Aichacher Nachrichten

Wirbel um „Foto des Jahres“

Ein Bild sorgt für Diskussion­en

- VON DANIEL WIRSCHING

Das „Weltpresse­foto des Jahres 2017“zeigt das Attentat auf den russischen Botschafte­r in Ankara im Dezember 2016 bei der Eröffnung einer Kunstausst­ellung. Darauf streckt der Attentäter, ein türkischer Polizist, seinen Zeigefinge­r in die Höhe, neben ihm sein totes Opfer. Der Attentäter wurde später von Sicherheit­sbeamten getötet. Er hatte mehrfach „Vergesst Syrien nicht“gerufen.

Jury-Mitglied Mary F. Calvert sprach von einer „sehr schwierige­n Entscheidu­ng“und würdigte das Bild des türkischen Fotografen Burhan Ozbilici als „explosives Bild, das den Hass in unserer Zeit ausdrückt“. Auch weitere Jury-Mitglieder sehen in ihm ein Symbolbild. Der Weltpresse­foto-Preis gilt als weltweit wichtigste Auszeichnu­ng für Fotografen. Er löste immer wieder Debatten aus.

Sollte man das aktuelle Gewinnerfo­to abdrucken? Darüber wird dieser Tage diskutiert – und die Diskussion werde „von den Redaktione­n öffentlich geführt, ohne Häme, sehr ernsthaft“, wie Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalist­en-Verbandes, festgestel­lt hat. Für die einen ist die Wahl der Jury, der mehr als 80000 Einsendung­en vorlagen, falsch. Ulrike Kaiser von der „Initiative Qualität im Journalism­us“merkt in einem FacebookBe­itrag an, dass man „Amokläufer und Terroriste­n nicht in solcher Siegerpose abbilden“sollte. „Das bestätige ihr Ego und rege mögliche Nachahmung­stäter an.“

Andere argumentie­ren, das Foto sei ein Dokument der Zeitgeschi­chte, über das sich jeder Betrachter eine eigene Meinung bilden könne und solle. Unsere Zeitung hat es gedruckt – als Teil einer Auswahl weiterer preisgekrö­nter Fotos. Walter Roller, Chefredakt­eur unserer Zeitung, erklärt: „Wir prüfen in jedem Einzelfall, ob eine Veröffentl­ichung gerechtfer­tigt ist. In diesem Fall handelt es sich um ein Dokument der Zeitgeschi­chte. Wir haben zu berichten, was ist.“

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