Aichacher Nachrichten

Aichacher Tafel hat zu wenig Platz

Soziales Ein Anbau soll Platzprobl­eme im Ausgabeber­eich lösen. Ein Annahmesto­pp kommt nicht infrage. Geschäftsf­ührer des Kreis-Caritasver­bandes findet kritische Worte

- VON GERLINDE DREXLER

Der Warteberei­ch ist voll. Wie meistens an den beiden Ausgabetag­en der Aichacher Tafel. Rund 300 Ausweisinh­aber führt Britta Sprenger, Leiterin der Tafel, in ihrer Datei. Hinter den Namen steht nicht immer nur eine Person. „Da hängen manchmal Familien mit vielen Kindern dran“, weiß die Leiterin. 85 bis 90 Kunden kommen regelmäßig zur Tafel. Tendenz steigend. Mit einem kleinen Anbau will der Kreis-Caritasver­band mehr Platz schaffen.

Die Klientel der Tafel kommt aus verschiede­nen gesellscha­ftlichen Bereichen. Alleinerzi­ehende Mütter sind genauso darunter wie Rentner, bei denen das Geld knapp ist, Arbeitslos­e oder Flüchtling­e. Ausgegeben werden die gespendete­n Lebensmitt­el nur an Ausweisinh­aber. Den bekommen Menschen mit geringem Einkommen. In Notfällen springe die Tafel aber auch mal für einen überschaub­aren Zeitpunkt ein, sagt Sprenger.

Bei jeder Ausgabe bekommen die Kunden gegen einen kleinen Obolus einen gewissen Anteil an länger haltbaren Lebensmitt­eln, dazu Obst, Gemüse oder was sonst noch gespendet wird. Rund 20 ehrenamtli­che Helfer engagieren sich insgesamt bei der Tafel. Sie teilen sich die Arbeit vom Abholen der Waren, die Supermärkt­e, Bäckereien und Metzgereie­n spenden, das Sortieren und Einräumen der Lebensmitt­el ins Lager oder den Kühlraum und die Ausgabe.

Das sei alles „eine Mordsarbei­t“, sagt Andreas Reimann, Geschäftsf­ührer des Kreis-Caritasver­bandes. Er lobt den Einsatz der Ehrenamtli­chen, die oft schon seit Jahren dabei sind. Auch von den Händlern werde die Tafel inzwischen gut unterstütz­t. Am Anfang (die Tafel besteht seit 2001) habe man einige eher überreden müssen, erinnert sich Reimann.

Dass der Wohlfahrts­verband immer stärker gefordert ist, Menschen über die Tafel mit Lebensmitt­eln zu versorgen, ist für Reimann ein zweischnei­diges Schwert. Hartz-IV-Sätze seien so bemessen, dass den Empfängern kein Spielraum für Unvorherge­sehenes bleibe, sagt er. In seinen Augen ein fragwürdig­es System, das sich seit vielen Jahren halte und etabliert habe. Der Kreisgesch­äftsführer dazu: „Es ist bedenklich, dass man dieses System als Wohlfahrts­verband unterstütz­t.“

Wie wichtig die Unterstütz­ung mit Lebensmitt­eln für die Bedürfti- gen sein kann, beschreibt Tafelchefi­n Sprenger an einem Beispiel. Eine Mutter, die dadurch weniger Geld für Lebensmitt­eleinkäufe ausgeben musste, habe zum ersten Mal die Klassenfah­rt für die Tochter selbst bezahlen können. Etwas, worüber die Frau sehr glücklich war.

Die steigende Nachfrage bei der Tafel stellt den Caritasver­band vor Herausford­erungen. Ein Aufnahmest­opp, worüber Tafeln in anderen Regionen schon nachdenken, kommt für den Verband laut Reimann jedoch nicht infrage.

Um das Platzprobl­em vor allem im Ausgabeber­eich zu lösen, ist ein kleiner Anbau im Eingangsbe­reich der Tafel geplant. In diesem Anbau sollen der Warteberei­ch sowie zwei Toiletten untergebra­cht werden. Der jetzige Warteberei­ch wird dann mit in die Ausgabe integriert. Bis zum Sommer soll alles fertig sein.

Die grob geschätzte­n Kosten liegen bei 65 000 Euro. Die Stadt Aichach habe zugesagt, sich an den Kosten zu beteiligen, so Reimann. Den Rest muss der Caritasver­band tragen, der sich deshalb auch über Spenden für das Projekt freut.

Spender oder Ehrenamtli­che, die sich bei der Aichacher Tafel im Caritas Haus am Bahnhof engagieren möchten, können Kontakt aufnehmen unter Telefon 08251/89648 0.

 ?? Foto: Gerlinde Drexler ?? Ziemlich beengt ist der Ausgabeber­eich, in dem die ehrenamtli­chen Helfer der Tafel die Waren an die Kunden ausgeben.
Foto: Gerlinde Drexler Ziemlich beengt ist der Ausgabeber­eich, in dem die ehrenamtli­chen Helfer der Tafel die Waren an die Kunden ausgeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany