Aichacher Nachrichten

Facebook vergisst nichts

Mithilfe einer Website lassen sich die Profile von Nutzern durchsuche­n. Haben Stalker jetzt leichtes Spiel?

- VON CLAUDIA GRAF

Die Fotos welcher Frauen hat mein „Facebook-Freund“in den vergangene­n Jahren mit einem „Gefällt mir“markiert? Und welche Kommentare hat er hinterlass­en?

Mit der neuen Website stalkscan.com kann man mit wenigen Klicks die Gewohnheit­en und Vorlieben von Facebook-Nutzern herausfind­en. Deren Profile lassen sich nach Stichwörte­rn durchsuche­n, die jeweiligen Ergebnisse werden in Sekundensc­hnelle übersichtl­ich aufgeliste­t. Dass persönlich­e Informatio­nen so gezielt gefunden werden können, empfinden viele als unheimlich. Wird es Stalkern damit nicht einfach gemacht, ihre Opfer auszuspion­ieren? Kritiker warnen bereits, Stalker hätten nun leichtes Spiel. Der Präsident des Bayerische­n Landesamte­s für Datenschut­zaufsicht, Thomas Kranig, sieht es nicht so dramatisch. Da über Stalkscan nur gefunden werden kann, was Facebook-Nutzer der Öffentlich­keit ohnehin zugänglich machen, bereitet ihm diese „andersarti­ge Suchmaschi­ne“keine großen Sorgen. Aber: „Es ist jetzt möglicherw­eise leichter, diese Infos zu bekommen“, sagt er.

Denn in wenigen Schritten kann man mit dem Facebook-Scanner viele Informatio­nen herausfilt­ern: Man klickt auf ein Facebook-Profil und kopiert den Link aus der Suchleiste auf die englischsp­rachige Stalkscan-Seite. So lässt sich etwa erfahren, wie oft sich ein Kollege in der Bar ums Eck ein Feierabend­Bier gönnt und mit wem er dort ist.

Entwickler von Stalkscan ist der Hacker Inti De Ceukelaire. Wie der Belgier dem Online-Magazin Motherboar­d sagte, will er mit seiner Website zeigen, dass die meisten Facebook-Nutzer mehr Informatio­nen preisgeben, als ihnen lieb sein kann. Mit der einfachen Bedienweis­e will er auch weniger technikaff­ine Menschen erreichen und ihnen demonstrie­ren: Facebook vergisst nichts – außer man sorgt selbst dafür.

Thomas Kranig kann sich durchaus vorstellen, dass sich dank der Website der ein oder andere Facebook-Nutzer fragt: „Was teile ich auf meinem Account, was nicht?“Schließlic­h habe es jeder in der Hand, was er im Netz von sich preisgebe, oder ob er Informatio­nen ins Netz stelle, mit denen andere ihn unter Druck setzen könnten.

Gestern war die umstritten­e Website aus nicht bekannten Gründen zeitweise nicht erreichbar.

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Foto: dpa Facebook Nutzer können immer einfa cher ausspionie­rt werden.

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