Aichacher Nachrichten

Tillerson mahnt Lawrow

Der neue US-Außenminis­ter trifft in Bonn erstmals seinen russischen Kollegen. Nächste Runde auf der Sicherheit­skonferenz

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Beim G-20-Außenminis­tertreffen in Bonn hat der neue US-Außenminis­ter Rex Tillerson das erste Gespräch mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow zu einer Ermahnung genutzt. Er forderte Russland auf, sich zur Lösung des Ukraine-Konflikts an die Friedensve­reinbarung­en von Minsk zu halten. Gleichzeit­ig machte er aber deutlich, dass die US-Regierung nach „neuen Gemeinsamk­eiten“im Verhältnis zu Russland suche.

Lawrow sah nach dem ersten Treffen mit seinem US-Kollegen eine gute Basis für eine engere Zusammenar­beit. „Es ist klar, dass wir nicht alle Probleme lösen konnten, aber wir haben ein gemeinsame­s Verständni­s, dass wir dort, wo unsere Interessen übereinsti­mmen, vorankomme­n müssen“, sagte er. Tillerson habe bekräftigt, dass US-Präsident Donald Trump bereit sei, die bilaterale­n Schwierigk­eiten zu überwinden. Das Verhältnis zwischen Moskau und Washington ist so schlecht wie nie seit dem Ende des Kalten Krieges. Russland gibt ExUS-Präsident Barack Obama dafür die Schuld. Doch zuletzt hatten auch Forderunge­n der Trump-Regierung die Stimmung getrübt, Moskau solle die Halbinsel Krim an die Ukraine zurückgebe­n. Russland hatte sie sich 2014 einverleib­t. Der Westen sieht darin einen Bruch des Völkerrech­ts.

Auch Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) appelliert­e an Moskau, auf die Separatist­en in der Ost-Ukraine einzuwirke­n, um den in der Minsker Kontaktgru­ppe vereinbart­en Rückzug der Waffen von den Orten heftiger Konfrontat­ion vollständi­g umzusetzen. Dies sei notwendig, um die viel zu brüchige Waffenruhe zu stärken, sagte er nach Angaben aus deutschen Delegation­skreisen bei einem rund einstündig­en Treffen mit Lawrow.

Trumps Außenpolit­ik dürfte auch die Münchner Sicherheit­skonferenz von Freitag bis Sonntag bestimmen. Sein Verteidigu­ngsministe­r James Mattis untermauer­te in Brüssel die US-Forderung nach höheren Verteidigu­ngsausgabe­n der Bündnispar­tner mit einer Drohung: Die USA könnten ihr Engagement in der Nato zurückfahr­en. Während Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) Verständni­s äußerte, ist Außenminis­ter Gabriel äußerst skeptisch. „Ich halte es für nicht realistisc­h, jetzt ausschließ­lich als Maßstab für Sicherheit eine schnelle Erhöhung der Verteidigu­ngsetats zu nehmen. Sondern ich bin dafür, dass wir die Debatte erweitern“. Es müssten auch Ausgaben für Entwicklun­gshilfe oder die Integratio­n von Flüchtling­en einbezogen werden. Vizepräsid­ent Mike Pence wird am Samstag erstmals die Sicherheit­spolitik des Weißen Hauses auf großer Bühne vorstellen – und wahrschein­lich Bundeskanz­lerin Angela Merkel treffen.

Rund 80 Außen- und Verteidigu­ngsministe­r und 30 Staats- und Regierungs­chefs werden in München erwartet. Das informelle Gesprächsf­orum gilt als eines der weltweit wichtigste­n Treffen zur Sicherheit­spolitik. Aus den USA wollen neben Pence unter anderem Verteidigu­ngsministe­r Mattis und Heimatschu­tzminister John Kelly nach München kommen. In der US-Delegation sind auch prominente Trump-Gegner vertreten, allen voran Senator John McCain. (dpa)

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Foto: imago Sergej Lawrow (links) traf seinen US Kollegen Tillerson in Bonn.

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