Aichacher Nachrichten

„Rama dama“unter Wasser

Umwelt Zehn Augsburger Taucher, darunter zwei Frauen, sammeln Müll im Friedberge­r Afrasee

- VON GERHARD MAYER

Nach Friedberg kommen sie immer gerne, die „Untertauch­er“. So nennt sich eine Gruppe Augsburger Wasserspor­tler, die am Friedberge­r See nicht nur die Taucherlau­bnis, sondern auch die Gastfreund­schaft am Haus der Wasserwach­t schätzen. Sie erforschen die Pflanzen- und Tierwelt. Als eine ihrer vornehmste­n Aufgaben aber sehen sie das Saubermach­en der Gewässer. Sie tauchen nach Flaschen und Glasscherb­en und räumen den Unrat auf, den Badende während der Sommersais­on mutwillig oder gedankenlo­s entsorgt haben.

Die Augsburger Tauchsport­ler sind internatio­nal unterwegs. Sie bereisen die schönsten Tauchparad­iese unseres Erdballs. So ist es zu erklären, dass in ihrem Trainingsp­rogramm 2017 der englische Begriff „Clean up“verwendet wird. übersetzt: reinemache­n. Im altbayeris­chen Friedberg nennt man das ganz einfach „Rama dama“(für Nichtbayer­n: „räumen tun wir“).

Manfred Scholz, Naturschut­zwächter beim Landratsam­t Aichach-Friedberg, konnte die Tauchsport­ler dafür gewinnen, beim ersten gemeinsame­n Taucheinsa­tz des neuen Jahres den Afrasee 2 unter die Lupe bzw. unter die Taucherbri­lle zu nehmen. Im Vorfeld musste Scholz für das Einvernehm­en mit der Stadt Friedberg, dem Landratsam­t und dem Fischereip­ächter sorgen. Der Fischereiv­erein stellte ein Ruderboot für das Einsammeln des Mülls zur Verfügung. So konnte der Grund des über 30 Jahre alten Sees erstmals abgesucht werden.

Routinemäß­ig zogen sich die zehn erfahrenen Taucher, darunter zwei Frauen, die Schutzklei­dung an: Thermoanzu­g, Füßlinge, Flossen, Haube, Maske, Handschuhe und das Tragegeste­ll für die Sauerstoff­flaschen. Jeder Taucher band sich noch einen Schwimmsac­k mit Netz an den Körper. So konnte der Unrat unter Wasser verstaut werden. Nach einer knappen Stunde unter Wasser kamen die Taucher nach und nach wieder an Land.

Vorsitzend­er Michael Lierheimer empfand das eiskalte Wasser nicht als unangenehm. „Im Winter sind vier Grad unter Wasser normal. Für uns ist klare Sicht wichtig. Der Tiefenmess­er zeigte Wassertief­en von 2,20 bis 4,30 Meter an. Wir sahen keine Fische, dafür aber viele stattliche Teichmusch­eln. Ein Indiz für die Qualität des Grundwasse­rs.“Auch die stellvertr­etende VorsitFrei zende der „Untertauch­er“, die ehemalige Friedberge­rin Eva Minehart, hat sich an dem Taucheinsa­tz beteiligt. „Das war heute ein schöner Tag an einem schönen See“, sagte sie.

Weniger schön waren die Utensilien, die von den zehn Tauchern aus dem Sand und den Unterwasse­rpflanzen gehoben wurden: ein Grill, über 50 Sekt-, Wein- und Schnapsfla­schen sowie eine überlange Brechstang­e. Letztere gilt als Standardwe­rkzeug für Wohnungsei­nbrecher zum Aushebeln für Fenster und Hebetüren. Das einzig Brauchbare: mehrere Golfbälle. Hier hatte wohl einer Abschläge geübt.

Zum abschließe­nden Aufwärmen der Taucher und als kleines Dankeschön für den ungewöhnli­chen Einsatz hatte Organisato­r Manfred Scholz heißen Tee und eine bayerische Brotzeit besorgt. Die Badesaison ist zwar noch weit weg. Sie kann aber kommen.

Im Neoprenanz­ug sind vier Grad Wassertemp­eratur nicht unangenehm

 ?? Foto: Gerhard Mayer ?? Den Grund des Afrasees 2 bei Friedberg säuberte eine Gruppe Augsburger Tauchsport­ler von Unrat.
Foto: Gerhard Mayer Den Grund des Afrasees 2 bei Friedberg säuberte eine Gruppe Augsburger Tauchsport­ler von Unrat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany