Familie Bailey feiert in Hochfilzen
Der 35-jährige US-Amerikaner gewinnt überraschend das 20-Kilometer-Rennen. Hinter ihm folgt ein weiterer Oldie. Der beste Deutsche verpasst knapp das Sieger-Treppchen
Erik Lesser war Spielverderber Lowell Bailey nicht böse. Nachdem ihm der Sensationsweltmeister die Bronzemedaille über 20 Kilometer in Hochfilzen verbaut hatte, sagte der WM-Vierte aus Thüringen über den Skijäger aus den USA: „Ich gönne es ihm, er ist ein super Kerl. Er war schon zu Hause auf seiner Bison-Farm und jetzt wird er Weltmeister.“
Weil sich Bailey mit seinem denkwürdigen Rennen zum ersten USBiathlon-Champion der Geschichte krönte, rutschte Lesser, lange auf einem Podestrang liegend, noch auf den undankbaren vierten Platz, Bronze war futsch. „Nachdem ich nach dem Sprint und der Verfolgung am Boden zerstört war und an mir gezweifelt habe, kann ich heute absolut zufrieden ins Bett gehen“, sagte Lesser und zeigte sich einmal mehr als fairer Sportsmann. Am Ende fehlten 10,8 Sekunden auf den drittplatzierten Martin Fourcade. Der Franzose, der seit 2013 im Biathlon-Klassiker alle Titel gewann, musste sich diesmal zwei Oldies geschlagen geben. Der 35 Jahre alte Bailey und der 32 Jahre alte Tscheche Ondrej Moravec sorgten für die große Überraschung im wieder sonnigen Hochfilzen.
„Diesen Tag werde ich mein Leben lang nicht vergessen“, sagte Bailey. Er ließ sich mit seiner Frau Erika und Töchterchen Ophelia bei der Flower-Zeremonie auf dem Podest feiern. Bailey wollte letztes Jahr seine Karriere beenden und auf seiner Farm Bisons züchten: „Ich bin froh, dass ich nicht aufgehört habe.“Bailey war als Drittletzter der 102 Starter losgelaufen und schoss Null.
Simon Schempp dagegen muss weiter auf seine erste WM-EinzelMedaille warten. Schon beim ersten Schießen kassierte der Uhinger zwei Strafminuten, da war das Rennen für den in den Teamwettbewerben so überragenden deutschen Staffel- Schlussläufer praktisch schon gelaufen. Besser machte es Lesser. Dabei war sein Selbstvertrauen nach seinen schlechten WM-Ergebnissen im Sprint als 37. und 28. in der Verfolgung „absolut im Keller.“SprintWeltmeister Benedikt Doll kam nach drei Schießfehlern auf Rang 19, Ex-Champion Arnd Peiffer erwischte als 34. (vier Strafminuten) einen gebrauchten Tag. Bis zur Männer-Staffel am Samstag (14.45 Uhr/ARD/Eurosport) wird Bundestrainer Mark Kirchner schon das richtige Rezept finden. Dagegen ist die deutsche Damen-Staffel um die fünfmalige Weltmeisterin Laura Dahlmeier nach drei Siegen in drei Saison-Rennen heute Topfavorit. „Mir geht es soweit wieder gut. Bis morgen bin ich wieder fit und einsatzfähig“, sagte die 23-jährige Dahlmeier am Tag nach ihrem Schwächeanfall. Die Partenkirchnerin hat heute (14.45 Uhr/ARD/Eurosport) mit dem Frauen-Team die Chance, sich einen Biathlon-Rekord zu sichern. Zehn WM-Medaillen in Serie hat noch keine Skijägerin gewonnen. (dpa)