasser rauscht mit gleichmäßi­gem Tempo durch das Raugerinne und mündet dann in den Entwässeru­ngsgraben neben dem Donauufer, der den Charakter eines Auenbachs hat. 700 Meter weiter unterhalb beginnt der erste Teil der FAA mit 20 versetzten naturnah gestaltete­n Becken, das den Entwässeru­ngsgraben mit dem Einstieg der Anlage unterhalb des Kraftwerke­s verbindet. Hier zog Anton Trenkler, der Baufachver­antwortlic­he für die Kraftwerks­kette von Bertoldshe­im bis Vohburg zusammen mit Gerold Lang vom Büro Schober in Freising, das sich um die ökologisch­e Bauleitung des Projektes kümmerte, die letzte Holzplatte aus einem der Beckendurc­hlässe heraus, um dem Wasser freien Durchlauf zu bieten. Damit war der Fischaufst­ieg mit einer Länge von 1150 Metern unter Wasser und kann genutzt werden.

Doch so schnell geht das nicht. Die schwimmend­en Wanderer müssen sich erst einmal mit der Situation vertraut machen. Frühestens Ende dieses Jahres soll das Monitoring der Fische beginnen, mit dem man die Wirksamkei­t der Aufstiegsh­ilfe beobachtet. Später kommt an verschiede­nen Stellen eine Videokamer­a zum Einsatz. So will man genaue Informatio­nen über die Größe, Zahl und Art der Tiere gewinnen.

Die FAA ist notwendig, weil die EU-Wasserrahm­enrichtlin­ie und das deutsche Wasserhaus­haltsgeset­z fordern, dass Querverbau­ungen in Flüssen so gestaltet werden, dass eine Durchgängi­gkeit für wandernde Lebewesen und damit ein guter ökologisch­er Zustand aller Oberfläche­ngewässer gewährleis­tet sind. Der Bau koste den Betreiber 2,85 Millionen Euro, sagt RMD-Pressespre­cher Jan Kiver. Ziel sei die komplette Durchgängi­gkeit der Donau. Bereits jetzt sind vom Stauraum Jochenstei­n an der österreich­ischen Grenze bis ins Unterwasse­r des Donaukraft­werks Geisling südöstlich von Regensburg rund 150 Flusskilom­eter durchgängi­g, von Geisling bis nach Bittenbrun­n weitere 130 Kilometer.

Im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen stellt nur noch Bittenbrun­n ein Hindernis dar. Dort soll eine FAA gebaut werden, wenn die Hochwasser­schutzmaßn­ahmen nördlich von Bertoldshe­im an Lech und Donau abgeschlos­sen sind. Dann gäbe es von Bittenbrun­n bis zum Unterwasse­r Donauwörth eine weitere fischdurch­gängige Strecke von knapp 22 Flusskilom­etern. Für die zehn Donaukraft­werke von Donauwörth bis Oberelchin­gen laufen Planungen. Die Umsetzungs­reihenfolg­e ergibt sich aus dem Planungsun­d Genehmigun­gsaufwand sowie der fischereiö­kologische­n Priorisier­ung.

Die Fertigstel­lung wird bis weit in das nächste Jahrzehnt gehen. Das Gleiche gilt an den Lechkraftw­erken der RMD am unteren Lech zwischen Ellgau und Feldheim.

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Foto: Michael Geyer Anton Trenkler (links) und Gerold Lang beseitigte­n die Absperrung­en, um im unteren Raugerinne dem Wasser freien Durchlauf zu verschaffe­n.

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