Heute dreht sich alles um… die Liebe?
Der Valentinstag ist zum Kassenschlager geworden. Davon profitieren nicht nur die Floristen
Das Gasthaus Settele in Haunstetten hat am Dienstag eigentlich Ruhetag. Heute, am 14. Februar, macht Inhaber Stefan Settele allerdings eine Ausnahme und öffnet. Es ist Valentinstag. „Der Valentinstag ist für die Gastronomie mittlerweile ein guter Tag. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, ein besonderes Menü anzubieten“, erklärt Settele.
Auch in anderen Augsburger Restaurants gehört der Tag der Verliebten laut Leo Dietz, dem Bezirksvorsitzenden des Gaststättenverbandes, zu einem der umsatzstärkeren Tage. „Die Menschen gehen an diesem Tag sehr gerne essen – und zwar besonders. Also mit mehrgängigen Menüs, Kerzenlicht und in sehr gute Restaurants“, sagt Dietz.
Bei Settele stehen als Vorspeise unter anderem Jakobsmuscheln auf der Karte. Im Maximilian’s (Hotel Drei Mohren) in der Innenstadt lockt ein rosa gebratener Rehrücken mit einem Püree aus weißen Karotten und im Magnolia (Glaspalast) steht als Zwischengang eine violette Kartoffel-Schaumsuppe mit Trüffel-Croutons auf der Speisekarte. „Das Zwischenmenschliche rückt wieder mehr in den Mittelpunkt und die Paare wollen etwas Besonderes zusammen erleben“, erklärt Dietz die Entwicklung, die so vor zehn Jahren noch nicht zu erkennen gewesen sei. Auch Settele sagt: „Vor zehn Jahren stand der ganze Valentinstag noch nicht so im Bewusstsein wie heute.“
Auch der Handel nutzt diese Entwicklung und setzt zunehmend auf den 14. Februar. In vielen Schaufenstern locken Tafeln in Herzform den Kunden an und werben für Schmuck, Parfüm oder Pralinen. Und auch die Lebensmittelindustrie hat den Tag der Verliebten seit einigen Jahren für sich entdeckt und bietet Speisen und Produkte in Herzform an – vom Back-Camem- über Minikuchen bis hin zur Tiefkühlpizza. Da passt es auch, dass der heimische Einzelhandelsverband seinen traditionellen Empfang als Valentinsempfang ausrichtet. Heute ist das Textilmuseum Treffpunkt der Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Der 14. Februar wird also immer besser vermarktet und sogar die Stadt springt auf den Werbezug auf: Heute verteilt das Augsburger Bäsle, die Cousine von Wolfgang Amadeus Mozart, an der Tourist-Information am Rathausplatz zwischen 14 und 16 Uhr das „Mozart-Busserl“der Konditorei Euringer. Eingebettet ist die Aktion in eine Kambert pagne aller Tourist-Informationen entlang der Romantischen Straße, die an diesem Tag für das romantische Flair ihrer Altstädte werben.
Und was ist mit dem klassischen Blumenstrauß? Der wird angesichts der starken Konkurrenz von Gastronomie und Handel nicht mehr so stark nachgefragt wie noch vor zehn oder 15 Jahren, sagt August Bögle, stellvertretender Obermeister der Gartenbaugruppe Augsburg, der vor dem Valentinstag mit „Valentinchen“Marie Zimmer auf Tour in der Region war und Blumen verteilte. „Der Valentinstag war einmal unser umsatzstärkster Tag. Aber das ist er nicht mehr“, betont er. Zwar seien Blumen zu Valentin immer noch begehrt, aber viele Männer entschieden sich für eine einzelne, schön arrangierte Rose – gerne auch aus fairem Handel. Das Argument, dass Blumen am Valentinstag teurer seien als an anderen Tagen, bestätigt Bögle – allerdings mit Einschränkungen: „Der etwas höhere Preis hängt mit der sehr starken Nachfrage am Weltmarkt für diesen Zeitraum zusammen. Dazu kommt, dass wetterbedingt auch das Angebot zu dieser Jahreszeit beschränkt sein kann.“Beides zusammen treibe unter Umständen den Einkaufspreis in die Höhe, der dann an den Kunden weitergegeben werde.
Einen Valentinstag der etwas anderen Art bieten heute die Kirchen in Augsburg an. Am Abend findet ein ökumenischer Valentinsgottesdienst statt. Veranstalter ist die „Cityseelsorge Moritzkirche“. Der Gottesdienst beginnt um 19.30 Uhr in der Kirche St. Moritz.