Jetzt können die Fische wandern
Die Tiere können von Donauwörth bis Bittenbrunn schwimmen. Wenn sie den Weg finden
Rennertshofen Bertoldsheim Naturfreunde haben schon darauf gewartet, dass die Fischaufstiegsanlage (FAA) am Bertoldsheimer Bahnstromkraftwerk mit Wasser gefüllt wird, denn sie wollen mit eigenen Augen verfolgen, wie die Fische die Höhendifferenz von rund 7,20 Meter vom Einstieg unterhalb des Kraftwerkes bis zum Ausstieg in den Stausee überwinden. Nun wurde der Probebetrieb gestartet.
Nach einem ersten Testlauf im Dezember konnten aufgrund der milden Witterung im Februar Nachbesserungsmaßnahmen durchgeführt werden, um den Wasserdurchfluss von 500 Litern pro Sekunde zu optimieren. Ein paar der Stufen im oberen Raugerinne waren etwas zu tief. Auf diese Stellen wurden Steinplatten aufgedübelt, damit die Becken nicht zu schnell leerlaufen. „Der Alltagsbetrieb in den kommenden Monaten wird zeigen, ob noch Optimierungen vorgenommen werden müssen“, sagt Uta Mentz von der Uniper Kraftwerke GmbH, die als Projektleiterin recht zufrieden mit dem Ergebnis ist. Das Wasser rauscht mit gleichmäßigem Tempo durch das Raugerinne und mündet dann in den Entwässerungsgraben neben dem Donauufer, der den Charakter eines Auenbachs hat. 700 Meter weiter unterhalb beginnt der erste Teil der FAA mit 20 versetzten naturnah gestalteten Becken, das den Entwässerungsgraben mit dem Einstieg der Anlage unterhalb des Kraftwerkes verbindet. Hier zog Anton Trenkler, der Baufachverantwortliche für die Kraftwerkskette von Bertoldsheim bis Vohburg zusammen mit Gerold Lang vom Büro Schober in Freising, das sich um die ökologische Bauleitung des Projektes kümmerte, die letzte Holzplatte aus einem der Beckendurchlässe heraus, um dem Wasser freien Durchlauf zu bieten. Damit war der Fischaufstieg mit einer Länge von 1150 Metern unter Wasser und kann genutzt werden.
Doch so schnell geht das nicht. Die schwimmenden Wanderer müssen sich erst einmal mit der Situation vertraut machen. Frühestens Ende dieses Jahres soll das Monitoring der Fische beginnen, mit dem man die Wirksamkeit der Aufstiegshilfe beobachtet. Später kommt an verschiedenen Stellen eine Videokamera zum Einsatz. So will man genaue Informationen über die Größe, Zahl und Art der Tiere gewinnen.
Die FAA ist notwendig, weil die EU-Wasserrahmenrichtlinie und das deutsche Wasserhaushaltsgesetz fordern, dass Querverbauungen in Flüssen so gestaltet werden, dass eine Durchgängigkeit für wandernde Lebewesen und damit ein guter ökologischer Zustand aller Oberflächengewässer gewährleistet sind. Der Bau koste den Betreiber 2,85 Millionen Euro, sagt RMD-Pressesprecher Jan Kiver. Ziel sei die komplette Durchgängigkeit der Donau. Bereits jetzt sind vom Stauraum Jochenstein an der österreichischen Grenze bis ins Unterwasser des Donaukraftwerks Geisling südöstlich von Regensburg rund 150 Flusskilometer durchgängig, von Geisling bis nach Bittenbrunn weitere 130 Kilometer.
Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen stellt nur noch Bittenbrunn ein Hindernis dar. Dort soll eine FAA gebaut werden, wenn die Hochwasserschutzmaßnahmen nördlich von Bertoldsheim an Lech und Donau abgeschlossen sind. Dann gäbe es von Bittenbrunn bis zum Unterwasser Donauwörth eine weitere fischdurchgängige Strecke von knapp 22 Flusskilometern. Für die zehn Donaukraftwerke von Donauwörth bis Oberelchingen laufen Planungen. Die Umsetzungsreihenfolge ergibt sich aus dem Planungsund Genehmigungsaufwand sowie der fischereiökologischen Priorisierung.
Die Fertigstellung wird bis weit in das nächste Jahrzehnt gehen. Das Gleiche gilt an den Lechkraftwerken der RMD am unteren Lech zwischen Ellgau und Feldheim.