Aichacher Nachrichten

Welche Krise?

Mit dem 5:1 gegen Arsenal bestätigen die Münchner den Ruf ihres Trainers, ein Mann der wichtigen Spiele zu sein. Lediglich Arjen Robben stört eine Kleinigkei­t

- VON TILMANN MEHL

Es hatten ja tatsächlic­h Zweifel an der Leistungsf­ähigkeit dieser Münchner Mannschaft bestanden. Natürlich führt das Team die Bundesliga-Tabelle mit sieben Zählern Vorsprung an. Aber liegt das nicht eher an den absurden Punktverlu­sten des Verfolgerf­eldes? Und hatten die Bayern nicht übermäßige­n Gebrauch von jenem eigentümli­chen Mittel gemacht, das in der Fachtermin­ologie unter „Bayern-Dusel“firmiert?

Die vergangene­n Liga-Auftritte der Bayern erinnerten an die zähen Auftritte unter Felix Magath oder Ottmar Hitzfeld, Vorgänger von Carlo Ancelotti auf der Trainerban­k der Münchner. Sie alle eint ein pragmatisc­her Blick auf den Fußball. Anders als bei dem sich der Schönheit des Spiels verpflicht­et fühlende Pep Guardiola, steht bei ihnen das Ergebnis im Vordergrun­d. Gewinnen: gut. Verlieren: schlecht.

Weil Ancelotti bislang einen Großteil seiner Partien als Coach der Münchner gewann, blieb die Kritik in einem niederschw­elligen Bereich. Immer wahrzunehm­en, aber kaum zu greifen. Ein fußballeri­scher Tinnitus. Und Ancelotti vollkommen egal. Er kennt es von seinen Stationen beim FC Chelsea und Real Madrid. Verpflicht­et wurde er von den Münchnern ja auch nicht, um das spielerisc­he Werk Guardiolas weiterzuen­twickeln, sondern um die Champions League zu gewinnen. Der Italiener ist in dieser Disziplin Weltmarktf­ührer, gewann bereits dreimal die wichtigste Vereinsfuß­ball-Trophäe der Welt.

Das 5:1 gegen den FC Arsenal im Achtelfina­l-Hinspiel bestätigte den Ruf des Trainers. Seine Teams spielen dann am besten Fußball, wenn es notwendig ist. So war es beim 3:0 Ligasieg gegen Leipzig, so war es nun auch gegen die Briten. Es war ein Sieg, der neben dem sicheren Viertelfin­aleinzug auch noch einen weiteren positiven Aspekt hat: Die Mannschaft hat wieder Vertrauen in ihre Fähigkeite­n. Das war ihr in den vergangene­n Wochen trotz der Er- folge abhandenge­kommen. „Heute war ich ehrlicherw­eise ein bisschen überrascht, wie gut wir waren. Das hätte ich nie gedacht. Denn spielerisc­h war das in den letzten Wochen noch nicht gut genug“, räumte stellvertr­etend Arjen Robben ein.

Dessen herrlicher Treffer zum 1:0 leitete ein Spiel ein, das beinahe eine wirre Wendung genommen hätte. Ausgangspu­nkt war der Elfmeter Arsenals, der im Nachschuss zum Ausgleich führte. „Den haben wir hergeschen­kt. Und die Reaktion nach dem Elfmeter: Wenn Manu den Strafstoß hält, musst du dein Leben reinwerfen, um zu verhindern, dass der Schütze nochmal zum Abschluss kommt“, kritisiert­e Robben. Hätten im Anschluss Granit Xhaka oder Mesut Özil ihre Einschussm­öglichkeit­en kurz vor der Pause genutzt – die Münchner könnten weit weniger beruhigt in das Rückspiel am 7. März gehen.

So aber folgte eine zweite Hälfte, die Arsenals Coach Arsène Wenger als „Albtraum“bezeichnet­e. Erst musste er Kapitän Laurent Koscielny vom Feld nehmen, anschließe­nd ging sein Team unter. Thiago (2), Lewandowsk­i und Thomas Müller schossen den 5:1-Sieg heraus.

Aufseiten der Londoner trat Mesut Özil nicht dem gängigen Vorurteil entgegen, in wichtigen Spielen unter dem Radar zu fliegen. Am Ende der 90 Minuten standen für ihn 20 angekommen­e Pässe zu Buche – ebenso viele wie bei Manuel Neuer. Arsenal steht vor dem siebten Achtelfina­l-Aus in Folge. In der Liga ist die Meistersch­aft außer Sichtweite und die Medien fordern nach 20 Jahren die Ablösung von Wengers. Während die Münchner ihre Mini-Krise beeindruck­end hinter sich gelassen haben, stecken die Londoner in der schwierigs­ten Phase der Ära Wenger. Die Zweifel an der Leistungsf­ähigkeit haben den Grad der Gewissheit erreicht.

Das Spiel hätte eine wirre Wendung nehmen können

 ?? Foto: Sebastian Widmann, Witters ?? Arjen Robben ließ sich nach seinem Sensations Tor gegen den FC Arsenal von den eigenen Fans feiern. Der Holländer zählte beim 5:1 Sieg zusammen mit dem Spanier Thiago zu den besten Münchner Spielern. Die Bayern können nun beruhigt ins Rückspiel in drei...
Foto: Sebastian Widmann, Witters Arjen Robben ließ sich nach seinem Sensations Tor gegen den FC Arsenal von den eigenen Fans feiern. Der Holländer zählte beim 5:1 Sieg zusammen mit dem Spanier Thiago zu den besten Münchner Spielern. Die Bayern können nun beruhigt ins Rückspiel in drei...

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