In St. Moritz spielt Trump keine Rolle
Wer glaubt, die Österreicher seien skibegeistert, der sollte dieser Tage in die Schweiz fahren. Dort findet momentan die SkiWM statt. Das mondäne St. Moritz ist Gastgeber, schon zum fünften Mal, wie sie dort nicht müde werden zu erwähnen. Der Endspurt mit den Technik-Wettbewerben läuft. In den Schweizer Zeitungen hat es selbst Donald Trump schwer, gegen die allumfassende WM-Berichterstattung anzukommen.
Der Blick ist bei den Eidgenossen das, was den Österreichern die Krone und bei uns die Bild ist. Jeden Tag liefert der Blick neun Seiten extra zur Ski-WM im eigenen Land. Bisher wurde dort viel gejubelt. Immerhin führen die Schweizer den Medaillenspiegel an. Damit hatten sie nicht unbedingt gerechnet, normalerweise ist Österreich auf Platz eins gebucht.
Das ewige Duell der beiden traditionsreichen Ski-Nationen ist eines der beherrschenden Themen. Die Deutschen dagegen spielen bisher keine Rolle. Gestern etwa fanden sich auf den neun WM-Seiten des Blick schlanke 16 Zeilen über die Rücken-Verletzung von Felix Neureuther. Das ist bezeichnend für das Bild, das der Deutsche Skiverband bisher in St. Moritz abgibt. Es zwickt an allen Ecken und Enden. Im Medaillenspiegel tauchen die Deutschen noch gar nicht auf. Der Teamwettbewerb, in den sie ambitioniert gestartet waren, entpuppte sich als herbe Enttäuschung. Der Alpin-Direktor Wolfgang Maier grantelt seitdem lautstark vor sich hin.
In den Speed-Disziplinen ruhten die Hoffnungen auf Viktoria Rebensburg, sie scheiterte als Vierte knapp. Gestern schied sie im Riesenslalom aus. Besonders unangenehm aus Sicht der Alpinen ist, dass die Kollegen mit dem Gewehr bei der parallel stattfindenden Biathlon-WM in Hochfilzen fulminant abräumen. Längst schon haben die Skijäger den Skifahrern den Rang in der Beliebtheit bei den TV-Zuschauern abgelaufen. Das hat viele Gründe. Vor allem aber ist es, ganz banal, der Erfolg der Biathleten. Drei Medaillen hatten sich die Alpinen bei der Ski-WM zum Ziel gesetzt. Das bei nur noch drei ausstehenden Bewerben zu schaffen, ist schwer bis unmöglich. Vermutlich wird es also dabei bleiben, dass der größte Auftritt der Deutschen Skifahrer im Blick schon ein paar Tage zurückliegt. Christina Geigers Auftritt im Playboy war den Kollegen eine Doppelseite wert. Immerhin.