Ein nie gekannter Schmerz…
Gicht trifft nicht nur Alte – ein Beispiel
Der Schmerz kam aus heiterem Himmel. Der große Zeh hatte plötzlich wehgetan, war dick und gerötet gewesen, erinnert sich Thomas W. an das wenige Monate zurückliegende Ereignis. Der 56-Jährige, sehr schlank und sportlich, dachte an Überlastung oder an Arthrose. Aber als die Beschwerden nach zehn Tagen immer noch da waren, fragte er doch lieber einmal bei seinem Arzt nach.
Und der vermutete sogleich, dass es sich um etwas ganz anderes handeln könnte: um Gicht. Die hatte Thomas W. eigentlich immer für eine „Alte-Leute-Krankheit“gehalten. Doch die Tatsache, dass das Großzehengrundgelenk schmerzhaft und geschwollen war, deutete der Arzt als einen starken Hinweis auf das Stoffwechselleiden. In den allermeisten Fällen nämlich tritt der erste Gichtanfall an einer großen Zehe in Erscheinung.
Eine Blutuntersuchung erhärtete den Verdacht. Der Harnsäurewert lag bei über 8 mg/dl Blut, normal wäre bei Männern ein Wert unter 7 mg/dl, bei Frauen unter 6. Mit beiden Indizien war für Thomas W. plötzlich die Gicht in der Welt. Oder zumindest der starke Verdacht darauf. Gegen die akute Entzündung bekam er Medikamente, für seine längerfristige Therapie einen Ernährungsplan. Ein Plan, an den er sich weitgehend gehalten hat: Er schränkte den Konsum purinreicher Lebensmittel wie Fleisch ein und verringerte den ohnehin nicht hohen Alkoholkonsum.
Drei Monate herrschten Ruhe, dann trat erneut ein Gichtanfall in der Großzehe auf. Wieder sehr schmerzhaft, sogar in Ruhe. Thomas W. hat in seinem Leben schon einige Probleme an den Füßen gehabt, Hallux valgus, Achillessehnenriss und anderes mehr. „Aber nichts war so schmerzhaft wie der Gichtanfall“, sagt er. „Das kann sich niemand vorstellen.“
Thomas W. hofft, die Krankheit durch Lifestyle-Änderungen in Schach halten zu können. Er will die Empfehlungen zur Ernährung noch strenger umsetzen mit dem Ziel, „dass das der letzte Gichtanfall war“. Solange nicht ausgeschlossen sei, dass er die Gicht auf diese Weise in den Griff bekommen könne, hat er den Ehrgeiz, das zu schaffen.
Eigentlich sei er nicht der Kandidat für eine Gicht, hatte sein Arzt zu ihm gesagt. Doch leider spielt neben dem Lebenswandel eben auch die Veranlagung eine große Rolle.
Sibylle Hübner-Schroll