Aichacher Nachrichten

Lob verändert den Blick

- VON EVANG. LUTH. PFARRERIN BIRGIT SELS, AUGSBURG

Am nächsten Freitag ist Halbzeit dieses Schuljahre­s. Halbzeit – beim Fußball eine kurze Pause, um Kraft zu schöpfen, aber auch, um Strategien entweder beizubehal­ten, zu verstärken oder zu ändern, zu verbessern. Halbzeit im Schuljahr: viele Schülerinn­en und Schüler in Bayern erhalten ein Zeugnis, andere hatten in den letzten Wochen Lernentwic­klungsgesp­räche mit ihren Lehrkräfte­n. Auch dabei wird bilanziert. Kinder schätzen sich selbst ein, hören, wie die Lehrkräfte sie sehen, setzen sich Ziele. Dabei wird festgestel­lt, was gut lief, aber auch, wo es noch Entwicklun­gsbedarf gibt.

Wer ein Zeugnis mit Noten erhält, wird bewertet, manches genügt, anderes ist gut oder nur ausreichen­d oder gefährdet sogar die Versetzung. Auch im Leben ziehen wir Menschen hin und wieder Bilanz, nicht nur zur Halbzeit, manchmal bereits vorher oder besonders im letzten Drittel des Lebens. Runde Geburtstag­e, Krisen, Jahreswech­sel können der Anlass dafür sein. Wir blicken zurück und stellen fest, dass manches wie im Fußballspi­el gelungen ist, die Note sehr gut verdient, anderes hingegen war ein Eigentor, ein Foul oder eher mangelhaft. Da gab es Siege und Niederlage­n, Durststrec­ken und Erfolge, Glück und Unglück, Gesundheit und Krankheit, Verletzung­en. Leben geschieht innerhalb solcher Pole.

Der Spruch, den der Gemeindepf­arrer mir zur Konfirmati­on ausgesucht hat, erinnert mich daran, dass ich bei allem Bilanziere­n an Folgendes denke: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“(Psalm 103,2) Loben verändert den Blick. Lob lässt FCA-Fans ihre Mannschaft manchmal trotz einer Niederlage feiern, wenn die Spieler gekämpft, sich eingesetzt haben. Lob lässt Lehrkräfte oder Eltern Talente, aber auch kleine Fortschrit­te wahrnehmen. Lob kann motivieren, sich weiterzuen­twickeln, zu lernen. Lob, das ich abends aufschreib­e, lässt mich bereits am Tag Dinge, Begegnunge­n, das Leben mit einem anderen Blick wahrnehmen, auf das Gute schauen, das Gott mir schenkt.

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