Sehnsucht nach Sommer
Für den Garten
Eine Verlängerung des Wohnzimmers, so nehmen die Menschen ihren Garten, ihre Terrasse oder ihren Balkon in Zukunft wahr. Bequem auf der Couch sitzen, das geht auch unter freiem Himmel, erklärt Ursula Geismann, Trendexpertin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie. „Die Zeit, als auf dem Balkon nur ein Kasten Wasser oder Bier untergebracht war, ist vorbei.“Loungemöbel und bequeme Liegen – vom Stil her wie im Wohnzimmer, aber witterungsbeständig. Sogar Teppiche für den Außenbereich gibt es. Immer wichtig ist dabei: Individualität ausdrücken. Daher gibt es die Gartenmöbel in knalligen Farben und mit Ornamenten. „Neu in dieser Saison sind hängende Möbel“, erklärt Geismann. Wer einen Baum im Garten hat, kann daran eine bequeme Sitzschaukel anbringen. Sonst eignet sich auch das Dach oder eine spezielle Halterung. „Durch die Schaukelbewegung kommt man zur Ruhe.“
Rund ein Drittel der Gartenmöbel besteht aus Holz. Teak ist nach wie vor beliebt – als wetterbeständiges Material eignet es sich sehr gut. Um sicherzugehen, dass dafür keine Tropenwälder gerodet werden, sollten Käufer aber auf ein Zertifikat achten. Alternativen können heimische Hölzer wie Kiefer, Lärche oder Fichte sein, die durch eine Druckimprägnierung wetterfest werden. Ein weiterer Trend: Draußen kochen. Der Grill ist längst nicht mehr die einzige Möglichkeit, im Garten ein Festmahl zuzubereiten. Es gibt ganze Küchen für den Außenbereich. Städter mit Balkon können auf kleinere Varianten zurückgreifen.
Fürs Wetter
„Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie’s ist.“Diese Bauernregel ist zwar zweifelsfrei richtig, doch wie heiß, kalt trocken oder nass es im Sommer 2017 wird, verrät sie eben nicht. Ganz abschreiben sollten Wetterfrösche die Sprüche aber nicht, sagt Jurik Müller. Der Meteorologe hat mehrere Bücher geschrieben über Bauernregeln, die tatsächlich zutreffen – zumindest mit einer hohen Wahrscheinlichkeit. Viele sind das Ergebnis von Naturbeobachtungen über Generationen hinweg. „Eine Geringschätzung dieser bäuerlichen Weisheiten durch studierte Zeitgenossen zeugt von wissenschaftlicher Arroganz“, sagt Müller deswegen. Ein Teil der Sprüche helfe tatsächlich, das Wetter vorherzusagen. „Ist der Januar hell und weiß, wird der Sommer sicher heiß“, ist eine dieser Regeln. Konkret heißt das, wenn die Sonne im Januar überdurchschnittlich viel scheint und es mehr Schnee als im Mittel gibt, spricht das für warme Sommermonate. Die Regel trifft zumindest in sechs von zehn Jahren zu. Tatsächlich liegt der viertsonnigste Januar seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 hinter uns. Wenn es Niederschlag gab, war es meist Schnee, und der fiel hauptsächlich in Bayern. Insgesamt war der Januar aber eher trocken.
Eine weitere Regel, die häufig zutrifft, spricht für einen warmen Sommer: „Wenn der Januar mit Kälte dräut, macht die Juliarbeit Freud’.“Die Temperatur im Januar lag mehrere Grade unter dem Durchschnitt. In Bayern war sogar der strengste Winter seit 1987.
Für den Grill
Das billige Schweinenackensteak aus dem Supermarkt, abgepackt und fertig mariniert, kommt immer seltener auf den Grill. Das beobachtet Frank Huhnke von der Würzburger Grillschule. Stattdessen greifen Barbecue-Fans zu „Kultsteaks“, wie Huhnke sie nennt, also etwa Tomahawk oder T-Bone. „Das kostet, deswegen streben viele nach Perfektion“– ein teures Stück Fleisch wolle schließlich niemand verhunzen. „Und das Tier wird mit mehr Respekt behandelt“, erklärt der Grillprofi. Das zeige sich auch beim Trend des Pulled Pork. Dabei wird Schweinefleisch bei niedrigen Temperaturen gegart. Die Temperatur muss konstant bleiben und die Grillzeit hängt von vielen Faktoren ab. „Wenn man Pech hat, dauert es 24 Stunden, sonst etwa 15“, erklärt Huhnkes. „Aber das Ergebnis ist phänomenal.“
Doch nicht nur Fleisch kommt auf den Grill. Vor kurzem waren in einem Veggikurs in Huhnkes Grillschule alle Teilnehmer eigentlich Fleischesser. „Selbst gestandene Griller sehen ein, dass sie um das Thema Vegetarisches nicht rumkommen“, sagt er. Wichtig sei, zu begreifen, dass Gemüse ganz anders zubereitet wird als Fleisch. Beim Fleisch gehe es darum, dass es saftig bleibt. „Wenn Gemüse gegrillt wird, verdunstet Flüssigkeit und die Aromen werden intensiver.“
Auch bei den Grills selbst gibt es Neuerungen. Smoker etwa, die mit Pellets aus reinem Hartholz betrieben werden. Der Vorteil: Ähnlich wie bei einem Gasgrill bleibt die Temperatur konstant.
Fürs Baden
Knallige Farben, verspielte Muster und ausgefallene Schnitte – sich für einen Bikini zu entscheiden wird auch 2017 nicht leicht. „Es gibt nicht den einen Trend, sondern ganz viele“, sagt Oliver Kabuschat, Projektleiter der Body-and-Beach-Messe in München. Bei Bikinis sind es etwa farbenfrohe Prints und Muster sowie Blumen. Doch Kabuschat sagt auch: „Die 80er sind zurück.“Deswegen seien auch Metallic-Töne gefragt.
Die Schultern lässt die Frau von heute am liebsten unbedeckt und greift daher zum trägerlosen Bandeau-Bikini. Wer den Retro-Stil mag, ist mit einem Carmen-Ausschnitt, der die Schultern ebenfalls frei lässt, am besten beraten. Beliebt sind auch Modelle mit transparenten MeshEinsätzen. „Das soll die Fantasie anregen“, erklärt Kabuschat. Auch kombinieren ist erlaubt, Experten nennen das „Mix-and-Match“. Der Kunde kann zu einem Unterteil aus einer großen Zahl von Oberteilen auswählen – hier setzen die Hersteller auf Vielfalt und Individualität.
Bei den Männern stellt sich die Frage: Wie lang sollte die Badehose sein? „Die ganz langen, bis zum Knie und darüber hinaus, die gibt es weniger“, sagt Kabuschat. Im Moment reichen die meisten Hosen etwa bis zur Mitte des Oberschenkels und liegen nicht zu eng und nicht zu locker an. Oft erkenne man nicht mehr sofort, dass es sich um eine Badehose handelt, weil diese fast genauso aussehen wie normale kurzen Hose. Andererseits können auch Männer mit Mustern experimentieren. Viele Hersteller tendieren aber weiter zu maritimen Farben.
Für den Fuß
Wenn es warm wird, sehnen wir uns nach einem kühlen Luftzug – nicht zuletzt an den Füßen. Unpraktisch ist nur, wenn nackte Zehen im Büro verpönt sind und die Sandalen zu Hause im Schuhschrank bleiben müssen. Claudia Schulz vom deutschen Schuhinstitut weiß, welche Trendtreter 2017 abhilfe schaffen: Sabots, also Läufer, die vorne geschlossen, dafür nach hinten hin geöffnet sind. Eine Kombination aus sportlich und feminin, luftig und schick. Das Schuhinstitut hat die Trends für den Sommer anfang der Woche in Offenbach vorgestellt.
Wo niemand etwa gegen hervorblitzende Zehen hat, eignen sich auch Pantoletten. Sie bieten die gleichen Vorteile wie die „reinen Freizeitschuhe“Flip-Flops. „Aber man ist angezogener“, sagt Schulz. Die Riemen der Pantoletten können verziert sein, sie dürfen auch glitzern und funkeln. Das ist ein weiterer Trend für Schuhe im nächsten Sommer. Er gilt auch für einen Schuhtyp, der sich mittlerweile etabliert hat: Sneaker. Die beliebteste Farbe ist zwar weiß, doch auch bei Sneakern sind Metallic-Silber und Metallic-Gold im Kommen. Das gilt „generations- und geschlechterübergreifend“, erklärt Schulz. Glitzern können auch Espadrilles mit Pailletten, häufig werden sie auch bestickt oder im EthnoLook getragen.
Bei Männern sind Loafer die Schuhe der Wahl. Mit ihrem Absatz eignen sie sich hervorragend in Kombination mit verkürzten Hosen, die den Blick auf den Schuh freigeben.
Für die Fitness
Spikeball – schon einmal gehört? Vier Spieler, die um eine Art Trampolin stehen. Es sind Zweierteams, die wie beim Volleyball hin und herpassen. Statt über ein Netz muss der Ball nach spätestens drei Kontakten auf das Trampolin gespielt werden. Dann muss das andere Team schnell reagieren, denn wenn der Ball auf den Boden landet, erhalten die Gegner einen Punkt. Eine Begrenzung des Spielfeldes gibt es nicht und die Spieler können sich rund um das Trampolin bewegen. An der Sporthochschule Köln ist Spikeball seit einiger Zeit bekannt und beliebt. Fußballtorhüter der britischen Zweitliga-Mannschaft aus Norwich haben das Spiel ins Training integriert, um ihre Reaktionsgeschwindigkeit zu verbessern. Spikeball kann auf Rasen, einem Sportplatz oder am Strand gespielt werden.
Eine weitere Trendsportart ist das Bouldern, also Klettern ohne Seil. Während es dazu im Winter in die Halle geht, eignet sich der Sport im Sommer als Fitnesstraining unter freiem Himmel. Der Vorteil: „Ausrüstungsmäßig ist es sehr einfach gehalten“, erklärt Florian Demler, Betriebsleiter der Augsburger Boulderhalle Bloc-Hütte, die bei passendem Wetter auch den Außenbereich öffnet. Im Gegensatz zum klassischen Klettern benötigen Sportler beim Bouldern nur Kletterschuhe und Sportkleidung – die Schuhe können ausgeliehen werden. Damit das Klettern ohne Sicherung nicht gefährlich wird, ist der Boden mit Matten ausgelegt. Außerdem geht es maximal vier Meter in die Höhe. Gerade weil die teure Ausrüstung wegfällt, ist der Sport für Einsteiger geeignet.