Hässliches in der Idylle
Das Auto eines britischen Rentners verschandelt angeblich Fotos von Touristen. Nun wurde es beschädigt. Und der Mann zur Berühmtheit
Ein quietsch-gelber Corsa bestimmte vor gut zwei Jahren einen Tag lang die Schlagzeilen in Großbritannien. Nun tut er es wieder. Zum Leidwesen von Peter Maddox. Es ist eine Posse, über die man im Grunde nur den Kopf schütteln kann. Peter Maddox versteht die Welt nicht mehr.
Und das ist seine Geschichte: Das Auto gehörte damals wie heute dem mittlerweile 84-jährigen Briten. Er lebt in einem Dorf in den Cotswolds, einer Region, die auch als „Herz Englands“bezeichnet wird. Eine äußerst pittoreske Gegend. Besonders schön ist es in Bibury in der Grafschaft Gloucestershire, das bereits von Schriftsteller William Morris als „das schönste Dorf in England“bezeichnet wurde.
Dort befindet sich die berühmte Arlington Row, eine Reihe aus Weberhäusern aus dem 14. Jahrhundert, die im 17. Jahrhundert umgebaut wurden. Die natürliche Reaktion eines jeden Vorbeikommenden ist stets die gleiche: Ein Seufzer, gefolgt von einem entzückten: „How lovely!“„Wie wunderschön!“In der Tat, hier sieht es aus wie in der Welt der Hobbits. Eine denkmalgeschützte Welt ist es noch dazu.
Und doch werden die steinernen Häuschen, die sich idyllisch aneinanderschmiegen, bewohnt. Touristen fotografieren sie zigfach pro Tag. Rentner Peter Maddox lebt in einem der Häuschen, zum Einkaufen oder für Erledigungen nutzt er sein gelbes Auto.
Und das bescherte ihm 2015 zweifelhaften Ruhm. Denn Touristen hatten sich beschwert, dass sein „hässliches“Auto die klassische englische Szenerie zerstöre. Auf Twitter gab es wüste Beschimpfungen. Der Blick auf die außergewöhnliche Schönheit der Landschaft und, schlimmer noch, die geschossenen Fotos würden durch das grelle Gelb verschandelt, hieß es. Medien berichteten darüber. Und Peter Maddox verteidigte sich mit dem Argument, er habe eben keinen anderen Ort, sein Auto abzustellen.
Die Aufregung legte sich irgendwann wieder. Maddox parkte weiterhin vor seinem Haus. Sein Auto wurde so zum Farbtupfer auf ungezählten Urlaubsfotos. Ende der Geschichte? Keineswegs. Die Diskus- sion ist abermals hochgekocht. Ein Vandale schrieb kürzlich „Move“, „Verzieh dich“, auf die Motorhaube des Corsa, zerkratzte den Lack und schlug das Fenster der Fahrerseite sowie die Rückscheibe ein.
Nachbarn und andere Dorfbewohner, die stets zu Peter Maddox gehalten haben, zeigten sich Medien gegenüber „schockiert“und „erschrocken“. Ihr friedlicher Ort werde von „sinnloser Zerstörungswut“heimgesucht. Einer nannte das Verbrechen „abscheulich“. Ein anderer meinte: „Peter hat niemandem geschadet.“
Den Schaden hat der Rentner gleichwohl. Auf 6000 Pfund, umgerechnet etwa 7000 Euro, belaufen sich die Reparaturkosten – angesichts des aktuellen Wertes des Autos bedeutet das einen Totalschaden. Peter Maddox überlegt sich, nun ein neues Auto zu kaufen. Schließlich müsse er ja mobil bleiben. Deshalb erwäge er, so sagte es der 84-Jährige Journalisten, seinen gelben Flitzer durch ein neues Auto zu ersetzen: Er favorisiere gerade die Farbe Neongrün. Im Moment hat er übrigens einen völlig unauffälligen Ersatzwagen.