Facebook vergisst nichts
Mithilfe einer Website lassen sich die Profile von Nutzern durchsuchen. Haben Stalker jetzt leichtes Spiel?
Die Fotos welcher Frauen hat mein „Facebook-Freund“in den vergangenen Jahren mit einem „Gefällt mir“markiert? Und welche Kommentare hat er hinterlassen?
Mit der neuen Website stalkscan.com kann man mit wenigen Klicks die Gewohnheiten und Vorlieben von Facebook-Nutzern herausfinden. Deren Profile lassen sich nach Stichwörtern durchsuchen, die jeweiligen Ergebnisse werden in Sekundenschnelle übersichtlich aufgelistet. Dass persönliche Informationen so gezielt gefunden werden können, empfinden viele als unheimlich. Wird es Stalkern damit nicht einfach gemacht, ihre Opfer auszuspionieren? Kritiker warnen bereits, Stalker hätten nun leichtes Spiel. Der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht, Thomas Kranig, sieht es nicht so dramatisch. Da über Stalkscan nur gefunden werden kann, was Facebook-Nutzer der Öffentlichkeit ohnehin zugänglich machen, bereitet ihm diese „andersartige Suchmaschine“keine großen Sorgen. Aber: „Es ist jetzt möglicherweise leichter, diese Infos zu bekommen“, sagt er.
Denn in wenigen Schritten kann man mit dem Facebook-Scanner viele Informationen herausfiltern: Man klickt auf ein Facebook-Profil und kopiert den Link aus der Suchleiste auf die englischsprachige Stalkscan-Seite. So lässt sich etwa erfahren, wie oft sich ein Kollege in der Bar ums Eck ein FeierabendBier gönnt und mit wem er dort ist.
Entwickler von Stalkscan ist der Hacker Inti De Ceukelaire. Wie der Belgier dem Online-Magazin Motherboard sagte, will er mit seiner Website zeigen, dass die meisten Facebook-Nutzer mehr Informationen preisgeben, als ihnen lieb sein kann. Mit der einfachen Bedienweise will er auch weniger technikaffine Menschen erreichen und ihnen demonstrieren: Facebook vergisst nichts – außer man sorgt selbst dafür.
Thomas Kranig kann sich durchaus vorstellen, dass sich dank der Website der ein oder andere Facebook-Nutzer fragt: „Was teile ich auf meinem Account, was nicht?“Schließlich habe es jeder in der Hand, was er im Netz von sich preisgebe, oder ob er Informationen ins Netz stelle, mit denen andere ihn unter Druck setzen könnten.
Gestern war die umstrittene Website aus nicht bekannten Gründen zeitweise nicht erreichbar.