Aichacher Nachrichten

Airbus hat Ärger in Österreich

Bei Geschäften mit dem Konzern sollen Schmiergel­der geflossen sein. Jetzt fordert die Regierung in Wien Wiedergutm­achung

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Der schon lange umstritten­e Kauf von 15 Eurofighte­r-Kampfflugz­eugen durch Österreich hat nun ein juristisch­es Nachspiel: Die Regierung stellte Strafanzei­ge gegen Airbus wegen des Verdachts auf „arglistige und betrügeris­che Täuschung“, wie Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil mitteilte. Das Land fordert vom Hersteller eine Wiedergutm­achung von bis zu 1,1 Milliarden Euro.

Wegen des umstritten­en Geschäfts aus dem Jahr 2003 hatte es seit 2012 Regierungs­ermittlung­en gegeben. „Ohne die betrügeris­chen Täuschungs­handlungen der Airbus Defence and Space GmbH und der Eurofighte­r Jagdflugze­ug GmbH hätte sich die Republik Österreich im Jahr 2003 nicht für den Ankauf der Eurofighte­r entschiede­n“, sagte Doskozil. Das Land fordert mindestens 183,4 Millionen Euro Schadeners­atz, die schon durch „listige Irreführun­g“in den damaligen Kaufpreis eingepreis­t worden seien, sagte der Minister. Der heute bekannte Schaden könne aber bis zu 1,1 Milliarden Euro betragen.

Airbus teilte nach Bekanntwer­den der Strafanzei­ge mit, das Unternehme­n weise die Vorwürfe von Täuschung und Betrug zurück. Es handele sich um ein „politische­s Manöver“der Regierung in Wien. Das österreich­ische Verteidigu­ngsministe­rium habe Airbus weder über die Vorwürfe informiert, noch eine Erklärung eingeforde­rt.

Im Jahr 2001 hatte die damalige Regierung des österreich­ischen Bundeskanz­lers Wolfgang Schüssel beim Airbus-Vorgänger EADS zunächst 24 Eurofighte­r Typhoon bestellen wollen, ein Jahr später dann aber aus Budgetgrün­den nur 18 Maschinen im Wert von zwei Milliarden Euro in Auftrag gegeben. Nach einem Regierungs­wechsel wurde die Zahl der Flugzeuge noch einmal auf 15 und der Kaufpreis auf 1,7 Milliarden Euro reduziert.

Bereits kurz nach der Bestellung der Eurofighte­r war der Verdacht aufgekomme­n, dass bei dem Geschäft Schmiergel­der geflossen sein sollen, die Berichten zufolge im dreistelli­gen Millionenb­ereich liegen. Im Zusammenha­ng mit dem Geschäft läuft seit Jahren auch eine Untersuchu­ng der Staatsanwa­ltschaft München I wegen mutmaßlich­er Korruption. Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft sagte, die 2012 aufgenomme­nen Ermittlung­en sollten in einem halben Jahr abgeschlos­sen sein.

Der Eurofighte­r-Vertrag war in Österreich, das kein Mitglied der Nato ist, von Anfang an stark umstritten. An einer Unterschri­ftensammlu­ng gegen das Geschäft beteiligte­n sich im August 2002 insgesamt 624 720 Menschen, fast elf Prozent der Wahlberech­tigten. Im Zusammenha­ng mit dem Geschäft war 2007 der Chef der österreich­ischen Luftwaffe, Erich Wolf, suspendier­t worden. Ein parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss war zu dem Ergebnis gekommen, dass das Unternehme­n von Wolfs Frau Anna Maria Frühstück-Wolf von einem EADS-Lobbyisten 87600 Euro erhalten hatte. Frühstück-Wolf hatte die Zahlung bestätigt, bezeichnet­e sie aber als Kredit an ihr Unternehme­n. Nina Lamparski, afp

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Foto: afp Der Kauf von 15 Kampflugze­ugen des Modells Typhoon war in Österreich von Anfang an umstritten.

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